Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
ganze Zeit hier. Ich gebe zu, es ist einiges geschehen, das Verdacht erregen muß, aber wer auch immer es sein mag, aber ich kann nicht glauben, daß sich derjenige, der dahinter steckt, in unser Quartier wagt. Außerdem steht, wie ihr seht, der Leuchter auf dem Tisch direkt neben der Bettkante. Vielleicht war es nur ein Unfall?«
    »Und die Drogen?« fragte Gustav.
    »Dafür haben wir nichts als Euer Wort. Könnte es nicht auch möglich sein, daß Rolf nach den Strapazen der letzten Tage übermüdet war und der Wein ihn deshalb stärker mitgenommen hat als
    sonst?«
    »Nichts als mein Wort!« schnaubte Gustav und stand auf.
    Rolf hob die Hand, ohne die Lider zu öffnen. »Die Debatte ist überflüssig.«
    Der nächste, der sich äußerte, war Meyer. »Jedenfalls spricht nichts dafür, daß der Täter ein Außenstehender war. Heute nacht waren fünf Fremde im Haus, sechs, wenn wir Angeline dazuzählen. Außerdem müssen auch die Diener von de la Chaise mitgerechnet werden, die draußen in der Küche übernachten. Dann sind da noch die Kutscher der Wagen, die die Vorräte zur Küche gefahren haben...«
    »Und wir selbst«, murmelte Oskar vor sich hin.
    Wie auf Kommando richteten sich aller Augen auf Leopold. Er stand auf und ballte die Hände zu Fäusten. »Also, wenn Ihr jetzt...«
    »Angeline müssen wir ausnehmen«, fiel Gustav hastig ein, als wolle er einen Streit vermeiden. »Sie hat Alarm gegeben, sonst wä-
    ren wir vielleicht nicht rechtzeitig gekommen. Außerdem war sie ebenso gefährdet wie Rolf.«
    »Das stimmt«, antwortete Meyer und wandte sich an sie. »Vielleicht hat sie etwas oder jemanden gesehen?«
    »Ich... nein, niemanden, nichts. Als... als ich aufgewacht bin, brannte das Feuer schon.« Sie wußte nicht, wieso, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden, bis ins Detail zu erzählen, warum sie weder im selben Zimmer noch im selben Bett übernachtet hatte.
    Eine der Damen auf der Türschwelle gab ein unterdrücktes Kichern von sich. »Die muß aber gut geschlafen haben. Ich wüßte gern, woran das lag.«
    Meyer warf einen bösen Blick in ihre Richtung, dann sagte er mit einem bezeichnenden Nicken zu den anderen: »Das führt zu nichts. Ich schlage vor, wir vertagen das Sezieren auf morgen früh.«
    Während er sprach, brachte Sarus auf einem silbernen Tablett einen Pokal herein. Er ließ sich neben Rolf nieder und stützte ihn, während der Prinz trank. Auf einen Ellbogen gestemmt, sah Rolf auf. »Ein wenig voreilig, Meyer.«
    Der großgewachsene Mann mit dem sandfarbenen Haar drehte sich um. Ein Lächeln saß in den grauen Augen. »Ja, zum Glück. Was sollen wir jetzt mit Euch machen?«
    Sie richteten in Meyers Zimmer das Bett für Rolf her. Meyer, der das selbst vorgeschlagen hatte, begab sich nach unten und verbrachte den Rest der Nacht auf einem Sofa, während die Frau, die er bei sich hatte, auf dem anderen übernachtete. Sie beklagte sich bitter, bis man ihr eine Goldmünze in die Hand drückte. Rolf ging ohne Hilfe ins Bett und beobachtete amüsiert, wie Angeline mit hochrotem Kopf neben dem Bett stehenblieb, bis die anderen draußen waren.
    »Ich verdanke Euch also mein Leben«, sagte er, als sie zögernd an seine Seite unter die Decke schlüpfte.
    »Das ist doch nicht der Rede wert.«
    »Für Euch vielleicht nicht, aber für mich hat es durchaus einigen Wert.«
    »So habe ich es nicht gemeint...«, begann sie und runzelte die Stirn.
    »Ich weiß, wie Ihr es gemeint habt«, unterbrach er sie. »Ich sollte mir eine Belohnung für Euch ausdenken.«
    »Bemüht Euch nicht. Mir genügt es, wenn Ihr mich freilaßt.« Ihre Stimme klang scharf.
    Er sah sie an, und seine Augen strahlten unter der Wirkung der Droge in flüssigem Glanz. Er antwortete: »Alles, nur das nicht.«

9
    Angeline hatte erwartet, daß Rolf weit in den Tag hinein schliefe. Er tat es nicht. Weniger als vier Stunden, nachdem er sich wieder ins Bett gelegt hatte, war er aufgestanden, rasiert, angekleidet und vollständig Herr der Lage. Seine Laune war offenbar das einzige, was gelitten hatte. Er war kurzangebunden zu Sarus, den er schlafend auf der Schwelle vorfand, mürrisch zu Angeline, da sie seine Frage, was sie zum Frühstück wünsche, nicht schnell genug beantwortete, und scharf zu Gustav, als dieser ihm ein Mittel gegen Kopfschmerzen anbot, da er sicher war, daß der Schädel des Prinzen fast platzen müsse. Rolf ging in die Halle und ließ allen Mitgliedern der Garde ausrichten, er erwarte sie dort in einer halben Stunde

Weitere Kostenlose Bücher