Strawberry Summer
Isabel wusste, dass sie gerade das erste Gebot, das für die beste Freundin von Thayer Quinlan galt, gebrochen hatte: Du sollst nichts für dich behalten.
»Sein Name ist Mike«, bot Isabel schließlich an.
»Welche Schule?«
»Ich hab dir gesagt, du kennst ihn nicht.«
»Also geht er nicht zur Schule?«, fragte Darwin und legte ihr Buch weg.
»Ich glaube, er geht auf das Stony Brook.«
»Er geht aufs College ?«, fragte Thayer. Sie und Darwin sahen sich an. »Wo kommt er her?«
Isabel spürte Ärger in sich hochsteigen. »Er ist von hier. Aus North Fork.«
» Was? « In Darwins Gesicht spiegelten sich Unglauben und Schock.
Isabel sah auf ihren Salat.
»Wow, das ist ein Novum«, sagte Darwin. »Er muss wirklich heiß sein.«
»Also, lass mich das klarstellen«, sagte Thayer. »Du hängst mit irgend so einem Mädchen aus Jersey ab, das für dich arbeitet, und jetzt gehst du mit einem aus dem Ort aus? Was ist mit dir passiert?«
»Das ist so ätzend, dass du das gerade gesagt hast«, sagte Isabel.
»Oh bitte, sag nicht, dass ich furchtbar bin«, rief Thayer. »Ich versuche nur zu verstehen, was hier passiert. Ist das Rache an deinen Eltern oder so was?«
»Was?«
»Tut mir leid, aber es klingt einfach nach einer weiteren deiner verrückten Aktionen«, machte Thayer weiter. »Du hast so eine Art drauf, jedem den Finger zu zeigen.«
»Danke für deine Unterstützung, T.«, sagte Isabel. Sie stand auf, nahm ihre Tasche und stieß ihren Stuhl quietschend über den Beton.
»Wo gehst du hin?«, fragte Darwin.
»Ich habe plötzlich meinen Appetit verloren«, sagte Isabel.
»Oh Gott, Iz«, stöhnte Thayer. »Okay, dann hab halt einen Anfall. Was immer.«
Isabel schlängelte sich zwischen den Tischen durch und fühlte, wie sie rot anlief. Das ausgesprochen heftige Klopfen in ihrem Kopf hatte sich direkt über ihren Augenbrauen festgesetzt und verwandelte sich schnell in eine Migräne. Sie hasste es, dass diese Mädchen sie bloßgestellt hatten. Sie musste nach Hause. Sie nahm ihr Handy und schrieb Rory. Das Handy-Verbot, das für die Terrasse galt, war ihr egal.
Kannst du mich abholen? Beim GC
Sie lief zur Umkleidehütte ihrer Familie, der einzige Ort im Club, an dem man sich verstecken konnte. Die Umkleidehäuschen des Georgica waren ein Relikt aus den frühesten Tagen des Clubs, als die Mitglieder ihre Privatsphäre brauchten, um sich ihre Badeanzüge anzuziehen. Jetzt bedeutete der Besitz einer dieser schmalen, von Schindeln bedeckten Schränke, dass man zur Elite des Clubs gehörte. Sie waren eigentlich nicht für viel zu gebrauchen, abgesehen von denkwürdigen Knutschereien, wann immer es eine gute Party gab.
Sie ging auf das Haus mit der Plakette zu, auf der LAWRENCE RULE stand, und war schon fast drinnen, als sie einen Mann ihren Namen rufen hörte.
»Isabel? Bist du Isabel Rule?«
Sie drehte sich um und sah ein Paar auf sich zukommen. Sie waren etwa so alt wie ihre Eltern. Das Letzte, was sie jetzt gerade wollte, war, sich mit Freunden ihrer Eltern zu unterhalten.
»Peter und Michelle Knox«, sagte der Man mit einem Lächeln. »Wir sind Freunde deiner Eltern. Wir hatten das Haus in der James Lane.«
Als sie mit einer Hand ihre Augen vor der Sonne schützte, konnte sie die beiden besser sehen. Sie erkannte sie. Der Mann sah gut aus, mit jugendlichen blauen Augen, einer scharfen Nase und kurzen braunen Haaren, die an den Schläfen ergraut waren. Mrs Knox hatte schwarze Haare, leuchtende Haut und mit Abstand die straffsten Brüste, die Isabel je gesehen hatte, zumindest an einer Frau Ende vierzig. »Oh. Hi«, sagte sie.
»Wir haben uns gerade erst entschieden, für den Sommer von L. A. zurückzukommen. Wir sind vor einer Weile dahin umgezogen«, sagte er. »Wie lange ist das her?«, fragte er seine Frau. »Zehn Jahre?«
»Fast zwölf«, sagte Mrs Knox. Sie schob ihren Arm unter den ihres Mannes.
»Wow«, sagte Isabel, unsicher, was sie sonst sagen sollte.
»Das ist eine lange Zeit.«
»Das ist es sicher. Aber es ist schön, wieder hier zu sein«, sagte er. »Es sieht großartig aus. Ich finde toll, was sie mit dem Pool gemacht haben.«
»Sind sie immer noch Mitglieder?«, fragte Isabel, bevor sie daran dachte, dass das vielleicht ein bisschen unhöflich war.
»Oh ja«, sagte Mr Knox. »Solange man den Mitgliedsbeitrag bezahlt, ist man im Georgica willkommen.«
»Schatz, du verspätest dich zu deiner Teestunde«, erinnerte Mrs Knox ihren Mann.
»Oh, richtig, richtig«, sagte Mr Knox, aber
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