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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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gefolgt. Sie hatten Befehl, sich im Hintergrund zu halten und aufzupassen, daß sie nicht in eine Falle gerieten. Daher sollten sie auch keinen Rettungsversuch unternehmen, der Claires Leben gefährden konnte.
    Angeline wußte auch nicht, was noch hätte getan werden können, wurde aber dennoch das Gefühl nicht los, die Kusine irgendwie im Stich gelassen zu haben. Daß sie bald in die entgegengesetzte Richtung reiten würden, kam ihr wie Verrat vor. Sie konnte natürlich nicht allein hierbleiben oder Rolf und den anderen Vorwürfe machen. Ihnen allen waren aus Sorge um Claires Sicherheit die Hände gebunden.
    Angeline legte sich hin und fing kurz darauf an zu zittern. Das Beben kam strahlenförmig aus ihrem Inneren heraus. Es war nicht wegen der Kälte, das wußte sie; sie hatte es warm, da Rolf direkt neben ihr lag, ohne sie jedoch zu berühren. Es war die physische Reaktion auf die Ereignisse der Nacht, auf die ausgestandenen Ängste und Demütigungen. Das ganze Entsetzen hatte sie bis zu diesem Augenblick zurückgedrängt, in dem ihre Pflicht erfüllt war.
    Sie dachte, daß es nun bald vorbei sei, aber so war es nicht. Schauer überliefen sie, bis ihre Zähne klapperten, und sie hatte das Gefühl, ihr Körper sei gespannt wie ein Bogen.
    »Angeline«, flüsterte Rolf und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Was ist denn los?«
    Ihm zu antworten, war schwer, nicht zuletzt auch deswegen, weil sie nicht einmal wußte, was er über ihre Gefangennahme durch den Spanier und die Szene dachte, in die er zufällig hineingeplatzt war. Aber ihr Bedürfnis nach seiner Nähe war stärker als ihre Hemmungen.
    »Halt mich fest«, hauchte sie mit einer Stimme, die nur noch ein bebendes Flüstern war. »Bitte, halt mich fest.«
    Rolf umarmte sie, zog sie an sich und strich ihr sanft über Haar und Rücken. Trost, nicht Leidenschaft lagen in seiner Umarmung, in dem Kuß auf die Stirn, in den leisen, sanften Worten.
    »Ruhig, meine süße Angeline. Verbanne die Schrecken dieser Nacht aus deiner Erinnerung. Bei mir bist du sicher, ich werde nicht mehr von dir lassen, nicht einmal am letzten Lebensmorgen, und ich will nichts von dir fordern, was du nicht geben kannst. Vertraue mir und verzeih mir, daß das, was du heute nacht durchmachen mußtest, in dir ein Echo dessen weckt, was ich dir angetan habe. Nimm meine Liebe als Schutz und Schirm, um den schaurigen Drachen der Angst zu überwinden, und finde... Frieden.«
    Die Worte drangen langsam in Angeline ein, und als sie den Grund ihres Wesens erreicht hatten, wurde sie ruhig. Sie atmete tief und gleichmäßig, einmal, zweimal, ein drittes Mal, spürte den ruhigen Puls seines Herzens an ihrer Wange, lag geborgen von der Wärme seines Körpers, seinem männlichen Duft. Als sie sprach, war ihre Stimme kühl und ruhig. »Liebe?«
    »Ich gäbe sie dir in schimmerndem Glanz mit Siegel, Bändern und Quasten, wenn ich könnte. Da es nicht möglich ist, nimmst du sie, wie sie ist, von der Vergangenheit besudelt, schmucklos und unhandlich durch ihre Größe?«
    »Ach, Rolf«, erwiderte Angeline und schluckte die salzig aufsteigenden Tränen der Schwäche hinunter. »Es wäre nicht recht, wenn... wenn diese Worte aus Reue gesagt, als Wiedergutmachung gedacht wären.«
    »Nein«, antwortete er einfach.
    »Und doch kann ich das nicht annehmen - es sei denn, daß du dafür meine Liebe empfängst.«
    Angeline hatte nicht gewußt, daß sie das aussprechen wollte. Die Worte gingen ihr wie von selbst über die Lippen, als hätte sie sie vor unzähligen Tagen einstudiert und sie hätten in ihr gewartet, vielleicht seit Monaten, seit Jahren oder sogar ihr ganzes Leben lang.
    »Ich könnte mir«, flüsterte er, »keinen vollkommeneren Tausch wünschen.«
    Immer noch war seine Umarmung ohne die bebende Spannung, die die Leidenschaft verrät. Diese Zurückhaltung machte Angeline auf einmal ungeduldig, denn sie fühlte, wie in ihr warme Hingabe aufkam.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und versuchte, sein Gesicht zu erkennen. Er betrachtete sie, wie sie wußte, aber sie konnte nur die Umrisse seines Kopfes ausmachen, sah, wie sich das graue Dämmerlicht schwach in seinen dunklen Augen spiegelte. Sie nahm all ihren Mut zusammen und strich mit den Fingern sanft über seine Wange, über das starke Kinn und den straffen, sehnigen Hals. Sie zog seinen Kopf an sich und fuhr mit den geöffneten Lippen über seinen festen, sensiblen Mund. Er nahm ihren Kuß entgegen und verlängerte ihn um einen Pulsschlag, als

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