Striptease: Roman (German Edition)
einen Schulter auf die andere. Sein Hemd war von den Klauen des Tiers mit Blut getränkt. Der Gorilla mit den zerknitterten Ohren verzog das Gesicht, als er die Schweinerei sah. Er und sein Partner hatten Shad und seinem seltsamen Gefährten eine breite Liege auf dem Achterdeck der Yacht überlassen. Shad wußte, daß die Männer mehr Angst vor dem Kinkaju hatten als vor ihm. Das gehörte zum Plan.
Der erste Schläger sagte: »Darfst du denn auch zusehen, wenn neue Tänzerinnen zum Vortanzen kommen?«
»Zusehen, von wegen. Ich stell sie doch ein.«
»Mann! Dann siehst du ja alles!«
»Richtig«, sagte Shad mit einem listigen Grinsen. »Alles.«
»Und wie lange bist du schon in dem Geschäft?«
»Zehn oder elf Jahre.«
»Stell dir doch nur mal vor, wie viele Titten du schon besichtigt hast.«
»Tausende«, bestätigte Shad. »Das bringt dich um den Verstand.« Er konnte kaum glauben, was für Idioten diese Gorillas waren.
Der erste sagte: »Wenn du dir das Vortanzen ansiehst, wonach beurteilst du sie? Nur nach der Größe? Ich frag nur deshalb, weil ich mal ein Girl mit Riesenmöpsen kannte, die aber gar nicht mehr so toll aussahen, sobald sie den BH abnahm. Du weißt doch, was ich meine, oder?«
Shad nickte. »Wir haben einen sehr hohen Standard.«
Der Gorilla mit den Knitterohren fragte: »Hat bei dir schon mal jemand Berühmtes vorgetanzt? Ich meine, bevor sie berühmt wurde.«
»Na klar«, sagte Shad und dachte schnell nach. Die Trottel glaubten ihm wirklich alles. »Kim Basinger ist mal für eine Weile im Club aufgetreten. Maryl Streep ebenfalls, nur hat sie damals einen anderen Namen gehabt.«
»Im Ernst?«
»Chesty LaFrance. Das war ihr Künstlername.«
Der erste Gorilla schüttelte skeptisch den Kopf. »Kim Basinger, okay. Aber Meryl Streep, Mann, die hat nun wirklich nicht viel anzubieten.«
»Jetzt nicht mehr«, sagte Shad. »Aber du hättest sie mal vor ihrer Operation sehen sollen. Überwältigend.«
Der Kinkaju kletterte an seinem Arm herab und sprang auf das Deck. Shad zog mit einem heftigen Ruck an der Leine. Das Tier knurrte und rollte sich auf den Rücken.
»Wie finde ich denn das«, sagte der Gorilla mit den lädierten Ohren.
»Ja, ich erziehe ihn richtig«, nickte Shad. Eigentlich fand er den Kinkaju nicht so toll und war froh, daß die zwei Stunden fast vorüber waren und er das Tier bald zurückgeben konnte.
»Mal ganz ehrlich, Leute«, sagte Shad, »wie findet ihr denn euren Job?«
Der erste Schläger grinste, er wäre jetzt viel lieber unten im Boot, und der zweite meinte, genau, das schwierigste an dem Job sei wach zu bleiben. Shad wollte wissen, wieviel der Alte ihnen denn zahle.
»Wir arbeiten nicht für den alten Mann. Wir arbeiten für die Rojos.«
»Wer ist das denn?«
»Die Rojo-Farmen«, erklärte der andere Schläger. »Wir bekommen zweihundert pro Tag.«
»Verdammt«, sagte Shad.
»Und meistens hängen wir nur herum.«
Der erste Gorilla sagte: »Sie nennen uns Fahrer, aber das ist Quatsch. Wir sorgen für die Sicherheit, für den Schutz. Die Rojos feiern jede Menge Partys, und wir passen auf die Gäste auf... wie jetzt zum Beispiel.« Er gab seinem Partner ein Zeichen, und dieser ging zur Salontür und lauschte.
»Die Musik hat aufgehört«, meldete er. »Anscheinend unterhalten sie sich.«
»Wer ist denn der alte Mann da drin?« fragte Shad. »Irgendein hohes Tier?«
»Ein Freund der Familie.«
Der Kinkaju lief unruhig herum und wickelte dabei die Leine um Shads Füße. Die Rojo-Gorillas verfolgten amüsiert die Bemühungen des Kahlköpfigen, sich zu befreien. Entnervt ließ Shad die Leine los. Der Kinkaju trottete in eine Ecke, hockte sich hin und leckte seine Pfoten.
Einer der Gorillas sagte: »Ich hab noch nie eine Stripperin mit Leibwächter gesehen.«
Shad meinte, eine Frau könne in dieser Zeit nicht vorsichtig genug sein.
Der mit den deformierten Ohren deutete auf Shads Pistole. »Ist das eine.38er?«
»Spezial«, bestätigte Shad.
»So was möchte ich auch haben. Wie lange hast du auf den Waffenschein gewartet?«
»Die Mühe habe ich mir gar nicht gemacht. Weißt du, ich hab eine Akte bei der Polizei.«
»Das ist übel«, sagte der Gorilla.
»Scheißcomputer.« Shad leerte sein Glas über die Reling aus.
»Aber sie haben dich trotzdem bei den Guardian Angels angenommen?«
»Kein Problem. Ich hatte Referenzen.« Shad deutete auf seinen Kopf. »Und ich hatte schon die Mütze.«
Erin kam aus dem Salon. Sie sah müde, aber unversehrt
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