Streiflichter aus Amerika
Sie geschlagene Butter, portionsweise abgepackte Butter, Margarine, eine Butter-Margarine-Mischung oder Butterersatz?«
»Sie machen Witze«, sagte ich.
»Bei Butter mache ich keine Witze.«
»Dann geschlagene.« Ich gab mich auch geschlagen.
»Wenig Natrium, ohne Natrium oder normal?«
»Das überlasse ich Ihnen«, flüsterte ich.
Zu meinem Erstaunen finden meine Frau und meine Kinder das alles toll. Sie lieben es, in einen Eissalon zu gehen und aus fünfundsiebzig Sorten Eis und fünfundsiebzig verschiedenen Leckereien, die obendrauf kommen, wählen zu können.
Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie gern ich in England wäre und eine schöne Tasse Tee und ein simples Brötchen verzehren würde, aber leider stehe ich mit diesen Gelüsten allein. Ich hoffe, daß meine Frau und meine Kinder irgendwann auch die Nase voll haben, aber vorläufig gibt es noch keine Anzeichen.
Aber sehen wir das Positive! Ich bin wenigstens wohlversorgt mit Inkontinenzeinlagen.
Neues aus dem Land der Dummheit
Ich möchte ein paar Worte zur Dummheit in den Vereinigten Staaten verlieren.
Bevor ich aber damit anfange, will ich klipp und klar sagen, das Amerikaner von Natur aus nicht schlichteren Gemüts sind als andere Menschen. Wir haben die stärkste Wirtschaft, die wohlhabendsten Menschen, die besten Forschungseinrichtungen, viele der feinsten Universitäten und Denkfabriken und mehr Nobelpreisträger als der Rest der Welt zusammen. Das erreicht man nicht nur durch Dummheit.
Trotzdem wundert man sich manchmal. Passen Sie auf: Laut einer Umfrage wissen dreizehn Prozent der Frauen hier nicht, ob sie die Strumpfhose unter oder über dem Schlüpfer tragen. Das macht etwa zwölf Millionen Damen, die in einem chronischen Zustand der Unwissenheit über ihre Intimwäsche durch die Gegend laufen. Weil ich so selten Frauenkleidung trage, begreife ich vielleicht die Anforderungen, die diese an ihre Trägerinnen stellt, nicht zur Gänze. Doch bin ich fast sicher, daß ich, wenn ich Strumpfhosen und Schlüpfer tragen würde, wüßte, was drüber und was drunter wäre. Keinesfalls aber würde ich einem Fremden, der auf der Straße mit einem Fragebogen auf mich zukäme und wissen wollte, wie ich meine Unterwäsche trage, erzählen, daß ich es nicht wüßte.
Woraus sich ein weiterer interessanter Punkt ergibt: Warum wurde diese Frage überhaupt gestellt? Wie kommt jemand dazu, sich eine solche Frage auszudenken, und was wollte er mit den gewonnenen Daten anfangen? Sie sehen schon, das alles weist auf eine viel größere Art Dummheit hin, nämlich über die dreizehn Prozent Frauen, die unterwäschenunterbelichtet sind, hinaus auf diejenigen, die öffentliche Umfragen erstellen und durchführen.
Eines ist gewiß. Es gibt schrecklich viel Dummheit hier. Das weiß ich so genau, weil mir neulich ein Freund aus New York eine Sammlung dämlicher Zitate von berühmten Amerikanern aus dem Jahre 1997 geschickt hat. Da erklärt die Schauspielerin Brooke Shields ohne Hilfe von Erwachsenen, warum man nicht rauchen sollte: »Vom Rauchen stirbt man. Wenn man stirbt, verliert man einen sehr wichtigen Teil seines Lebens.« Gut gebrüllt, Brooke.
Und so dringt die Sängerin Mariah Carey zum Kern der Probleme in der dritten Welt vor: »Immer wenn ich Fernsehen gucke und die armen hungernden Kinder überall in der Welt sehe, muß ich weinen. Ich meine, ich wäre gern so schlank, aber nicht mit den ganzen Fliegen und dem Tod und so.«
Wie auch immer man den Zustand jenseits völliger Perplexität nennt, ich erreiche ihn jedesmal, wenn ich dieses Zitat lese. Mein Lieblingsspruch ist indessen die Antwort, die Miss Alabama bei den Miss-Universum-Wahlen auf die Frage gab, ob sie ewig leben wolle. »Ich möchte nicht ewig leben, denn wir sollten nicht ewig leben, denn wenn wir ewig leben sollten, würden wir ewig leben, aber wir können nicht ewig leben, und deshalb möchte ich nicht ewig leben.«
Nennen Sie mich unfreundlich, aber ich verwette einen Batzen Geld darauf, daß Miss Alabama nicht nur nicht wüßte, ob sie die Strumpfhosen unter oder über dem Schlüpfer trägt, sondern auch nicht ganz sicher wäre, in welche Löcher sie ihre Beine stecken sollte.
Wo aber kommt diese unendliche Dummheit her? Es ist mir ein Rätsel, doch ich bin überzeugt – felsenfest überzeugt –, daß es im modernen amerikanischen Leben etwas gibt, das selbst bei mehr oder weniger normalen Zeitgenossen das Denken unterdrückt. Gestern erst wurde ich wieder daran erinnert, als
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