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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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umziehen. Spaghetti klingen prima.«
    »Mit Bolognese«, erklärte er achselzuckend, »etwas anderes habe ich nicht gefunden. Soll ich sie dir noch mal heiß machen?«
    Ich wusste, dass er nichts anderes hatte finden können, denn Dad liebte Bolognese-Sauce mit Bergen von Knoblauch. Es versetzte mir einen Stich ins Herz. »Ja, gern. Danke.« Mein Magen knurrte leise, obwohl er seit Stunden vollkommen verkrampft war.
    Graves’ Züge entspannten sich. Er ließ mich los und lächelte zögerlich. »Kein Problem! Ich hatte Angst um dich.«
    Weißt du was? Ich auch. Und ich bin so gut wie tot, denn nie im Leben schaffe ich es, mich gegen einen Blutsauger zu wehren. Er spielt bloß mit mir. Da war sie, die grausame Wahrheit. »Ja, ich auch.« Ich schleppte mich die Treppe hinauf, zog die nassen Sachen aus und streifte mir ein T-Shirt und ein sauberes Sweatshirt über. Währenddessen ziepte und riss es in meinem Rücken. Ich musste mir schon wieder etwas gezerrt haben. Seitlich an meinem Kopf brannte es, wo ich auf den Springbrunnenrand aufgeschlagen war. Meine Rippen schmerzten, und ich brauchte eine Weile, bis ich eine Position auf dem Bett gefunden hatte, die nicht weh tat. Ich lag ganz still, auf dass der schmerzfreie Zustand möglichst lange anhielt, und lauschte Graves’ leisem, falschem Summen unten. Ich blieb gerade lange genug wach, um die Decken höher zu ziehen und zu bedauern, dass ich nichts essen würde, wo er sich doch solche Mühe machte.
    Dann schlief ich ein.

    Ich träume selten von meiner Mutter, und wenn, dann ist es immer derselbe Traum. Sie beugt sich über mein Kinderbett, ihr Gesicht größer als der Mond und schöner als die Sonne. Aber das kann auch damit zusammenhängen, dass ich noch so klein bin. Ihr Haar fällt in schimmernden Kringellocken herab und riecht nach ihrem besonderen Shampoo. An der Kette an ihrem Hals baumelt das silberne Medaillon.
    Ihre hübschen dunklen Augen jedoch sind überschattet, was zu der Dunkelheit auf ihrer linken Gesichtshälfte passt. Es sieht aus wie ein Regenschatten, den man durch ein Fenster betrachtet: Licht, das sich in Rinnsalen bricht.
    »Dru«, sagt sie leise, aber eindringlich, »steh auf!«
    Ich reibe mir gähnend die Augen. »Mommy?« Meine Stimme ist gedämpft. Manchmal ist es die einer Zweijährigen, manchmal klingt sie älter. Aber immer ist sie verwundert und schläfrig-ruhig.
    »Komm, Dru!« Sie streckt ihre Hände aus und hebt mich mit einem leisen Uff! hoch, als wollte sie nicht glauben, wie sehr ich gewachsen bin. Ich bin jetzt ein großes Mädchen und muss nicht mehr von ihr getragen werden. Aber ich bin auch so müde, dass ich mich nicht sträube. Vielmehr kuschle ich mich in ihre Wärme und spüre das Kolibriflattern ihres Herzschlags. »Ich liebe dich, meine Süße«, flüstert sie in mein Haar. Sie duftet nach frischen Keksen und warmem Parfum. Und hier fängt der Traum an, sich zuzuspitzen, denn ich höre etwas wie Schritte oder einen Puls. Zuerst ist es ganz still, doch es wird mit jedem Pochen lauter. »Ich liebe dich so sehr!«
    »Mommy …« Ich lege meinen Kopf an ihre Schulter. Ich weiß, dass ich schwer bin, aber sie trägt mich, und als sie mich absetzt, um eine Tür aufzumachen, murre ich bloß ein bisschen.
    Es ist die Wandschranktür unten. Woher ich weiß, dass sie unten ist, kann ich nicht genau sagen. Da ist etwas im Boden, das sie nach oben zieht. Ein paar von meinen Stofftieren stecken in dem viereckigen Loch sowie Decken und ein Kissen aus Moms und Dads Bett. Sie hebt mich wieder hoch und in das Loch hinein. Ich bekomme ein bisschen Angst. »Mommy?«
    »Wir spielen ein Spiel, Dru. Du versteckst dich hier und wartest, bis Daddy von der Arbeit nach Hause kommt.«
    Das ist alles ganz falsch. Manchmal verstecke ich mich in dem Wandschrank, um Daddy zu erschrecken, aber doch nicht mitten in der Nacht und erst recht nie in einem Loch im Fußboden. Ich wusste ja gar nicht, dass es dieses Loch gibt. »Ich mag nicht«, erwidere ich und will herausklettern.
    »Dru!« Sie packt meine Arme so fest, dass es für einen kleinen Moment weh tut, ehe sie ihren Griff lockert. »Es ist sehr wichtig, Kleines. Ein ganz besonderes Spiel. Versteck dich hier, und wenn Daddy nach Hause kommt, findet er dich. Jetzt sei ein braves Mädchen und leg dich hin!«
    Ich jammere ein bisschen. »Das will ich nicht!« Aber ich bin ein braves Mädchen, und ich bin müde. Also lege ich mich in die Höhle, die dunkel und warm ist, und der Schatten auf Mommys

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