Streiflichter aus Amerika
zu, daß in dem Moment, als er es in den Truthahn schob, der Vogel weniger geschnitten wurde, als vielmehr in Fetzen als fleischiger weißer Sprühregen in alle Himmelsrichtungen davonstob, die Klinge dann in einem blauen Funkenregen auf den Teller traf und das ganze Gerät meinem Vater aus den Händen rutschte und wie ein Monster aus einem Gremlins-Film über den Tisch und aus dem Zimmer flitzte. Ich glaube nicht, daß wir es je wiedergesehen haben, obwohl wir manchmal hörten, wie es spätabends gegen Tischbeine rumste.
Wie die meisten patriotischen US-Bürger kaufte mein alter Herr ewig und drei Tage Gerätschaften, die sich als desaströs herausstellten – Dampfkleidermangeln, bei denen nicht die Knitterfalten aus den Anzügen verschwanden, sondern die Tapete in Bahnen von den Wänden fiel, einen elektrischen Bleistiftanspitzer, der in weniger als einer Sekunde einen ganzen Bleistift verzehrte (einschließlich des Metallrings und der Fingerkuppen, wenn man nicht fix war), eine Munddusche (für diejenigen, die sie nicht kennen: ein mit einem Wasserstrahl arbeitendes Gerät, das »Ihre Zähne strahlend sauber« macht), die sich so ungebärdig aufführte, daß sie von zwei Personen gehalten werden mußte und sich das Badezimmer in das Innere einer Autowaschanlage verwandelte, und vieles andere mehr.
Aber all das war reineweg nichts im Vergleich zu der Situation heute. Nun sind die Amerikaner von Gegenständen umgeben, die in einem fast absurden Ausmaß Arbeiten für sie erledigen automatische Katzenfutterspender, automatische Autofenster, Wegwerfzahnbürsten mit der Zahnpaste schon darauf. Die Leute sind so süchtig nach Bequemlichkeit, daß sie in einem Teufelskreis gefangen sind: Je mehr arbeitssparende Kinkerlitzchen sie kaufen, desto schwerer müssen sie arbeiten; je schwerer sie arbeiten, desto mehr meinen sie, sie brauchen das Zeug.
Alles, einerlei, wie lächerlich, findet in Amerika ein empfängliches Publikum, solange es nur verspricht, von den Mühen und Plagen des Alltags zu befreien. Neulich habe ich eine Anzeige für einen »beleuchteten, drehbaren Krawattenständer« für 39,95 Dollar gesehen. Man drückt auf einen Knopf, er präsentiert einem die Schlipse der Reihe nach und erspart einem die erschöpfende Tortur, sie per Hand auswählen zu müssen.
Unser Haus in New Hampshire war von den Vorbesitzern wohlausgestattet mit modischem Schnickschnack, samt und sonders ersonnen, das Leben ein kleines bißchen bequemer zu machen. Bis zu einem gewissen Grad tun das einige wenige Dinge auch (mein Favorit ist immer noch der Müllschlucker), doch die meisten sind erstaunlich nutzlos. Eins unserer Zimmer ist zum Beispiel mit automatischen Gardinen ausgestattet. Man drückt auf einen Schalter in der Wand, und vier Paar Vorhänge öffnen oder schließen sich mühelos. Das heißt, so sollte es sein. Realiter geschieht folgendes: Der eine geht auf, der andere zu, ein dritter öffnet und schließt sich mehrmals hintereinander, und ein vierter bewegt sich fünf Minuten überhaupt nicht und stößt dann Rauch aus. Seit der ersten Woche haben wir uns nicht mehr in die Nähe dieser Gardinen gewagt.
Außerdem haben wir einen automatischen Garagenöffner geerbt. Theoretisch klingt das wunderbar. Todschick! Man fährt schwungvoll in die Einfahrt, drückt auf den Knopf einer Fernbedienung und gleitet dann, je nach Zeitgefühl, problemlos in die Garage oder reißt das untere Panel aus der Tür. Dann drückt man wieder auf den Knopf, die Tür schließt sich hinter einem, und alle, die vorbeigehen, denken: »Mann! Klassetyp!«
In Wirklichkeit, habe ich herausgefunden, schließt sich unsere Garagentür nur, wenn sie sicher ist, daß sie ein Dreirad zermalmen oder einen Rechen zerquetschen kann. Und wenn sie einmal geschlossen ist, öffnet sie sich erst dann wieder, wenn ich auf einen Stuhl steige und mich in meiner Unbeherrschtheit mit Schraubenzieher und Hammer am Reglerkasten vergehe und am Ende doch den Garagentürreparateur rufe, einen Burschen namens Jake, der, seit wir seine Kunden sind, stets Urlaub auf den Malediven macht. Ich habe Jake schon mehr Geld bezahlt, als ich in den ersten vier Jahren nach meinem Studium verdient habe, und trotzdem immer noch keine Garagentür, auf die ich mich verlassen kann.
Sie wissen schon längst, worauf ich hinauswill. Automatische Gardinen und Garagentüren, elektrische Katzenfutterspender und drehbare Krawattenständer erleichtern uns das Leben nur scheinbar. In Wirklichkeit
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