Strawberry Summer
die Musik zu laut, sodass er sein Handy nicht hörte, und vollkommen ahnungslos, welches Drama sich hier in der Lily Pond Lane gerade abspielte. Sie legte auf und warf das Handy zurück in ihre Tasche.
Unten im Filmraum schob sie die DVD in den Player und drückte dieselben Knöpfe, die sie Connor hatte drücken sehen. Sie lief unruhig hin und her, ein Auge auf den Bildschirm durch das eckige Lock in der Wand ge richtet. Bitte spring einfach an , dachte sie. Ansonsten würde man sie wieder zurück nach Amagansett schicken, damit sie noch einen Film holte, und dann wäre ihr Date mit Landon endgültig gestrichen. Oben konnte sie Mrs Rules Gäste hören. Eine Frau lachte laut und stampfte mit ihrem Fuß auf den Teppich.
Der Bildschirm wurde schwarz und die Titelsequenz erschien. Was immer er ihr für einen Film gegeben hatte, er funktionierte.
Wie auf Befehl öffnete sich die Tür und die Gäste kamen nacheinander herein. Es waren alles Frauen in Mrs Rules Alter, aber wie Mrs Rule sahen auch sie deutlich jünger aus, mit langen Haaren, Highlights in sanftem Blond und faltenfreien Gesichtern. Ihre Martinigläser waren halb voll und eine Frau verschüttete etwas Flüs sigkeit auf den Teppichboden. Connor war nirgends in Sicht, aber Mrs Rule brachte den Rest der Gruppe rein. Sie unterhielt sich mit einer zierlichen Frau mit dunklen Augen, die in Schwarz gekleidet war und die Rory als eine weltberühmte Modedesignerin erkannte.
»Rory!«, rief Mrs Rule, in ihren Augen lag ein strahlender, fiebriger Blick. Sie schien sich gut zu amüsieren. »Ist alles so weit?«
»Es funktioniert«, sagte Rory. »Ich weiß nicht, was es ist, aber es funktioniert.«
»Oooh«, gurrte Mrs Rule, als sie auf den Bildschirm sah. »Es ist The Geisha’s Lament .«
»Ich habe gehört, dass der Film fabelhaft sein soll«, sagte die Frau neben ihr.
»Okay, also, ich wünsche Ihnen viel Spaß«, sagte Rory.
»Oh, würde es dir etwas ausmachen, noch hier unten zu bleiben?«, fragte Mrs Rule. »Nur um sicherzugehen, dass wir keine Probleme haben? Und wenn du auch noch ein paar von den Snacks von oben runterbringen könntest, das wäre wundervoll.«
Bevor Rory antworten konnte, hatte Mrs Rule ihre Unterhaltung mit der Designerin wieder aufgenommen und setzte sich in einen der tiefen Ledersessel. Rory überlegte, wie sie Mrs Rule dezent daran erinnern konnte, dass sie heute Abend Pläne hatte. Schließlich war sie vorhin noch vollkommen damit einverstanden gewesen, dass Rory ausging. Aber dann wurde Rory schlagartig etwas klar: Mrs Rule hatte keineswegs vergessen, dass sie Pläne hatte. Sie tat nur so, als ob sie es vergessen hätte.
Sie stand da und beobachtete, wie die Frauen flüsterten und kicherten und noch mehr Martini auf den Boden verschütteten, bis Mrs Rule ihr bedeutete, dass sie hoch in die Küche gehen sollte. »Mehr Drinks, bitte!«, rief sie fröhlich.
So viel zu meinem Date , dachte Rory, als sie den Raum verließ.
»Hey, Isabel.« Ein sanftes Klopfen ertönte von der anderen Seite der Badezimmertür. »Isabel?«
Sie klappte die Ausgabe des Surfer zu und steckte sie zurück in den Zeitschriftenständer. Sie hatte die Zeit vergessen, als sie über die Wellen im Winter bei den Mavericks in Nordkalifornien gelesen hatte, und nun dachte Mike wahrscheinlich, dass sie irgendein Verdauungsproblem hatte. Sie stand auf und drehte den Wasserhahn auf, dann spritzte sie sich ein bisschen Wasser ins Gesicht. Sie musterte sich im Spiegel. Sie sah ungefähr aus wie zwölf. Der Gedanke, wieder da hinauszugehen und mit seinen Freunden zu reden, verschaffte ihr ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit.
»Hey«, sagte sie, als sie die Tür öffnete.
»Hey.« Mike stand mit einem Corona in der Hand da. Laute Musik und Gelächter erklangen im Wohnzimmer. Es klang, als wäre die Party richtig in Gang gekommen, während sie im Badezimmer gewesen war. »Hier ist dein Bier. Es ist wahrscheinlich ein bisschen warm geworden.«
»Danke«, sagte sie. Sie nahm es, aber sie hatte nicht die geringste Lust, es zu trinken.
»Bist du okay?«, fragte er. »Du warst eine Weile weg.«
»Oh ja«, sagte sie. »Ich hab nur gelesen.«
Er trat in das Badezimmer und schloss die Tür. »Also liest du lieber, als meine Freunde kennenzulernen?«
»Irgendwie schon. Ich meine, das kam alles ein bisschen überraschend.«
»Das sagst du mir«, antwortete er grinsend.
Er so verdammt heiß, dachte sie. Besonders, wenn er sie angrinste, als wüsste er schon längst alles,
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