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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Teufel zu schicken?«
    Der Oberst war aufgesprungen und stülpte sich die Mütze auf.
    Seine schnarrende Stimme zerriß Norinas Worte.
    »Das Sondergericht des Militärdepartements hat folgendes Urteil gefällt …«
    »Hören Sie sie doch an!« schrie Gebbhardt und sprang auf. Zwei Offiziere neben ihm hielten ihn fest und rissen ihn auf die Bank zurück. Plötzlich war auch Pater de Sete hinter ihm und preßte ihm seine Hand auf den Mund. Doch mit einer Kraft, die niemand ihm zugetraut hatte, riß sich Gebbhardt wieder los. »Warum haben Sie denn Angst vor einer Frau?« brüllte er in den Saal. »Wenn Sie ihr das Wort abschneiden, dann hören Sie mich an! Mich können Sie nicht hindern. Ich bin der freie Bürger eines freien Staates –«
    »So ein Rindvieh!« sagte Pater de Sete und nickte den Offizieren zu. »Greifen Sie härter zu!«
    Sie zogen Gebbhardt wieder zurück auf den Sitz, und Pater de Sete preßte beide Hände auf Gebbhardts Mund.
    Der Oberst atmete tief auf. Sein Gesicht war rot und bebte. »Gefällt«, fuhr er fast schreiend fort. »Norina Samasina wird mit dem Tode bestraft. Ich schließe die Verhandlung des Sondergerichtes.«
    Er drehte sich um und verließ schnell den Saal. Seine sechs Offiziere folgten ihm so rasch, als flüchteten sie. Drei Soldaten ergriffen Norina und zerrten sie zur andern Tür hinaus.
    »Zum Tode!« sagte Gebbhardt, als Pater de Sete die Hände von seinem Mund nahm. Die Offiziere auf der Zuschauerbank verließen nun auch den Saal. Der General und der Mann vom Innenministerium sahen Gebbhardt kurz an. Dann folgten auch sie den Offizieren. »Zum Tode …«, sagte Gebbhardt. Eine ungeheure Leere war in ihm. Er wunderte sich, daß er sich noch auf den Füßen halten konnte. »Was nun?«
    »Ich weiß es nicht«, bekannte Pater de Sete. »Die Delinquenten kommen in einen anderen Zellenflügel. Dort habe ich die Wachen noch nicht mit der ewigen Seligkeit bestochen. Ich bezweifle, daß mir das bis Montag früh gelingen wird.«
    »Zum Tode«, sagte Gebbhardt dumpf. »Gott im Himmel … zum Tode …«
    »Dabei haben Sie mitgeholfen«, sagte der Pater. »Ja, damit müssen Sie jetzt fertig werden.«
    Es schien Gebbhardt , als lebe er seit der Urteilsverkündung in einem luftleeren Raum, in einer toten Welt. Er konnte sich innerhalb des Kasernenbereichs frei bewegen, aber niemand sprach ihn an, keiner blieb bei ihm stehen. Wenn er einen der Soldaten oder einen Offizier ansprach, ging dieser weiter, als wäre Gebbhardt gar nicht vorhanden. Sein Essen brachte eine ebenso stumme Ordonnanz ins Zimmer, stellte es auf den Tisch und ging mit unbewegter Miene hinaus.
    Am fürchterlichsten war die Nacht. Gebbhardt stand am vergitterten Fenster, starrte in die Sterne, die nirgendwo so herrlich leuchten wie über einer Wüste oder einem Urwald, und seine ganze Verlassenheit, seine Schwäche, die schreckliche Hilflosigkeit würgten ihn im Hals.
    Ein paarmal verlangte er nach Pater de Sete, aber der Priester kam nicht. Und so wanderte Gebbhardt in seinem Zimmer von Wand zu Wand, seine Ohnmacht mit sich schleppend wie eine Last, unter der er – das war abzusehen – in Kürze zusammenbrechen würde.
    Am nächsten Morgen stand er vor den in den Boden gerammten Hinrichtungspfählen. Ein Posten stand daneben, wie vor einem Ehrenmal, das Gewehr geschultert und mit unbewegter Miene. Die Mauer hinter den Pfählen war neu geweißt worden. Erwies man dem Betrachter damit die Ehre, später einmal die Einschußlöcher und die Blutspritzer bestaunen zu dürfen?
    Ich werde wahnsinnig, dachte Gebbhardt. Ich halte den Gedanken nicht länger aus, daß morgen Norina an einen dieser Pfähle gebunden wird. Es muß etwas geschehen. Es muß sofort etwas geschehen. Warum greift die Deutsche Botschaft nicht ein? Man weiß doch, daß ich hier in Ceres bin, man weiß, daß ich um Norinas Leben kämpfe, aber niemand kümmert sich darum. Man schweigt. Ist es die Aufgabe der Diplomaten zu schweigen, wo sie schreien sollten? Besteht das Ablegen der Diplomatenprüfung darin, die Augen zusammenzukneifen und sich die Ohren zuzuhalten? Erschöpft sich die Interessenvertretung eines Landes nur in Banketten, Ordenverleihungen, Partys und Händeschütteln?
    Hier sollen Menschen getötet werden – begreift das denn keiner? Ist ein Handelsvertrag wichtiger als ein Menschenleben? Plötzlich sprang er vor, umklammerte einen der Erschießungspfähle und rüttelte wie irr an ihm. Verzweiflung entfesselt ungeahnte Kräfte … und

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