Strange Love (German Edition)
Badezimmer verbarrikadiert. Nick hörte, dass er duschte.
Er ging in sein Wohnzimmer, zog aus einem der Schränke ein kleines Tütchen mit weißem Pulver. Aus einem Blatt Papier formte er sich ein festes Röhrchen, verteilte zwei Drittel des Pulvers auf zwei schmale Linien auf dem glatten Tisch und ließ dann beide Linien in seiner Nase verschwinden.
Entspannt ließ er sich gegen die Couch sinken. Der Stoff war gut, auch wenn er seine Lust auf Heroin kaum dämpfte.
Er saß noch etwa eine viertel Stunde dort gegen die Couch gelehnt, in der weder Daniel noch Cerys sich blicken ließen, bevor er seine Wohnung wieder verließ.
Torians Wohnung war in Nicks Augen einzigartig. Sie verband auf sehr unkonventionelle Art Stilrichtungen aus verschiedensten Zeitaltern und Kulturen. Aber das alles war nicht etwa wahllos zusammengestellt, es schien irgendwie zusammenzupassen. Allein durch den Umstand, dass sich alles in Torians Besitz befand, schien es sich miteinander arrangiert zu haben.
Nick saß in einem der bequemen, altmodischen Sessel in Torians Wohnung.
»Und ich komme nach Hause und finde Cerys mit Daniel in meinem Bett.«
»Du fragst dich doch nicht wirklich, warum – oder?«
Nick runzelte die Stirn. »Doch.«
Torian lachte leise, und wie immer jagte dieses Geräusch einen Schauder über Nicks Rücken.
»Sie will dich, mein lieber Freund. Und da sie dich nicht bekommt, hat sie sich Daniel ins Bett geholt. – Er ist ein ganz Süßer. Wenn ich nicht wüsste, dass ich ihn umbringe, würde ich ihn auch gern mal ...«
»Torian!«
Torian sah ihn amüsiert an. »Du glaubst doch nicht etwa, dass du der Einzige für mich bist? – Ich würde das gar nicht aushalten – und du würdest es nicht lange überleben, wenn ich dir jede Nacht zu Leibe rücken würde.«
»Du bist mir nicht treu?«, fragte Nick und versuchte, ein empörtes Gesicht zu machen, was aber gründlich misslang.
Torian lachte.
»Daniel konnte es übrigens nicht«, sagte Nick und grinste.
Torian sah ihn erstaunt an. »Nicht? – Das wundert mich. Cerys ist eine hübsche junge Frau.«
Nick schüttelte den Kopf. »Er ist total auf Männer fixiert.«
»Er ist zu jung, er kann das alles noch gar nicht überblicken.«
Torian beugte sich nach vorn, um nach der Weinflasche zu greifen. Nick wusste, dass er sie nur mit seinem Willen hätte bewegen können, aber in seiner – Nicks – Anwesenheit auf solche Dinge verzichtete. Es wäre bloße Angeberei, hatte er einmal dazu gesagt.
Nick schwieg eine Zeitlang. Dann sagte er: »Ich bin wirklich froh, dass Cerys sich um Daniel kümmert. Sie erscheint mir so anders als andere Menschen.«
Torian sah ihn lange an. »Sie hat ein absolut reines Herz, vielleicht ist es das, was du spürst. Deswegen hat sie Angst vor mir. Sie hat mich als etwas Fremdes erkannt, aber sie kann es nicht einordnen.«
»Warum sollte ich spüren können, ob jemand ein reines Herz hat«, fragte Nick stirnrunzelnd.
Torian lächelte humorlos. »Du glaubst mir einfach nicht.« Er fixierte ihn eindringlich. »Irgendwann machst du mich wütend damit, dass du mir nicht glaubst.«
Nick zuckte mit den Schultern. »Torian, ich fühle mich wie ein ganz normaler Mensch.«
»Das bist du aber nicht«, sagte der Dämon leise.
Nick seufzte. Das, was Torian behauptete, erschien ihm absolut abwegig.
»Warum sollte ich dir glauben? Ich hatte eine Familie, ich kann mich an meine Kindheit erinnern.«
Torian lachte boshaft. »Du kannst dich an deine Kindheit erinnern? – Ich glaube, ich weiß da mehr als du.«
»Was meinst du?«
»Ich weiß zum Beispiel, dass deine Mutter von einem Engel geschwängert wurde und dass dein Vater sie in den Tod getrieben hat.« Er sagte das so nüchtern und gefühllos, dass Nick zusammenzuckte. Ein kalter Erinnerungsschauder jagte durch Nicks Gehirn. Wütend blitzte er Torian an. »Wenn du mich nerven willst, gehe ich jetzt.«
»Deine Drohungen lassen mich kalt. – Natürlich kannst du dich erinnern. Du kommst ja schließlich nicht aus dem Nichts. Aber deine Seele, die ist vielleicht schon viel älter, als du glaubst.«
»Und was passiert, wenn ich irgendwann sterbe?«, fragte Nick ungeduldig.
»Warum solltest du sterben? Du musst nicht einmal altern.«
Erstaunt sah Nick ihn an. »Und wie soll ich das machen?«
»Hör einfach auf damit! – Es sein denn ...« Er zog eine Grimasse. »Du willst deinen Körper nicht mehr. Dann nämlich würde deine Seele sich einen anderen Körper suchen, und du würdest alles
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