Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
er.
»Schick ihn nach hinten.«
»Hat der nicht gegen Cleveland Williams gekämpft?«
»Goldie hat gegen jeden gekämpft.«
Eine Minute später sah ich Goldie vor meiner Tür. Obwohl er inzwischen auf die Siebzig zuging, war seine Brust nach wie vor flach wie ein Brett, und die muskulösen Oberschenkel waren breiter als seine Taille. Bevor er in den sechziger Jahren einen Saloon an der Magazine Street eröffnet hatte, hatte er in drei verschiedenen Gewichtsklassen geboxt und in zweien um den Titel gekämpft.
Goldie setzte sich, steckte sich eine Kaugummikugel in den Mund und bot mir die andere an, die er in der Hand hatte.
»Im Moment nicht«, sagte ich.
»Dieser Killer, den ihr gesucht habt, derjenige, der Zipper Clum erledigt hat, seid ihr immer noch hinter dem her?«, fragte er. Die wenigen Haarsträhnen, die er noch hatte, waren mit Gel getränkt und sahen aus, als wären Kupferdrähte über die Kopfhaut gespannt.
»Yeah, der macht uns schwer Kopfzerbrechen«, sagte ich.
»Ich hab gehört, dass er an der Camp Street wohnt. Er knackt in der ganzen Umgebung Autos, als ob der Garden District ’ne Hertz-Filiale wäre.«
»Das Haus ist letzte Woche abgebrannt. Unser Mann ist weitergezogen. Trotzdem besten Dank, Goldie.«
»Allen Ernstes?«
»Warum hast du ihn nicht beim NOPD gemeldet, Goldie?«
»Mit den Jungs hab ich keine guten Erfahrungen gemacht.«
»Sag mal, kannst du dich an einen Cop namens Jim Gable erinnern, der in den sechziger Jahren zugange war?«
»Klar. Er war ein Strolch.«
»Inwiefern?«
»Er hat die Drecksarbeit für die Giacanos gemacht.«
»Weißt du das genau?«
»Hey, Dave, ich hab mir von Didoni Giacano zehn Riesen gepumpt. Die Zinsen lagen bei vierhundert pro Woche. Du weißt ja, wie das läuft. Die Grundschuld wird nie weniger. Ich war ein paar Mal zu spät dran, und Gable ist vorbeigekommen und hat kassiert. Er hat die Frau im Streifenwagen sitzen lassen, im Hinterzimmer ’ne Tasse Kaffee getrunken und übers Wetter geredet, als ob wir alte Freunde wären. Aber er war ein Strolch.«
»Was für eine Frau?«
»Sie war erst ganz kurz dabei. Vielleicht hat sie nicht gewusst, was da gelaufen ist. Sie ist jetzt ’n hohes Tier in Baton Rouge. Du weißt schon, die Generalstaatsanwältin, wie heißt sie doch gleich, diese Deshotel.«
An diesem Abend erklärte Jim Gable seiner Frau, dass er einen Schlussstrich ziehen, vorzeitig in den Ruhestand gehen und mit ihr nach New Mexico übersiedeln wollte. Dana Magelli hatte doch tatsächlich die Dienstaufsicht auf ihn angesetzt. War das zu fassen? Zwei Kripomänner in Zivil hatten ihn im Büro des Bürgermeisters abgeholt und unten im Revier in die Mangel genommen wie einen ganz gewöhnlichen Kriminellen. Schreibtischhengste in Polyesteranzügen, die nach Haaröl stanken und sich dadurch hochdienten, dass sie andere Polizisten in Schwulitäten brachten.
»Was für ein Verhältnis haben Sie zu Maggie Glick?«, fragte einer von ihnen.
»Gar keins.«
»Sie sagt aber was anderes.«
»Jungs, ich will euch mal ein bisschen Nachhilfeunterricht in Geschichte geben«, sagte Gable. »Das hier war mal eine prima Stadt. Wir haben gewusst, wer was ist und wo er steckt. Die Leute sagen, sie wollen die ganze Sittenlosigkeit und das Laster nicht. Sie wollen aber bloß nicht, dass es aus dem Ruder läuft. Wir haben den Itakern Bescheid gesagt, wenn jemand über die Stränge geschlagen hat, und die haben ihn vom Dach geschmissen. Straßenräubern hat man mit ’nem Totschläger die Nase gebrochen. Die Nutten durften ihren Tripper nicht unter den Touristen verbreiten. So haben wir das seinerzeit gehalten, Jungs. Geht zu Dana Magelli und sagt ihm, er soll einen Obststand aufmachen.«
Jim Gable stand in seinem Arbeitszimmer, umgeben von seiner Militaria-Sammlung, und trank einen Schluck Whiskey auf Eis aus dem Glas, das er in der Hand hatte. Er öffnete den Mahagoni-Humidor, entnahm ihm eine fette Zigarre, biss vorsichtig die Spitze ab und steckte sie an.
Die Ermittlungen der Dienstaufsicht konnte er wahrscheinlich abbiegen. Er nahm eine zu hohe Position ein, war zu lange dabei, kannte zu viele Geheimnisse und wusste zu viel über die Missetaten anderer, als dass man ihn einfach als Bauernopfer darbieten konnte. Wenn in einer Polizeibehörde aufgeräumt wurde, dann mussten normalerweise ein paar Cops auf der Straße und ein paar Vorgesetzte im mittleren Dienst den Kopf hinhalten und einfahren, falls es tatsächlich so weit kam.
Vielmehr machte ihm
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