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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hintergrund saß und die Fäden zog, würde man nie erfahren. Er jedenfalls nicht, der Deutsche, der Fremde, der nur ein Teil der hier eingesetzten Technik war, ein kleiner Motor in der großen Maschinerie.
    »Ich ahne, wer Sie sind …«, sagte Gebbhardt langsam. »Eine Art Che Guevara von Brasilien.«
    »Zuviel der Ehre, Senhor Carlos.« Santaluz lachte. »Wäre ich Che, ich wäre nicht mit einem Skalpell zu Ihnen gekommen, sondern mit einer Maschinenpistole.«
    Er erwähnte nicht, daß im fünften Lazarettwagen ein ganzes Waffenarsenal transportiert wurde. Auf den Kisten stand – welch bitterer Humor – ›Röntgenapparat‹.
    Auch ein dritter Mann starb, während man ihm die Bluttransfusion gab. Es gibt Verletzungen, mit denen kein Herz mehr fertig wird. Doch die anderen drei Verstümmelten hatten die schwache Hoffnung, gerettet zu werden. Ob sie es später einmal Santaluz und Norina Samasina dankten, war eine andere Frage. Mit faustgroßen Löchern im Körper ist es schlecht bestellt um die Lebensfreude.
    Dorias Bandeira kam vom Flußufer herüber und bedeutete Gebbhardt, zu seinem Jeep zu kommen. Paulo Alegre und zwei Männer vom Bootstrupp folgten ihm. Am Fluß waren jetzt die hölzernen Brückenteile aufgefahren und wurden zusammenmontiert, um dann über das Wasser geschoben zu werden.
    Norina kämpfte noch immer um einen Verletzten. Der Mann begann wie wild zu zucken. Er erwachte jetzt aus seiner Besinnungslosigkeit und brüllte fürchterlich. Norina gab ihm eine Morphiuminjektion. Dann versank er wieder in die selige Welt der Schmerzlosigkeit.
    »Hören Sie sich das an, Senhor Carlos«, sagte Bandeira ernst. Dann fügte er hinzu: »Ist Alegre zuverlässig?«
    »Mein bester Mann, capitão .« Gebbhardt sah Alegre an. »Hat er etwas angestellt?«
    »Im Gegenteil. Los, sagen Sie es, Paulo. Was behaupten die Männer am Fluß?«
    Alegre knirschte mit den Zähnen. »Es war kein Unfall, Senhor Carlos«, sagte er dumpf. »Drei Mann haben gesehen, wie das Boot von einem anderen Boot aus mit einer Stange umgestoßen wurde …«
    Das plötzliche Schweigen war bedrückend. Gebbhardt hatte das Gefühl, sein Herz setzte aus. Umgestoßen? Das war Mord – eiskalter Mord. Bandeira in seiner blutigen Offiziersuniform räusperte sich leise.
    »Das ist doch unmöglich«, stieß Gebbhardt hervor.
    »Ich habe einen Zeugen«, sagte Alegre heiser.
    »Wir sind doch hier vorne alle Kameraden. Wir sind doch auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Hier gibt es keine Mörder.«
    »Außer wenn es um Weiber geht.« Bandeira winkte ab. »Aber das ist nichts Neues, das war immer so in einer Männergesellschaft, wo jeder nur vom Unterleib träumt. Doch jetzt ist kein Weib im Spiel, Carlos. Keine rotglühende Eifersucht, die jede Moral sprengt. Das hier war wirklich Mord. Ein politischer Mord.«
    Das Wort war ausgesprochen, ganz klar, ganz kalt. Bandeira zeigte auf die beiden Arbeiter, zwei vom Urwald gezeichnete Menschen. Sie standen hinter Alegre, als suchten sie Schutz hinter seinem breiten Rücken.
    »Wen es so ist, capitão «, sagte Gebbhardt gepreßt, »dann tun Sie Ihre Pflicht. Sie kennen die Mörder?«
    »Natürlich. Boot drei. Ich habe die Namen. Aber was nützt das? Sie werden leugnen. Sie werden sich an Areras wenden und auch ein Verhör in Ceres vor der oberen Bauleitung bestehen. Wissen Sie, was dabei herauskommt?« Bandeira steckte die Hände in die Hosentaschen. »Man wird sie nach Brasilia bringen, und dort verschwinden sie. Ich will Ihnen damit nur vor Augen führen, wie hier in Ihren Arbeitskolonnen der Stand der Dinge ist. Wissen Sie, warum die Kerle sterben sollten?«
    »Ich ahne es«, sagte Gebbhardt tonlos.
    »Sie waren Freunde von Alegre. Stimmt's?«
    »Ja«, erwiderte Alegre.
    »Sie haben die Schnauze aufgemacht, von Ausbeutung und Sklaverei gesprochen. Sie haben Senhor Bolo, den großen Bolo, beschimpft. Sie haben Unruhe unter die Männer getragen. So etwas wird sofort nach Brasilia gemeldet, wie man überhaupt alles meldet. Der Nachrichtendienst dieser Arschlecker funktioniert vorzüglich!«
    »Und was wollen Sie tun? Als Polizist?«
    »Nichts.« Bandeira gab den beiden Zeugen einen Wink. Sie entfernten sich. »Es genügt, wenn man Bescheid weiß. Wir werden jetzt nur unsere Zeugen beschützen müssen. Man fällt so schnell in den Fluß. Aber was soll man mit diesen Zeugen schon anfangen? Alegre ist ein begnadigter Mörder, der andere ein ehemaliger Bauer, dem man sein Land weggenommen hat. Der dritte

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