Straße des Todes: Thriller (German Edition)
darauf, steckte den Zettel zurück unter die Matte und drückte auf die Klingel, auch wenn niemand aufmachen würde.
Ich ging die Einfahrt hinauf, vorbei an zwei Plastikmülltonnen vor einer Tür, vermutlich einer Versorgungstür, und betrat den Carport. Ein schmiedeeisernes Tor trennte ihn von einem Swimmingpool mit umlaufender Betonterrasse und einem überdachten Bewirtungsbereich, dessen Zentrum eine Bar mit Außenküche bildete. Das Tor war unverschlossen.
Es war ein hübscher Garten. Hinter der Bar hing ein Sechzig-Zoll-Flachbildfernseher, der was von durchgeknalltem Tiki-Design hatte. Glasschiebetüren auf der Rückseite des Hauses gaben den Blick frei ins Innere. Ich hoffte, Krista und Jack beim Rummachen zu erwischen oder Jacks Mutter, die einen Apfelkuchen backte, aber sowohl im Pool als auch im Haus keine Menschenseele. Die gute Nachricht war: Es gab keine Leichen und keinerlei Anzeichen von Gewaltanwendung.
Nita Morales hatte vorne einen Zettel unter die Fußmatte gesteckt, aber auf Augenhöhe an der Schiebetür zum Wohnzimmer klebte eine zweite Nachricht. Sie war mithilfe eines Kaugummis auf der Scheibe befestigt. Handschriftlich in schwarzer Tinte stand auf der Rückseite eines ampm-Kassenbeleg über zwanzig Dollar Benzin: Alter! Bist du etwa ohne mich los??? Was geht? D.T. Dieser zweite Zettel stammte höchstwahrscheinlich nicht von Nita.
Unter uns Detektiven nennt man so etwas eine Spur.
Die Innenausstattung war merkwürdig asketisch, fast als hätte jemand angefangen, das Haus einzurichten, aber gleich wieder aufgehört und die Zimmer praktisch leer gelassen. Eine schwarze Ledercouch, zwei rote Stühle und ein weiterer Flachbildfernseher möblierten das Wohnzimmer, doch Teppiche und Tische waren vergessen worden. Außer den Lichtschaltern und dem Bedienfeld einer Alarmanlage waren die Wände kahl, wodurch alles irgendwie unfertig wirkte. Ich musterte die Alarmanlage und war ziemlich sicher, ein winziges grünes Lämpchen zu erkennen. Ein rotes Licht würde bedeuten, die Alarmanlage war scharf. Ein grünes bedeutete das Gegenteil.
Ich kehrte zu der Versorgungstür zurück, knackte das Bolzenschloss und ließ mich ins Haus. Eine computergenerierte Stimme sprach aus dem Bedienfeld der Alarmanlage am Vordereingang und verkündete, der südliche Nebeneingang sei offen. Ich lauschte einen Moment, hörte aber weiter nichts. Keine Menschenseele war zu Hause.
»Hallo? Ich glaube, Ihre Klingel ist kaputt.«
Als niemand antwortete, trat ich ein, zog die Tür hinter mir zu und durchsuchte schnell das ganze Haus. Zwei der drei Schlafzimmer waren vollkommen leer, daher brauchte ich nicht lange.
Das große Schlafzimmer gehörte ganz offensichtlich einem alleinstehenden Mann, aber auf dem Fußende des Bettes stand eine hellblaue Reisetasche. Darin befanden sich drei Höschen, zwei hauchdünne BHs, zwei leichte Stricktops, rosa Shorts, ein Paar Laufschuhe, ein zweiteiliger Badeanzug und ein schwarzer Kapuzenpulli – ungefähr das, was eine Frau für ein entspanntes Wochenende mit einem Freund in der Wüste einpacken würde. In einem hellgrauen Kulturbeutel befanden sich Make-up, eine Zahnbürste und eine rosa Plastikdose mit Antibabypillen. Der Aufkleber der Apotheke verriet, dass das Rezept für Krista Morales ausgestellt worden war. Wenn Krista mit Berman nach Vegas durchgebrannt war, dann hätte sie ihre Toilettenartikel und Pillen zurückgelassen, was junge Frauen in aller Regel eben nicht tun.
Ich fotografierte Kristas Sachen, wie ich sie gefunden hatte, und ging dann in die Küche zurück. Auf der Arbeitsfläche lag neben einem blinkenden Anrufbeantworter ein schnurloses Telefon von Panasonic. Der AB zeigte drei Anrufe an. Ich drückte auf den Wiedergabeknopf und lauschte.
»Alter! Lass mich nicht hängen! Wo steckst du, Bruder?«
Die erste Nachricht war zu Ende, und dieselbe Männerstimme hinterließ eine zweite.
»Hey, Berman, hast du dein Handy ausgeschaltet? Was soll das? Leute, seid ihr in die Stadt zurück, oder was? Ich hab mir den Tag freigenommen, Bruder.«
»Leute« und der Plural waren ein gutes Zeichen. Das hieß doch, dass der Anrufer sowohl Berman als auch Krista Morales kannte und sie zusammen gesehen hatte.
Die dritte Nachricht war von derselben Stimme einen Tag später aufgesprochen worden.
»Scheiße, Mann, ich hoffe, alles ist easy. Dein Handy erzählt mir so einen Scheiß von wegen kann keine Anrufe oder Nachrichten entgegennehmen. Ich weiß nicht, ob du meine
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