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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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vom Fenster und legte sie sorgfältig zusammen, dann ließ sie die Scheibe herunter und rief Gustav auf dem Kutschbock zu, er solle anhalten.
    Es war nicht gerade leicht, in einem langen, fließenden Rock ein Pferd zu besteigen, ohne zu straucheln oder unschicklich viel Bein zu zeigen. Sowohl die Kontrolle über das Pferd und den Rock zu bewahren, als auch den Hut mit dem wehenden Schleier, der sich in ihren offenen Haaren verfing, auf dem Kopf zu behalten, erwies sich als genauso problematisch. Sie bewältigte die Schwierigkeiten so graziös wie möglich. Die kastanienbraunen Locken wehten, als Angeline ihr Pferd traben ließ, um die Männer einzuholen. Sie wurde mit breitem Grinsen und Beifallsrufen empfangen. Rolf sandte ihr ein so entspanntes Lächeln zu, wie sie es selten an ihm gesehen hatte, und lenkte sein Pferd an ihre Seite.
    Er ließ seinen blauen Blick über sie gleiten, wobei ihm kein Detail ihrer Kleidung entging. »Fühlt Ihr Euch ebensogut, wie Ihr ausseht?«
    »Wahrscheinlich viel besser. Ich darf Euren Geschmack für Kleidung weiterempfehlen - und Euch für die Voraussicht danken, sie erstanden zu haben.«
    »Ihr seid mir doch nicht für ein paar abgelegte Kleider zu Dank verpflichtet: Sie sind kaum gut genug für eine Gouvernante oder ein Dienstmädchen, wieviel weniger erst für die Frau, die...«
    »Nun?« fragte sie ihn, als er innehielt. »Die Frau, die Ihr zu Eurer Mätresse gemacht habt? War es das, was Ihr sagen wolltet?«
    »Mißfällt Euch diese Formulierung? Dann laßt mich statt dessen sagen: die Frau, die mir bei meiner Suche behilflich war. Wie dankbar bin ich Euch, daß Ihr mir nicht gestattet, für Euch zu sorgen, ohne mißtrauisch zu werden.«
    »Ihr wißt ganz genau, daß ich nichts getan habe, wozu ich nicht gezwungen wurde.«
    Mit einem grimmigen Zug um den Mund sah er sie an. »Ja, das weiß ich, aber ich habe ja auch nichts von freiwilliger Hilfe gesagt.«
    Angeline wollte nicht mit ihm streiten. Es hatte ja doch keinen Sinn; sie konnte dabei nicht gewinnen und hatte auch wenig zu verlieren. Sie wechselte das Thema und flachste mit Gustav und Oskar herum. Die anderen schlossen sich an, und unter den Hufen ihrer Pferde flogen die Meilen dahin. Mitten am Vormittag machten sie an einem Bach halt, um die Pferde zu tränken. Angeline verschwand hinter den Büschen, während Rolf Wache hielt. Nach ihrer Rückkehr trat sie zu ihm unter einen weit ausladenden, immergrünen Lorbeerbaum. Stirnrunzelnd betrachtete der Prinz den kleinen Fleck Himmel, der zu sehen war. Die Sonne war vor einer großen zinngrauen Wolkenbank geflohen, die von Südwesten heraufzog.
    »Es riecht nach Frühling«, sagte Angeline, »und es scheint, daß sich das Wetter auch danach richtet.«
    »Für mich und meine Männer, die wir an härtere Winter gewöhnt sind, war es bis jetzt wie im Sommer, aber das heißt noch lange nicht, daß uns Regen willkommen ist.«
    »Willkommen oder nicht, wir kriegen wahrscheinlich welchen. Glaubt Ihr, daß... daß es eine Rolle spielt? Wird uns das schlechte Wetter daran hindern, Claire einzuholen?«
    »Es behindert sie ebenso wie uns, wenn nicht mehr. Ich glaube nicht, daß wir aufgehalten werden, solange kein Sturm aufzieht.«
    »Das ist nicht sehr wahrscheinlich, nicht um diese Jahreszeit. Es kann höchstens Überschwemmungen geben.« »Dann können wir wohl davon ausgehen, daß wir Claire einholen, bevor es dazu kommt.«
    »Was... was macht Ihr mit ihr, wenn Ihr sie gefunden habt?«
    Rolf bedachte Angeline mit einem spöttischen Blick. »Wovor habt Ihr Angst? Ich habe Euch doch mein Wort gegeben.«
    »Ihr habt gesagt, Ihr wollt ihr nichts zuleide tun. Das läßt einigen Spielraum für jemanden von Eurer... Erfindungsgabe.«
    »Mit dem Mop bearbeiten oder mit dem Reisigbesen? Ich würde ihr liebend gern mehr antun. Ich würde ihr ihre Anmaßung von Grund auf austreiben und sie an den Haaren über die Zinnen von meines Vaters Schloß hängen. Ich werde es nicht tun, weil ich es Euch geschworen habe. Könnt Ihr mir und meinem Eid nicht trauen?«
    »Doch, aber es ist zu bedenken, wie eigensinnig Claire sein kann, und vielleicht weiß sie nichts, das Euch weiterhelfen wird. Habt Ihr schon jemals erwogen, was Ihr fühlen, was Ihr tun werdet, wenn sich herausstellt, daß die ganze weite Reise umsonst war?«
    »Wollt Ihr etwa behaupten«, fragte er leise, »man könne sich nicht darauf verlassen, daß ich meine Gefühle im Zaum halte?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber?«
    »Ihr

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