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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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hineingehen zu lassen. An der Tür sah sie sich nach Rolf um, der Jim Bowie und Andre in Augenschein nahm. Sein markantes Gesicht umwölkte ein Stirnrunzeln, und Argwohn sprach aus seiner Miene.
    Während sich die Männer hinsetzten und redeten, stellte Angeline das Abendessen auf den Tisch. Jim war im Niemandsland, um Weideflächen aufzukaufen. Zusammen mit seinen Brüdern, Rezin und John, spekulierte er mit Land. Es gab hartnäckige Gerüchte, daß ein Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten und dem Besitzer des Landes jenseits des Sabine River - sei es Spanien oder seien es mexikanische Revolutionäre, das konnte sich von Tag zu Tag ändern - zur Unterzeichnung anstehe, der den Fluß als Grenze zwischen den beiden Ländern festschreiben sollte. Wenn dieser Vertrag in Kraft trat, konnte die Armee in den neutralen Landstreifen einmarschieren und ihn von seinem Diebesgesindel säubern. Sobald die Gegend sicher genug für Siedler sein würde, würden auch die Bodenwerte steigen, und die Leute, die Anteile besaßen, machten ein Vermögen.
    »Och«, jauchzte McCullough, »das sagen die schon mindestens seit acht Jahren, seit General Hampton im Jahre 1812 seine Leutnants McGee und Zebuion Pike geschickt hat. Die haben mir mindestens dreimal das Dach über dem Kopf an gezündet, aber von Säubern kann keine Rede sein. Des ist nix wie Larifari, und Ihr verschwendet Euer sauer verdientes Silber, mein Junge. Glaubt mir’s!«
    »Nein, ich glaub’s nicht«, erwiderte Jim Bowie. »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, McCullough, dann würde ich die Soldaten in Fort Claiborne irgendwie davon zu überzeugen versuchen, daß ich ein Mann von Ehre bin, oder mich nach Texas verdrücken.«
    »Nach Texas? Das habt Ihr doch letztes Jahr erst probiert, zusammen mit dem verrückten alten Long. Was hattet Ihr beiden da drüben denn vor, wolltet wohl Texas den Staaten angliedern, habt sogar nach Galvez Town geschickt und dem Piraten, dem Lafitte, 'nen Admiralsposten in der texanischen Marine angeboten? Und was hattet Ihr davon?«
    »Wir haben eins auf den Deckel gekriegt, ich weiß. Aber es war doch ein guter Kampf, und die Sache war’s wert. Texas sollte zu den Vereinigten Staaten gehören, und, so Gott will, wird es eines Tages auch so kommen. Ich würde sofort wieder mitmachen.«
    »Ihr werdet Euch wahrscheinlich noch umbringen«, brummte McCullough. »Aber wenn Ihr auf eine Schlacht brennt, dann wüßt ich was für Euch.«
    Jim war ein Mann mit ritterlichen Gefühlen. Als er von Claires Notlage und ihrer Verwandtschaft mit Angeline erfuhr, war er mehr als bereit, sich dem bevorstehenden Scharmützel anzuschließen. Er hatte Claire nicht kennengelernt, da sie in Frankreich war, als sich die Familie Bowie kurzzeitig bei St. Martinville niedergelassen hatte. Aber er kannte Don Pedros Ruf, und bei dem Gedanken, daß eine Frau aus guter Familie in seinen Händen war, kam ein zorniger Glanz in seine grauen Augen.
    Trotz der Erläuterungen des Schotten wurde Bowies Mißtrauen Rolf gegenüber keineswegs geringer. Als Angeline den Tisch abräumte, nahm der Hüne den schweren Suppenkessel und brachte ihn zum Waschstand, wo sie das Geschirr stapelte.
    »Sagt mir schnell«, erkundigte er sich, als er den Topf hinstellte, »ob Ihr aus freien Stücken hierhergekommen seid?«
    Es war kein Wunder, daß er das fragte, da sich McCullough unter Rolfs durchdringenden Blicken absichtlich sehr vage ausgedrückt hatte, welche Rolle sie eigentlich spielte, da Rolfs Interesse ja angeblich Claire galt. Angeline zögerte, dann dachte sie an ihren Abschied von Tante Berthe, den Mangel an Alternativen und den Drang ihres Herzens.
    »Ja«, erwiderte sie.
    »Gestattet mir, daran zu zweifeln. Daß ausgerechnet Ihr mit diesem Mann zusammen seid, ist unglaublich.«
    Diese Worte waren sowohl bittere Medizin als auch Balsam für Angeline. Jim war mit ihr hin und wieder spazierengegangen und hatte sie auf dem Waldpfad von der Klosterschule nach Hause begleitet. Manchmal hatte sie ihn im Verdacht gehabt, daß er ihr aufgelauert hatte; zu oft war er aufgetaucht und hatte sein Pferd geführt. Dann war er mit seiner Familie weggezogen. Es hatte Gerüchte gegeben, daß er sich in Lafittes Lager in Galvez Town auf den Sklavenhandel eingelassen habe. Auf See gekaperte Sklaven wurden ins spanische Texas gebracht und illegal durch die Hintertür des Niemandslandes in die Vereinigten Staaten eingeschleust. Angeline hatte das bis jetzt nicht für möglich gehalten. Aber weshalb sollte

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