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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Strauch. Was das BSP betraf, war das alles jedoch wunderbar. Zuerst nahm das Wirtschaftswachstum durch das ganze Zink zu, das die Fabrik über die Jahre gewonnen und verkauft hat. Dann durch die Millionen und Abermillionen Dollar, die die Regierung ausgeben mußte, um das Gelände zu reinigen und den Berg zu renaturieren, und zum Schluß durch die weiterhin notwendige ständige medizinische Behandlung der Arbeiter und Bürger der Stadt, die chronisch krank sind, weil sie in der verseuchten Umwelt gelebt haben.
    Nach den konventionellen Kriterien der Bemessung des wirtschaftlichen Wachstums ist das alles Gewinn und nicht Verlust. Ebenso wie das Überfischen von Seen und Meeren, ebenso wie das Abholzen von Wäldern. Kurz und gut, je rücksichtsloser wir die natürlichen Ressourcen plündern, desto besser für das Bruttosozialprodukt.
    Der Wirtschaftswissenschaftler Herman Daly hat ja auch einmal gesagt, daß »die gängige nationale Buchführung die Erde wie ein Geschäft in Liquidation behandelt«. Und drei andere führende Ökonomen bemerkten in einem Artikel in der Atlantic Monthly letztes Jahr trocken: »Nach der seltsamen Maßgabe des BSP ist der Held der nationalen Wirtschaft ein todkranker Krebspatient, der eine kostspielige Scheidung betreibt.«
    Warum benutzen wir dieses groteske Kriterium ökonomischer Leistungen so hartnäckig weiter? Weil die Herren und Damen Wirtschaftswissenschaftler noch nichts Besseres erfunden haben. Na, besonders phantasievoll waren sie ja noch nie.

    Zimmerservice

    Schon immer einmal wollte ich gern im Motel Inn in San Luis Obispo in Kalifornien übernachten. (Und wenn ich für diese Kolumne Reisespesen kriegte, würde ich es auch sofort tun.)
    Auf den ersten Blick ein vielleicht seltsam anmutender Wunsch, denn nach allem, was man hört, ist das Motel Inn keineswegs eine besonders reizvolle Unterkunft. 1925 im spanischen Kolonialstil erbaut, hockt es im Schatten der Träger einer vielbefahrenen Autobahn, zwischen einem Haufen Tankstellen, Fast-food-Läden und anderen – moderneren – Autobahnraststätten.
    Einstmals jedoch war es ein berühmter Haltepunkt an der Küstenstraße zwischen Los Angeles und San Francisco. Sein reichverziertes Äußeres verdankt es einem Architekten aus Pasadena namens Arthur Heinemann, dessen genialstes Vermächtnis aber in dem Namen liegt, den er auswählte. Er spielte mit den Worten Motor und Hotel und taufte es Mo-tel – mit Bindestrich, um seine Neuheit zu betonen.
    Damals hatten die USA schon jede Menge Motels, doch sie hießen alle anders – auto court, cottage court, hotel court, tour-o-tel, auto hotel, bungalow court, cabin court, tourist camp, tourist court, trav-otel. Lange sah es so aus, als werde tourist court die Standardbezeichnung werden; erst 1950 wurde Motel zum Gattungsbegriff.
    Das weiß ich alles, weil ich gerade ein Buch über die Geschichte des Motels in den Vereinigten Staaten gelesen habe, das den umwerfend originellen Titel Das Motel in Amerika trägt. Es ist von drei Akademikern geschrieben und ein sturzlangweiliges Teil voller Sätze wie »Die Bedürfnisse sowohl der Konsumenten als auch der Anbieter von Unterkünften übten einen starken Einfluß auf die Entwicklung organisierter Distributionssysteme aus«. Doch ich kaufte und verschlang es trotzdem, weil ich alles, was mit Motels zu tun hat, liebe.
    Ich kann mir nicht helfen, aber ich werde immer noch jedesmal richtig hibbelig, wenn ich einen Schlüssel in eine Moteltür stecke und sie aufstoße. Motelübernachtungen gehören einfach zu den Dingen – wie Essen im Flugzeug –, bei denen ich wider besseres Wissen ganz aufgeregt werde. Denn das goldene Zeitalter der Motels war, wie der Zufall so spielt, auch mein goldenes Zeitalter – die fünfziger Jahre –, und das erklärt wahrscheinlich meine Faszination. Alle, die in den Fünfzigern nicht im Auto in Amerika gereist sind, können sich heute kaum noch vorstellen, wie toll diese Herbergen waren. Zum einen existierten die landesweiten Ketten wie Holiday Inn und Ramada noch kaum. Bis 1962 waren noch achtundneunzig Prozent der Motels in individuellem Besitz, jedes hatte also seine eigene Note.
    Im wesentlichen gab es zwei Typen. Zum einen die guten. In ihnen herrschte eine heimelige, fast ländliche Atmosphäre, und sie waren um eine großzügige Rasenfläche mit schattigen Bäumen und ein mit einem weiß angemalten Wagenrad geschmücktes Blumenbeet herumgebaut. (Aus unerfindlichen Gründen malten die Besitzer auch gern

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