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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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müßt zugeben, daß Ihr mir wenig Grund gegeben habt, das zu glauben.«
    »Ich gebe gar nichts zu. Gefühle spielen nur eine geringe Rolle bei meinen Handlungen.«
    »Das kann nicht Euer Ernst sein!« rief sie aus. »Warum habt Ihr mich sonst aus dem Haus meiner Tante entführt und zu... zum Bleiben gezwungen? Warum habt Ihr mich mitgenommen, nachdem Claire aus der Klosterschule geflohen war? Ich kann nicht glauben, daß das alles nur Berechnung war.«
    »Warum nicht?«
    »So viel Kaltblütigkeit ist beängstigend!«
    »Ach, ich habe nie behauptet, daß die Sache mich kalt ließ. Im Gegenteil. Es gab Augenblicke, da war ich alles andere als das.« In seinem leisen Lächeln lag echte Heiterkeit. »Wenn Ihr von dem sprecht, was unter vier Augen... zwischen uns... im Jagdschloß geschah, dann laßt mich Euch versichern, daß ich Euch wollte, und vom ersten Moment an, als ich Euch bei Madame Delacroix’ Soiree in den Armen hielt, war ich entschlossen, Euch zu bekommen. Daß Ihr unberührt wart, hatte ich nicht erwartet, aber ich sage Euch ganz unverblümt, daß ich mir gar nicht so sicher bin, ob es einen Unterschied gemacht hätte, wenn ich es gewußt hätte.«
    Sprachlos und im Gefühl, auf sonderbare Weise verletzlich zu sein, wich Angeline seinem Blick aus.
    »Ihr müßt jetzt nicht mit lilienweißem Gesicht ohnmächtig zu Boden sinken. Ihr konntet nichts dafür.«
    Sie hob den Kopf. »Das habe ich auch nicht angenommen.«
    »Nicht? Dann kann ich mir Eure plötzliche Schwunglosigkeit nur so erklären, daß Ihr Euch überanstrengt habt und wieder in die Kutsche steigen wollt.«
    »Was seid Ihr doch für ein Kavalier!« rief Angeline aus und ließ trotz ihrer Mattigkeit, die ihr verriet, daß er nicht ganz unrecht hatte, dem Pferd die Zügel schießen. Sie wollte ihre Schwäche um so weniger zugeben, als ihr bei dem Glitzern in seinen Augen unbehaglich wurde.
    »Und noch aufmerksamer, als Ihr denkt«, antwortete er. »Ich hatte nicht vor, Euch alleine einsteigen zu lassen.«
    »Ihr... Ihr wollt mitfahren?«
    »Die Aussicht ist offenbar anregend... oder erschreckend.«
    Bei diesen Worten trieb es ihr die Hitze in die Wangen, doch sie achtete nicht darauf. »Ich weiß nicht, ob... ob ich mich wieder kutschieren lassen will.«
    »Muß ich darauf bestehen? Selbstverständlich Eurer Verletzung wegen?«
    »Bestehen? Warum solltet Ihr? Ich versichere Euch, daß mein Mangel an Ausdauer Eure Reise nicht verzögern wird.«
    »Wenn ich nur dasselbe auch von mir sagen könnte!«
    Rolf lachte über ihre entschiedenen Versuche, seinen Wink mit dem Zaunpfahl zu ignorieren. »Ihr habt... doch Claire fast eingeholt. Vielleicht solltet Ihr den anderen vorausreiten und die Kutsche zurücklassen? Wir werden später nachkommen.«
    »Ich soll Euch allein unter Gustavs Schutz durchs Niemandsland reisen lassen?«
    »Wir sind schon im Niemandsland?«
    »Mindestens seit zehn Meilen.«
    »Davon hatte ich keine Ahnung.«
    »Das solltet Ihr auch nicht. Dennoch werdet Ihr jetzt verstehen, warum ich Euch unbedingt persönlich eskortieren will.«
    »Kein Wort nehme ich Euch davon ab«, erwiderte sie beharrlich.
    »Daß wir durch eine Gefahrenzone reisen und ich den Wunsch hege, Euch zu... beschützen?«
    »Ich glaube nicht«, entgegnete sie bestimmt, »daß Ihr mich aus einem dieser Gründe begleiten wollt.«
    »Nicht nur tapfer, sondern auch intelligent«, spottete er, wobei ihm das Lachen aus den Augen blitzte. Dann nahm er ihr den feschen Hut mit dem Schleier vom Kopf, schleuderte ihn ins Gebüsch und legte ihr eine kastanienbraune Haarlocke über die Brust. »Wenn Ihr jetzt auch noch etwas zugänglicher wärt...«
    Angeline blieb gar nichts anderes übrig: Rolf reichte ihr den Arm und führte sie zur Kutsche, die mit Gustav auf dem Bock auf sie wartete. Angeline zögerte. Rolf wartete ungerührt, und als er sprach, war seine Stimme so leise, daß nur sie ihn verstehen konnte.
    »Ihr könnt es darauf ankommen lassen«, schlug er vor. »Wer soll mich hindern? Wird die Garde auf Euren Hilferuf hin intervenieren? Wird sie ihren Prinzen unterstützen oder die heimliche Herzensdame von allen? Und wenn die Wahl getroffen ist, wird Euch das Resultat konvenieren?«
    Es war nur der flüchtige Schatten eines Gedankens gewesen. Wie Rolf es hatte ahnen können, wußte Angeline nicht, aber das Risiko, da es nun einmal in klare Worte gefaßt war, erwies sich als zu groß. Als hätten sich sogar die Elemente gegen sie verschworen, fielen in diesem Augenblick

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