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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Moment die vergessen, die nicht so wichtig sind. Das ist der richtige Augenblick.«
    »Dabei vergessen Sie, daß auch ich wie ein Gefangener gehalten werde.«
    »Ab heute nicht mehr. Nun können Sie sich im Kasernenbereich frei bewegen. Sie wissen, daß Sie nach Deutschland abgeschoben werden sollen?«
    »Ja. Und die deutsche Botschaft spielt mit.«
    »Die Politik! Die guten wirtschaftlichen Beziehungen! Man wird Ihnen zu Hause den Kopf waschen. Sie kommen als Repräsentant einer deutschen Firma in dieses Land und mischen sich in innerbrasilianische Angelegenheiten ein.«
    »Ich werde jedem, der das nicht versteht, die Wahrheit in den Kopf hämmern.«
    »Sie Narr.« Pater de Sete lächelte so mild, als habe er einem beichtenden Sünder verziehen. »Sie werden bald ein einsamer Mensch sein. Sorgen Sie für Norina, lieben Sie sie, zeugen Sie nette Kinder, werden Sie ein guter Ingenieur – das ist Ihre Pflicht. Ihre einsame Stimme in Deutschland kann uns gar nichts helfen.«
    Eine Stunde später saß Gebbhardt wieder vor dem Oberst auf dem Plüschsofa. Eine Ordonnanz servierte einen Imbiß und duftenden Matetee.
    »Was haben Sie mit Norina Samasina gemacht, Senhor Carlos?« fragte der Oberst und biß in einen Sandwich. »Seit Sie von ihr weggegangen sind, weint sie. Mit ihren Tränen wird sie meine Offiziere vom Sondergericht aufweichen. Verdammt noch mal, ich wollte ihr das Zuchthaus ersparen. Der Pfahl wäre besser gewesen.«
    In diesem Augenblick haßte Gebbhardt den Oberst wie nichts auf der Welt.

13
    Die Gerichtsverhandlung war geheim. Sie fand in der Kantine der Kaserne statt, und nur die Offiziere hatten Zutritt zum Saal. Um keinen der Richter später in einen Gewissenkonflikt zu stürzen, hatte man die Sitze im Sondergericht ausgelegt. Sieben Offiziere unter Vorsitz des Kommandeurs hatten zu richten. Aus Brasilia war der General gekommen, vom Innenministerium, dem der Geheimdienst unterstand, ein verschlossener, unbekannter, schlanker Mann als Beobachter. Der einzige Fremde, der hinter einer Holzbarriere saß, war Karl Gebbhardt . Der Oberst hatte verlangt, daß er dem Verfahren beiwohnte.
    Pater de Sete war seit dem frühen Morgen unterwegs. Von Zelle zu Zelle ging er und sprach mit den Verhafteten. »Seid tapfer«, sagte er zu jedem, der vor ihm niederkniete und sich segnen ließ. Mehr nicht, aber jeder verstand ihn sofort. Seid tapfer, das hieß, das Urteil steht schon fest. Die Spanne des Lebens ist kurz geworden. Klagt nicht, besinnt euch auf euch selbst. An der verdammten Straße seid ihr bereit gewesen zu sterben … durch Entkräftung, durch Fieber und Seuchen, durch Schlangenbisse und Messerschlachten um einen Hurenschenkel, und schließlich unter den Kugeln der Fallschirmjäger. Was jetzt kommt, das ist nichts anderes: Ihr steht bloß an einem Pfahl.
    Seid tapfer, Kameraden.
    Der erste, der in den Saal geführt wurde, war Dr. Stefano Santaluz. Sein Gesicht war verquollen und aufgedunsen. Wer mit Gewehrkolben geschlagen wird, sieht so aus. Als er an Gebbhardt vorbeiging, nickte er ihm zu und zuckte mit den Wimpern. Ein stummer Gruß. Gebbhardt verstand und biß sich auf die Lippen.
    »Dr. Santaluz!« Die schnarrende Stimme des Obersten zerriß die Stille. »Sie sind angeklagt der verbrecherischen Organisation von Rebellentum, des bewaffneten Aufstandes gegen die Staatsordnung, der Führerschaft von Mördern und Saboteuren. Bekennen Sie sich schuldig?«
    »Es lebe das freie Brasilien!« erwiderte Dr. Santaluz stolz. Seine Stimme zischte etwas, denn man hatte ihm die Zähne ausgeschlagen. »Es gibt keine Rebellen, sondern nur Patrioten. Es gibt keine Staatsordnung, sondern nur Korruption und Alleinherrschaft einer Minderheit. Es gibt keine Mörder und Saboteure in unseren Reihen, sondern nur Kämpfer für soziale Gerechtigkeit. Aber es gibt eine Clique von Reichen, die die Arbeiter ausbeuten, die ganze Indiostämme ausrotten, die sich Privatarmeen halten mit dem Auftrag, zu töten –«
    »Danke. Das genügt.« Der Oberst erhob sich, setzte seine Mütze auf und grüßte militärisch. Dann blickte er rechts und links zu den anderen sechs Offizieren hinüber. Sie nickten kurz, etwas betreten. »Das Sondergericht des Militärdepartements hat folgendes Urteil gefällt: Dr. Stefano Santaluz wird mit dem Tode bestraft.«
    Der Oberst setzte sich und nahm die Mütze wieder ab. Santaluz hatte sich nicht gerührt. »Haben Sie noch etwas zu sagen?«
    »Nein. Für wen?«
    »Eben.«
    »Was ich zu sagen hätte, weiß

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