Streit Ist Auch Keine Loesung
unausgesprochenen Wünsche ihres jeweiligen Partners. Ihre eigenen Bedürfnisse, ihre Veränderungswünsche in der Partnerschaft und an den Partner aber stellte sie zurück. Ja, sie nahm sie gar nicht erst wahr. Monika hat in der Vergangenheit in jeder Partnerschaft gleich ihr ganzes Herz hergegeben.
„Wo bleibe ich hier eigentlich?”
Ein oder zwei Jahre lang geht das gut. Immerhin ist sie ja auch verliebt! Doch dann ist die Luft raus aus der neuen Liebe. Die Strategie „Dein ist mein ganzes Herz!“ ist auf Dauer anstrengend, sehr anstrengend sogar. Am Ende ist Monika all dieser Anstrengungen überdrüssig. Sie spürt, dass sie auf diese Weise unter die Räder kommt. Wer sich ununterbrochen an den Partner und seine Vorstellungen anpasst, der wird mit der Zeit ungehalten mit dem anderen. „Wo bleibe ich hier eigentlich?“, fragt sich Monika. Was dann noch fehlt, ist der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. In einem schlimmen Streit voller gegenseitiger Vorwürfe bricht sich der in ihr angestaute Frust Bahn. „Ich habe mich mit jedem Partner im Grunde nur ein einziges Mal gestritten“, sagt Monika heute selbstkritisch. „Und das erste Mal war immer auch schon das letzte.“
Zu nett sein
Es ist ein wenig so, als kreiste Monika immerzu um den Partner und seine Wünsche, so wie ein Planet um eine Sonne. Das Wohlergehen, die Wünsche und die Bedürfnisse des Partners zählen – nicht aber die eigenen. Der Partner ist wichtig – nicht aber sie selbst. IhreWünsche werden verleugnet, unterdrückt oder nicht ernst genommen. Das ist der eigentliche Grund für den Krach, der das Ende ihrer Beziehungen markiert. Wer so lange nur um den Partner kreist, der sammelt über lange Zeit Unzufriedenheit mit dem Partner an. Er setzt seine ganze Energie darein, nicht unzufrieden mit dem anderen zu werden, nicht zu streiten, um nicht wieder zu scheitern – und steuert das Schiff seiner Liebe doch umso sicherer in den Abgrund.
Monika ist, um es mit den Worten der Bestsellerautorin Sherry Argov („Warum die nettesten Männer bei den schrecklichsten Frauen bleiben … und die netten Frauen verlassen“) zu sagen, zu ihren Partnern zu nett. Zu nett ist eine Frau nach Meinung von Sherry Argov dann, wenn sie sich einem Mann zu sehr anpasst, wenn sie ihre Hobbys aufgibt, Freundschaften vernachlässigt und unablässig hofft, dass er anruft und Zeit für sie hat. Klingt anstrengend? Ist es wohl auch, und so suchen diese Männer schon bald das Weite und nehmen eine weniger anhängliche Frau. Eine Frau, die weniger nett ist und mehr zu sich und ihren Bedürfnissen steht. Was die nette Frau natürlich wundert. Sie war ja so nett.
|| | Auch viele Männer sind zu nett
Sherry Argov beschränkt das Phänomen des Zu-nett-Seins ausschließlich auf Frauen. Das greift nach meiner Überzeugung eindeutig zu kurz. Nicht nur Frauen sind zu nett. Auch viele Männer haben diese beunruhigende Tendenz, dem anderen zuliebe zu viel von sich aufzugeben und zu wenig „Ich” zu sagen. Mit den gleichen negativen Konsequenzen für ihre Partnerschaft.
Aus Vorwürfen Wünsche machen
Es ist also ganz und gar nicht verkehrt, eigene Ziele, eigene Bedürfnisse und Wünsche in der Beziehung zu verfolgen und damit auch den Partner verändern zu wollen. Wünsche an die Beziehung und an den Partner halten eine Beziehung lebendig. Wünsche zu erkennen und sie zu äußern verhindert das langsame Absterben einer Liebe.
Wünsche entlasten eine Beziehung.
Wünsche an den Partner zu haben, das entlastet eine Beziehung enorm. Was passiert denn sonst? Wer nicht ab und an deutlich „Ich“ sagt, wer keine Veränderungswünschean den Partner hat, der neigt zu Nörgeleien und zu Vorwürfen. Beides keine ausgesprochen partnerschaftsfreundlichen Verhaltensweisen. Monika kennt aus ihren Beziehungen vor allem das Nörgeln. „Ich hatte oft schlechte Laune und habe wegen irgendwelcher Kleinigkeiten an meinen Partnern herumgenörgelt. Das war aber wohl eher so ein Ersatz für das, was mich wirklich störte.“
Wer nörgelt, belastet die Stimmung in der Beziehung unablässig mit dem Gefühl der Unzufriedenheit, ohne allerdings klar zu sagen, was ihn unzufrieden macht und wie sich das ändern lässt. Bleierne Schwere legt sich dann über die Partnerschaft. Nicht nur die Stimmung leidet darunter, auch die Erotik wird beeinträchtigt.
Vorwürfe haben eine ähnliche Funktion. Auch sie sind ein problematischer Ersatz für Wünsche an den Partner. „Nie hast
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