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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihre festen Brüste. Sie sah herrlich aus, begehrenswert und unerreichbar. »Ich muß gehen.«
    »Warum? Bitte, bleiben Sie.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Wenn Sie die ganze Nacht Zeit für mich haben …«
    Sie hob die Schultern und stützte sich auf die Lehne des grobgezimmerten Stuhles, auf dem sie zuvor gesessen hatte. »Sie wollen mit mir schlafen, Carlos, nicht wahr?« sagte sie nüchtern. Ihre gleichmütige Stimme, die so etwas Großes, Herrliches, Traumhaftes aussprach, war für ihn ein Schlag ins Gesicht. Er senkte den Kopf, als hätten seine Augen ihn und seine Wünsche verraten.
    »Ich weiß nicht …«, sagte er zögernd.
    »Warum lügen Sie? Natürlich wollen Sie mit mir schlafen. Sie bitten mich doch nicht, hierzubleiben, nur weil Ihnen meine klassenkämpferischen Reden gefallen.«
    »Ich … ich mag Ihre Gegenwart, das ist alles.« Er stand auf und ging um den Tisch herum. Sie blieb stehen, fast unbeweglich, nur ihre großen Augen verfolgten ihn. Als er vor ihr stand, hob sie mit einem Ruck den Kopf. Er war fast einen Kopf größer als sie.
    »Was nun?« fragte sie, als Gebbhardt sie nur stumm anstarrte. »Tun Sie etwas, Carlos …«
    »Ich denke an Ihre Faust, die Sie so gut gebrauchen können, Norina …«
    »Ich habe auch offene Hände, die streicheln können.«
    »Das ist ein Vabanquespiel.«
    »Das ganze Leben ist ein einziges Risiko, Carlos.« Sie schloß die Augen und legte den Kopf noch weiter in den Nacken. »Nun küß mich endlich!« sagte sie. Ihre Stimme war dunkler und wärmer geworden. »Da ist ein Kerl, der eine Straße durch den Urwald schlägt und Angst vor einer Frau hat. Carlos …«
    Es war kein gewöhnlicher Kuß mehr. Ihre Lippen wurden völlig eins, und ihre Umarmung war so leidenschaftlich, als müsse aus zwei Körpern einer werden.
    »Daran habe ich gedacht, als ich dich zum erstenmal sah«, sagte sie. »Ich weiß, daß es Unsinn ist, und du weißt es auch, aber in diesem Wald muß man leben von Stunde zu Stunde, und das hier ist unsere Stunde.«
    Sie zog sich mit einer Selbstverständlichkeit aus, als habe sie nie etwas anderes vor Gebbhardt getan. Sie streifte die Jeans ab, zog den Pullover über den Kopf, drehte sich um, damit Gebbhardt ihren Büstenhalter aufknöpfen konnte, und legte sich in ihrer wundervollen Nacktheit auf das schmale Feldbett im Hintergrund des Bauwagens. Er starrte sie an, als wäre ein Engel vom Himmel gefallen. Dann zog auch er sich aus und legte sich zu ihr.
    Die Wärme ihres glatten Körpers durchströmte ihn mit unsagbarem Gefühl, wie er es ähnlich noch nie gekannt hatte – bei keiner Frau, die vor Norina gewesen war, und er wußte, daß es auch bei keiner Frau, die nach ihr kam, wieder so sein würde.
    »Ich liebe dich …«, sagte er heiser vor Ergriffenheit. »Mein Gott, wie sehr liebe ich dich …«
    »Red' nicht so dumm!« antwortete sie fast grob. »Daß wir uns lieben, wissen wir – warum darüber sprechen?«
    Er nickte, wandte sich ihr zu und streichelte ihre Brüste. Sie warf mit einem Seufzer den Kopf zurück, und ihr schlanker Leib spannte sich wie eine Sehne, von der gleich ein Pfeil abschnellen sollte. Durch die glatte Haut wölbten sich die Muskeln, alles an ihr war wie zum Zerbersten bereit. Dann schlang sie die Arme um Gebbhardts Schultern, drückte ihn an sich und biß ihn in die Brust. Sie wurde zum Raubtier, mit dem man um Leben und Tod rang.
    Es gab keine zweite Frau wie Norina Samasina …
    Sie merkten nicht, daß jemand den Bauwagen betreten hatte und an der Tür stehengeblieben war. Erst als sich die dunkle, im Schatten stehende Gestalt räusperte, fuhren sie auseinander, fielen zur Seite wie zwei Hälften einer durchgeschlagenen Frucht und starrten schwer atmend in den Raum. Die trübe Lampe über dem Tisch, ihr schwacher Lichtschein, war wie eine Schranke. Sie erkannten nicht, wer hereingekommen war.
    »Gehen Sie hinaus!« befahl Gebbhardt keuchend. »Verdammt noch mal, was suchen Sie in der Nacht in meiner Bude?«
    »Carlos!« Es war die Stimme Bandeiras.
    Norina strich sich das schweißnasse Haar aus dem Gesicht, aber sie deckte sich nicht zu. Sie schämte sich nicht. Warum auch? Die Liebe war doch etwas Natürliches – wer sie sehen sollte, konnte ruhig hinsehen. Im Urwald ist auch der Mensch nur ein winziges Stück der großen Natur.
    »Hatte das nicht Zeit bis morgen?« fragte sie. Ihre Stimme war wieder so nüchtern wie am Tag.
    Polizeihauptmann Bandeira trat in den schmalen Lichtkreis. Er hatte seine blutige

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