Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
von Hass anstelle von Angst. Dennoch jagte es wieder diese Schmerzscherbe durch meinen Schädel.
Graves schien nichts zu bemerken. »Er wollte dich unbedingt aus der Stadt schaffen, als er mitbekam, dass die Bösen wussten, wo du warst, aber vorher? Da hing er einfach bei dir ab, als würde er auf irgendwas warten, ehe er sich rührte. Dein Dad hatte seine Telefonnummer. Sie haben mindestens ein Mal telefoniert. Und die Lehrer hier, von denen dich einige bestimmt ausbilden möchten, haben Order, dir nichts beizubringen. Ich würde wetten, der Befehl kommt von … Na ja, diesen Teil habe ich noch nicht ganz rausgekriegt. Ich kapier nicht, wieso sie dich nicht mal trainieren, wo du doch vor den Blutsaugern rumbaumeln sollst. Aber ich verwette meine letzte Zigarette darauf, dass du ein Köder bist, Dru!«
Bleib hier, Dru! Vertrau mir! Alles passte. Egal, wie sehr ich mich verrenkte, ich konnte Graves nicht widersprechen. »Das würde eine Menge erklären. Aber was ist mit Ash?«
»Was soll mit ihm sein? Sei froh, dass er dir nicht den Kehlkopf zerfetzt hat!«, rief Shanks mit einem kalten Lachen.
»Und wenn er Hilfe braucht?«, beharrte ich verärgert. »Ich habe darüber nachgedacht, und ich …«
»Du willst einem Gebrochenen helfen? Du willst Ash helfen? Er war bestimmt wirr, oder er wollte dich nicht gleich umbringen, weil Du-weißt-schon-wer sich dieses Vergnügen vorbehält.«
»Aber als er das erste Mal hinter mir her war, hat er sehr wohl versucht, mich zu töten!« Ich bemerkte zu spät, dass ich schrie. Meine Brust schmerzte, weil sie von der ganzen Verwirrung zu platzen drohte. »Er hat mir neulich Nacht das Leben gerettet, und dafür muss es einen Grund geben!«
Graves legte seine Hand fest auf meine Schulter. »Beruhig dich!«
Mich beruhigen? Er wollte, dass ich mich beruhigte? Nein, verdammt!
Ich stand kurz davor, zu explodieren. »Dieses ganze Gerede bringt uns nicht weiter! Was ist, wenn wir Ash finden könnten? Wir könnten versuchen, ihm zu helfen, und hätten vielleicht eine Chance, irgendwas herauszufinden, irgendwas! «
»Was hast du denn immer mit diesem Thema?«, wollte Shanks wissen. »Im Kurs bist du auch dauernd darauf rumgeritten.«
Unmittelbar bevor ich mittendrin steckte und dir den Arsch versohlte. Mir wurde eiskalt, und ich bekam überall eine Gänsehaut. Direkt bevor ich Blut trinken wollte. Wie ein Blutsauger. »Du hast seine Augen nicht gesehen.« Beinahe gab ich mich geschlagen und sank auf der Couch nach hinten. »Das hast du einfach nicht. Und ich will ihm helfen.«
»Er ist schon sehr lange der Wolf von Du-weißt-schon-wem. Seit der Dunklen Zeit. Es gibt keine anderen Silverheads mehr. Ash ist der letzte«, erklärte Dibs, der bei seinen Worten erschauderte. Er hörte sich scheu, verängstigt und furchtbar traurig an.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, und ich atmete ein. »Aber er hat mir nichts getan. Und er hat wie viele Blutsauger umgebracht? Das ist doch nicht schlecht für unsere Seite.«
Die Emotionen schlugen in Wellen höher, wie Tinte sich kräuselt, wenn man sie ins Wasser schüttet, und ich begriff, dass ich das Falsche gesagt hatte.
»Seiten! Ihr Djamphire seid doch alle gleich! Früher oder später fangt ihr alle an, über Seiten zu reden.« Shanks’ Lippen zogen sich verächtlich nach oben. »Und dann dürfen die Wölfe die Drecksarbeit erledigen, während ihr euch zurücklehnt und …«
Die Wutblase in meiner Brust schwoll an. Meine Zähne kribbelten, und ich fühlte zwei Spitzen innen an meiner Unterlippe. Ich sprang auf. »Leck mich!«
»Jetzt kriegen wir uns mal alle wieder ein!«, verlangte Graves.
»Einkriegen, Scheiße! Ich bin fast gestorben, und dieses Arschloch tut, als wäre alles meine Schuld!« Mein aufgestauter Frust wollte dringend heraus. Jedes Geheimnis, das ich wahren musste, drängte an die Oberfläche. »Wenn wir schon mit dem ›Du bist genauso wie die anderen‹- Mist anfangen wollen, wie wär’s zur Abwechslung mal mit einem anderen Opfer? Ich habe nicht darum gebeten, als Blutsauger geboren zu werden! Ich wusste ja nicht mal was davon, bis alle und jeder versucht haben, mich umzubringen, und mein Dad nicht mehr zurückkam!« Mir ging die Puste aus, so dass ich eine Pause einlegen musste. Derweil starrten die anderen mich an. »Und jetzt erzählt mir kein Mensch, was zum Henker eigentlich los ist. Das habe ich sooo satt! Ich bin es gründlich leid, mich zu fühlen, als würde ich schon einen Fehler machen, indem ich
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