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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Organisation. Für die Straße war alles da … für die Menschen kaum etwas.
    Gebbhardt hatte gefunden, was man suchte. Er rannte mit einem Karton voller Gummischläuche zurück zu den OP-Tischen. Jetzt waren vier Stück aufgeklappt, die Sanitäter arbeiteten mit, so gut sie es konnten. Sie entfernten die Fleischfetzen und säuberten die Körper. Zwei Verletzte lagen noch auf den Gummitüchern am Boden. Um sie bemühten sich ein riesiger Neger, zwei Indios, zwei Mestizen und zwei Weiße. Sie hatten keinerlei Erfahrung in Erster Hilfe, aber sie taten instinktiv das Richtige … sie banden dem einen der Zerfetzten die Beinschlagader ab und dem anderen drückten zwei Mann abwechselnd die Halsschlagader zu.
    »Blut!« schrie Santaluz vom Tisch I. »Wo bleiben die Infusionsflaschen?«
    Der Karton mit den Schläuchen wurde ausgepackt. Man hatte unverschämtes Glück. In Rio waren die Klemmen und Hähne nicht getrennt verpackt, sondern in sterilen Behältern zu den Schläuchen gelegt worden. Gebbhardt drückte den Karton an seine Brust und rannte hinüber zu Norina Samasina.
    »Endlich!« sagte sie hart. Der Schweiß lief in Strömen über ihr gerötetes Gesicht. »Helfen Sie mir, Senhor Carlos.« Ihre Augen trafen ihn wieder wie ein Blitzstrahl. »Aber fallen Sie nicht um.«
    Gebbhardt verstand. Er schämte sich. Jetzt bereute er seinen Befehl, Norina zurückzuhalten und nicht zu dem grauenhaften Geschehen am Fluß zu lassen. Nun zeigte sie ihm, wie sehr er sie unterschätzt hatte. Sie arbeitete an dem zerfetzten Körper mit einer Ruhe, die ihm unbegreiflich war. Die Krankenpfleger an den beiden Klapptischen nebenan waren dagegen hilflose Statisten.
    Er setzte den Karton auf die Erde, riß ein paar Schläuche und einen Kasten mit Klemmen, Hähnen und dicken Hohlnadeln heraus und stellte ihn neben den Verletzten auf den OP-Tisch. Ein breitschultriger Neger mit nacktem Oberkörper, der glänzte wie Ebenholz, hielt eine Infusionsflasche bereit.
    Gebbhardt griff in die Tasche, holte sein Taschentuch heraus und wischte Norina den Schweiß vom Gesicht.
    Sie hielt still, die Hände auf dem zerrissenen Körper unter sich, die Augen geschlossen. Doch als er fertig war, warf sie mit stolzer Kopfbewegung die Haare in den Nacken und sagte: »Lassen Sie das, Senhor Carlos. Kümmern Sie sich lieber darum, daß von dem Hospitalmaterial nicht die Hälfte geklaut wird.«
    Bei zwei von den sechs Verletzten waren alle ärztlichen Bemühungen umsonst. Ihre Wunden waren so fürchterlich, die Zähne der Piranhas hatten so viel Fleisch aus ihnen herausgerissen, daß sie nicht mehr zu retten waren. Sie verbluteten unter den Händen des Doktors. Man konnte ja nicht alle Adern abbinden oder abklemmen. Und wie wollte man die Adern ersetzen, von denen ganze Stücke fehlten?
    Dafür gab man den Kampf um die anderen Opfer nicht auf. Während die Blutersatzflaschen angeschlossen wurden und die Blutungen notdürftig eingedämmt werden konnten, während die Kreislaufinjektionen und Herzspritzen das Herz zu weiterer Arbeit zwangen, lagen die Verletzten auf den Gummitüchern am Boden. Neben ihnen streckten sich die Blutspender aus. Man hatte die Blutgruppen im Schnellverfahren bestimmt. Dabei konnte man auf Feinheiten, wie den Rhesusfaktor, keine Rücksicht nehmen. Wenn O oder A oder B stimmten, war das Blut in Ordnung.
    Dr. Santaluz lehnte sich erschöpft gegen einen der leeren, blutverschmierten Tische. Norina und die Krankenpfleger überwachten die Infusionen und Transfusionen. Das lebenerhaltende Blut floß langsam in die zerstörten Körper. Für ein paar Minuten war jetzt Ruhe.
    »Soll man es Gottes Fügung nennen, daß Sie gerade in dieser Stunde hier eintrafen?« sagte Gebbhardt mit rauher Stimme. »Wissen Sie, was geschehen wäre, wenn wir – wie seit Monaten – keine ärztliche Hilfe gehabt hätten?«
    »Ja, die armen Kerle wären verblutet.«
    »Schlimmer. Man hätte sie gar nicht erst aus dem Wasser geholt. Die Piranhas hätten schnelle, saubere Arbeit geleistet.« Gebbhardt wischte sich mit beiden Händen über das schmutzige Gesicht. »Areras ist sowieso der Ansicht, daß es billiger ist, sechs Menschen aus einer Liste zu streichen, als teures medizinisches Material einzusetzen.«
    »Hat er nicht recht?« fragte Dr. Santaluz leise.
    »Das sagen Sie als Arzt, doutôr ?«
    »Ich interpretiere nur die Logik unserer Geldgeber. Wer sind denn die armen Kerle hier? Menschlicher Abfall in den Augen der Gesellschaft. Bei den meisten stimmt nicht

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