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Street Art Love (German Edition)

Street Art Love (German Edition)

Titel: Street Art Love (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Graffiti-Style. »Hier, das hat ein Freund von mir gezeichnet.«
    Eine tolle Zeichnung. Ich zögere. Ich zeichne anders, und vielleicht zeichne ich überhaupt nicht richtig, sondern male nur Dinge ab. Ich komme mir auf einmal wieder einfallslos und langweilig vor. »Ich weiß nicht …«
    »Oder denk dir ein Tag für dich aus.«
    Ich starre auf das weiße Blatt Papier. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unter einem Graffito Sophie steht, ganz davon abgesehen, dass ich keine Ahnung habe, wie ich einen coolen Schriftzug hinkriege.
    »Du brauchst vielleicht einen anderen Namen …«, sagt jetzt auch Charly.
    »Vorschläge?«
    Er kneift die Augen zusammen. »Lady S?«
    Ich schüttele den Kopf. »Miss Sophie?« Er spricht es englisch aus.
    »Ganz schön lang.«
    »Stimmt. Okay, dann Miss S ? Also mit drei s.«
    Ich nicke langsam. Ich sehe es vor mir, ein großes M und die kleinen sss wie ein Muster hinterher. Und als i einfach ein Punkt auf dem zweiten Teil des M. »Kann ich ein bisschen probieren?«
    »Ja klar, mach einfach.«
    Ich nehme das Heft und male Umrisse, schraffiere, teste verschiedene Möglichkeiten, Schriftzüge, Schatten.
    Die Suppe kommt, aber ich bin zu konzentriert, um jetzt zu unterbrechen. Charly sieht mir zu, zieht eine Suppe zu sich heran, wartet aber mit dem Essen.
    Schließlich bin ich zufrieden. Einigermaßen. Ich drehe den Blog um und zeige Charly die letzten beiden Entwürfe. Er pfeift leise durch die Zähne und zeigt auf den zweiten.
    »Cool. Das würde ich nehmen. Schon mal über die Farbe nachgedacht?«
    »Schwarz!«, sage ich spontan. Charly grinst, und ich werde rot.
    »Ich meine, das passt am besten, wenn man farbige Gaffiti macht.«
    »Ja, schon klar. Wie war das noch: Das steigert sich, oder?«
    Er grinst, ich grinse, und in meinem Magen beginnt es wieder zu flimmern. Nicht vor Hunger, obwohl ich den auch habe. Ich ziehe mir meine Suppe heran, und sie hat genau die richtige Temperatur. Wir essen schweigend. Ich kenne wenige Menschen, bei denen das einfach so geht, zu schweigen, ohne dass es unangenehm wird. Mit Charly geht das.
    Dann hat er aufgegessen und schiebt seine Schale zur Seite. »Weißt du was?«
    Ich sehe auf. Charlys Augen strahlen. »Jetzt sollten wir eine Aktion machen. Ich meine, hey, du hast jetzt ’nen eigenen Tag!«
    »Sprayen?«, frage ich leise, immerhin sitzen um uns herum Leute.
    »Ein Quickpiece. Bombing!«
    Jetzt rast mein Herz. Nicht nur weil Charly vorgeschlagen hat, etwas Verbotenes zu machen, sondern auch weil ich es aufregend finde und Lust darauf habe. Mit Charly zu sprayen, etwas in der Stadt zu hinterlassen, mitzumachen, dabei zu sein.
    »Okay!«
    Charly nimmt sein Skizzenbuch und den Kugelschreiber und sieht mich an.
    »Einen Vorschlag, was wir sprayen wollen?«

[zurück]

    »FINDE ICH GUT, nur unsere Tags«, sagt Charly. »Outline und Fill-in.«
    Wir stehen auf. Ich habe schon beim Bestellen bezahlt, und als Charly wieder in seinen Taschen kramt, winke ich ab.
    »Du spendierst ja schon die Farbe!«
    Mittlerweile ist es noch dunkler geworden.
    »Wohin?«, frage ich, da ich überhaupt keine Vorstellung habe, wo man hier sprayen könnte.
    Charly überlegt kurz und stapft dann los. »Am besten Richtung Greifswalder, zum alten Rangierbahnhof.«
    »Züge besprayen?«, flüstere ich und haste atemlos neben ihm her.
    »Nein, zu gefährlich.«
    Mir ist abwechselnd heiß, dann fröstele ich wieder. Zu gefährlich. Warum überhaupt gefährlich? Man könnte uns erwischen. Natürlich. Mein Gehirn arbeitet langsam, als würde es schon mal vorsorglich seinen Dienst einstellen. Das hier ist nicht vernünftig. Ganz und gar nicht. Mir fällt auf, dass meine Tarnung miserabel ist. Ein Kleid! Immerhin ist alles schwarz, und es wird immer dunkler. Aber im Moment beruhigt mich das gar nicht. Ich folge Charly wie in Trance, vorbei an Cafés, Restaurants und kleinen Läden, die gerade schließen.
    Schließlich kommen wir an ein großes, verwahrlostes Gelände. Schienenstränge durchziehen den mit Unkraut zugewucherten Boden, einige Schienen hören einfach irgendwo auf, an anderen Stellen liegen nur noch die Schwellen.
    »Wir sind da!«
    »Wo sind die Züge?«
    »Der Rangierbahnhof wird nicht mehr genutzt. Die Bahn hat das Gelände verkauft, ich glaube, die wollen hier Wohnungen und Hochhäuser hinbauen.«
    Ich bin erleichtert, dass es vermutlich niemanden interessieren wird, dass wir hier ein wenig rumsprayen.
    Charly läuft auf eine große flache Halle zu. Sie ist schon

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