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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Rollstühle klaut.«
    »Hey, du solltest mal sehen, wie sie lacht, wenn wir durch die Korridore flitzen. Wie ihr Haar flattert und dabei aussieht wie Seide. Die Krankenschwestern winken und sagen: ›Seht doch mal diesen hübschen kleinen Engel!‹« Er lächelte. »Und schon sind wir durch die Tür nach draußen verschwunden.«
    »Du bist viel zu gut dafür, Darrell«, protestierte Rita. »Das ist was für Zigeuner.«
    »Na ja, es funktioniert«, sagte Darrell Grant. »Und nun – wo bewahrt denn die alte Mrs. Gomez die Wagenschlüssel auf?«
     
    Am Morgen, nachdem Erin auf der Yacht getanzt hatte, lieferte David Lane Dilbeck eine der großartigsten Vorstellungen seiner politischen Laufbahn. Es begann mit einer Protestveranstaltung in Little Haiti, wo der Kongreßabgeordnete den U.S. Immigration Service wegen seiner herzlosen Behandlung karibischer Flüchtlinge heftigst kritisierte und erklärte, daß Amerika seine Stärke und seine Herkunft den mutigen Boatpeople verdanke und daß die Gründerväter vor Scham tief getroffen wären, könnten sie sehen, wie wir nun die Notleidenden und die Verzweifelten zurückwiesen. Die einzige Unsicherheit entstand, als Dilbeck, der seine Rede in gebrochenem Kreolisch hielt, die Emma-Lazarus-Inschrift am Fuß der Freiheitsstatue falsch übersetzte (»Gebt mir euer Vieh, eure samenlosen Guavas, eure geplatzten Traktorkühler...«) Obgleich verwirrt, reagierte das haitianische Publikum mit begeistertem Applaus.
    Als nächstes jagte der Kongreßabgeordnete zu einem Grillfest der American Legion, wo er sich so genau an die Schlacht von Inchon erinnerte, daß viele der atemlos lauschenden Veteranen annahmen, er sei wirklich in Korea im aktiven Einsatz gewesen. Das war er nicht, denn ein hochstehender Hoden hatte seinen Eintritt in die Armee verhindert. Der Kongreßabgeordnete erzählte seine Geschichte mit vorgerecktem Kinn, und seine Stimme brach, als er ergreifend das persönliche Herzeleid eines jungen Mannes beschrieb, dem die Möglichkeit verweigert wurde, für sein Vaterland zu kämpfen. Als er das Rekrutierungsbüro an jenem traurigen Herbsttag des Jahres 1951 verließ, erzählte Dilbeck, habe er sich geschworen, sein Handikap zu überwinden und Amerika genauso hingebungsvoll zu dienen wie jeder andere Mann mit zwei normalen Hoden. Sein patriotischer Geist führte ihn zuerst in die kommunale Regierung, danach ins Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten! Erhaltet mir meinen Traum, dröhnte David Dilbeck. Laßt mich wieder dienen! Hochrufe erklangen von den Veteranen, die ihre Spareribs ablegten und, mit fettigen Fingern, Dutzende von amerikanischen Fähnchen schwenkten. Der Kongreßabgeordnete legte eine bandagierte Hand auf sein Herz und stimmte »The Star-Spangled Banner« an.
    Die letzte Station war die Sunset-Bay-Apartmentanlage, und dort schaffte Dilbeck seinen Höhepunkt – er war geistig völlig klar, herzlich und verdammt noch mal beinahe redegewandt. Erb Crandall war völlig platt. Er rief Malcolm Moldowsky aus einer Telefonzelle außerhalb des Tagesraums an, wo der Kongreßabgeordnete zu dreihundert Pensionären sprach.
    »Malcolm, er ist unglaublich«, sagte Crandall. »Er rührt sie zu Tränen.«
    »Der Israel-Termin?«
    »Ja, aber er hat das Manuskript gar nicht rausgeholt. Er redet völlig frei von der Leber weg.«
    »O mein Gott«, stöhnte Moldy. »Irgendwelche Reporter in Sicht?«
    »Nur von Channel 10, aber das ist okay. Er hat einen Riesentreffer gelandet, Malcolm. Sie sitzen da und heulen auf ihr Gebäck.«
    Moldowsky versuchte sich die Szene vorzustellen. »Erb, ich möchte eine ehrliche Antwort. Weiß David überhaupt irgend etwas über den Mittleren Osten?«
    »In Geographie ist er eher schwach«, gab Crandall zu, »aber die Palästinafrage beherrscht er aus dem Effeff. Ich habe bis jetzt vier stehende Ovationen gezählt.«
    Moldowsky schnalzte mit der Zunge. »Und er sieht okay aus?«
    »Ganz riesig. Das beste war, daß Eloy Hickman zu einer Stegreifdiskussion erschienen ist. Aus diesem Grund ist auch das Fernsehen hergekommen.«
    »Dieser raffinierte Hund.«
    »Davey hat ihn in der Luft zerrissen«, sagte Crandall. »Es war phantastisch. Hickman trollte sich wie ein Chihuahua, dem man auf den Schwanz getreten ist.«
    »Tatsächlich?« An Crandalls Ende, im Hintergrund, hörte Moldowsky das Aufbranden neuen Applauses. Es schien zu schön, um wahr zu sein. Was war nur gestern abend zwischen Dilbeck und der Stripperin vorgefallen? Sie muß ihn dumm und

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