Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
verfing sich in den Fallstricken ihrer eigenen verschlungenen Gedanken und Gefühle. Er bot ihr Sicherheit, gesellschaftliches Ansehen und Geborgenheit. Wie konnte sie das ablehnen? Aber sie hielt die Leidenschaft und Freude, die sie mit Rolf erlebt hatte, dagegen und fand das Angebot schal. Nichts in ihr kam ihm entgegen. »Meyer, ich kann nicht... glauben, daß Ihr es ernst meint. Ihr kennt mich kaum, und ich kenne Euch auch nicht.«
    »Ich weiß alles über Euch, was nötig ist, erwarte aber nicht, daß Ihr Euch sofort einverstanden erklärt. Ich fordere Euch ja nicht auf, Rolf auf der Stelle zu verlassen und mir die Treue zu halten. Ich glaube auch nicht, daß er damit einverstanden wäre. Aber sobald dieses Abenteuer vorüber ist, werde ich Euch noch einmal fragen.«
    Offensichtlich ging Meyer davon aus, daß Rolf sie eines Tages verlassen würde, und wollte sie dann in ihrer Einsamkeit trösten. Sie sollte ihm dankbar sein, statt dessen stieg eine lähmende, schmerzhafte Wut in ihr auf. Die Tür quietschte, und Angeline drehte sich um und sah Rolf aus dem Wohnzimmer treten. Er kam mit der beherrschten Kraft des Wolfs auf sie zu, nach dem er benannt war, und sein Haar glänzte im Licht der Lampe hinter ihm golden auf.
    »Du hast Wache«, sagte er mit sanftem Sarkasmus zu Meyer.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Meyer kühl, richtete sich auf und wollte gehen.
    »Halt«, befahl Rolf, »deine Jacke?«
    Er nahm sie Angeline von den Schultern und warf sie Meyer zu, der sie auffing. Die Blicke der beiden Männer trafen sich, dann nickte Meyer kurz und ging durch die Halle in die Nacht. Rolf nahm Angelines Arm und geleitete sie auf die andere Seite des Hauses, wo sich ihr Schlafzimmer befand. »Sollen wir uns zurückziehen?«
    Angeline ließ sich durch den kalten leeren Wohnraum in das Schlafzimmer führen, das sie mit Rolf teilte. Er schloß die Tür und lehnte sich dagegen. Unter seinem Blick fühlte sie sich unbehaglich. Sie trat ans Bett und schlug ungeschickt die Decken zurück.
    »Eine solche Fülle von Verehrern«, bemerkte er. »Sie wachsen aus dem Boden wie die Drachensaat - und was haben sie zu bieten? Beistand, die Falle der Ehrbarkeit, alles, was das Herz begehrt?«
    Sie schüttelte eines der Kissen auf. Ohne ihn anzusehen, fragte sie: »Stört es dich?«
    »Nein, nein. Es ist fort amüsant auf eine unreife, tragische Weise.«
    »Es freut mich, daß du dich amüsierst«, erwiderte sie und hob eine Braue. Sie richtete die graugrünen Augen offen und hoheitsvoll auf ihn.
    »War das die Absicht? Du hättest mich vorwarnen sollen. Ich hätte die Vorstellung würdigen und mit einem Eifersuchtsanfall aufwarten können, aber so habe ich nichts zu deiner Unterhaltung beitragen können, um mich zu revanchieren. Kannst du mir noch einmal verzeihen?«
    »Nein.«
    Das Wort schwebte zwischen ihnen, löste Verstellung und Mißverständnis auf und bestätigte schlicht, daß sie es gern sah, wenn er seiner Eifersucht freien Lauf ließ.
    Rolf brach in Gelächter aus. Die steile Falte auf seiner Stirn war verschwunden. Dann wurde er ebenso plötzlich wieder ernst. »Sind noch mehr da?«
    »Verehrer? Ich weiß es nicht.«
    »Jeder von ihnen wäre besser für dich, das steht fest.«
    Angeline schürzte die Lippen, musterte Rolf unter gesenkten Lidern und tat, als ob sie nachdenke. »Meinst du?«
    »Ich weiß es«, entgegnete er und ging mit strahlenden Augen auf sie zu. »Aber wenn einer von ihnen Aussicht auf Erfolg hat, kannst du seine Knochen als Haarnadeln benutzen und dir aus seinen Zähnen einen Rosenkranz für deine Gebete fädeln. Das ist die einzige Möglichkeit, wie er sich dir nähern kann.«
    Als Liebeserklärung mochte das eine gewisse gewalttätige Genugtuung bringen, aber es war kein Versprechen eines lebenslangen Glücks, es war kein Heiratsantrag.
    Angeline hätte ihm gerne von Jim Bowies Vorschlag erzählt, sie zu ihrer Tante zurückzubringen, und von Meyers erstaunlichem Vorschlag, erneut um ihre Hand anzuhalten, sobald Rolf sie entließe. Der Prinz lieferte ihr jedoch kein Stichwort, um dieses Thema anzuschneiden, und sie wollte es nicht selbst tun. Das hätte so gewirkt, als ob sie mit ihren Eroberungen prahlen und ihm dadurch ein Versprechen ablocken wolle. Falls sie ihn überhaupt bekommen könnte, so würde ihr nichts daran liegen, ihn auf diese Weise zu bekommen.
    Was hatte er noch gesagt? Er wolle ihr seine Liebe »in schimmerndem Glanz mit Siegel, Bändern und Quasten« geben, wenn er könnte?

Weitere Kostenlose Bücher