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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unfall!« schrie Gebbhardt und sprang in seinen Landrover. Er sah, wie Dr. Santaluz und Norina sich in ihren Jeep schwangen und Hauptmann Bandeira den zweiten Jeep enterte.
    »Verdammt! Lassen Sie Norina da!« brüllte Gebbhardt hinüber. »Wenn ein Boot auf dem Fluß gekentert ist … zum Teufel, lassen Sie Norina da weg, Santaluz.«
    Er dachte an die Krokodile, an die Piranhas und daran, daß man die Männer nur noch als Fleischfetzen aus dem Wasser ziehen würde. Aber seine Mahnung war umsonst.
    Norina, die sich hinter das Steuer des einen Jeeps gesetzt hatte, startete und gab Gas. Sie überholte Gebbhardt, und als sie Seite an Seite fuhren, blickte sie zu ihm hinüber.
    Von dieser Sekunde an wußte Gebbhardt, daß diese Frau sein Schicksal war.

3
    Am Ufer des grünschillernden Flusses bemühte sich die Besatzung von vier Booten verzweifelt, sechs Männer aus dem Wasser zu ziehen. Am Ufer standen einige Vorarbeiter – die einzigen, die Waffen tragen durften. Sie schossen auf die herangleitenden Krokodile. Es gelang ihnen, einige zu erlegen und damit die übrigen Reptilien von den im versumpften Fluß um sich schlagenden und schreienden Menschen abzulenken. Aber die pfeilschnellen Schwärme der mörderischen Piranhas waren nicht abzuhalten. Sie teilten sich, und während eine Gruppe über die getöteten Krokodile herfiel und sie in Fetzen riß, stürzte sich der andere Teil der Mörderfische auf die brüllenden menschlichen Opfer. Das Wasser wirbelte und schäumte, als tobe auf dem Grund des Flusses ein heißer Strudel.
    Mit weit aufgerissenen Augen und vom Entsetzen gelähmt, starrte Norina Samasina auf das furchtbare Geschehen. Dr. Santaluz schrie Befehle, die niemand hörte. Gebbhardt stürzte in eines der ablegenden Boote und feuerte aus seiner Pistole völlig sinnlos in den Piranha-Schwarm. Die Vorarbeiter in den anderen Booten und am Ufer schossen mit versteinerten Gesichtern auf die Krokodile, um den Piranhas eine andere blutige Beute vorzulegen anstelle der Menschen, und von hinten jagte mit heulender Sirene einer der als Lazarettwagen umgebauten Lastwagen heran und holperte über die notdürftig geräumte Schneise.
    Die Schreie der sechs Männer aus dem umgeschlagenen Boot klangen kaum noch menschlich. Faustgroße Stücke wurden aus ihren Körpern gerissen, in breiten Flecken verbreitete sich das Blut über das Wasser und machte die Mörderfische völlig verrückt.
    »Blutkonserven bereitstellen!« schrie Santaluz. »Die Nottische raus! Schnell, schnell! Hier auf die Erde, verdammt noch mal! Die Instrumente her, ihr Rindviecher!«
    Die Sanitäter luden erst die noch verpackten OP-Tische aus, danach die Kisten mit Medikamenten, Verbänden und Instrumenten. Alles war noch so in den Fahrzeugen verpackt, wie es aus Rio eingetroffen war. Santaluz stemmte mit einem Beil die Kisten auf und zerhackte die Kartons, um schnell an die Verbände zu kommen. Seine Krankenpfleger rissen die Verpackung weg und bauten die zusammenklappbaren Tische auf.
    Kaum war der erste Tisch einsatzbereit, trug man einen Verletzten, den man aus dem Wasser gezogen hatte, vom Ufer herbei. Es war gelungen, die Piranhas wegzulocken. Sie stürzten sich wie eine Woge von Zähnen auf die erlegten Krokodile. Doch das, was man da aus dem blutigen Wasser zog, waren kaum noch Menschen. Keuchend rannten die Männer mit den zerrissenen Körpern ihrer Kameraden zum fahrbaren Lazarett und legten sie neben Dr. Santaluz auf die rasch über den Waldboden gebreiteten großen Gummitücher.
    Die Verletzten waren grauenhaft verstümmelt. Die Mörderfische hatten ihnen das Fleisch in Fetzen aus dem Leib gerissen. Jetzt schrien diese Menschen nicht mehr. Das Entsetzen und die unerträglichen Schmerzen hatten sie besinnungslos gemacht. Ihre gepeinigten Körper waren mit dem grünen Schlamm der Wasserpest überzogen, die sich mit den Fleischfetzen und dem strömenden Blut vermengte.
    Dorias Bandeira half mit, einen der Verletzten auf den schmalen OP-Tisch zu heben. Er nahm dabei keine Rücksicht auf seine Uniform. Im Nu war sie mit Blut und Schlamm beschmiert.
    »Was wollen Sie da noch tun, doutôr ?« fragte er mit rauher Stimme. Auch ihn lähmte das Grauen. »Geben Sie ihnen die Gnadenspritze …«
    »Wenn Sie meinen.« Dr. Santaluz tat etwas, was vom Medizinischen her unmöglich war – aber wer konnte hier schon noch schulmäßig arbeiten: Er goß zunächst über den Körper vor sich ein paar Eimer Wasser, um den Flußschlamm wegzuspülen. An den

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