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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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auf sie herabgeglitten war, überließen sie sich dem lustigen Lachen aus voller Kehle.
    »Die Liebe nach Kosakenart auf dem hölzernen Sattel eines galoppierenden Pferdes bedarf wohl größerer Geschicklichkeit, als ich bisher angenommen habe«, sagte er. Immer noch lächelnd stemmte er sich auf und schob Angeline unter sich. Mit seinem strahlendblauen Blick hielt er ihre sanften, graugrünen Augen und preßte sich noch einmal in sie hinein.
    Sie hielten sich immer noch umschlungen, als der erste Pistolenschuß fiel.
    Rolf fluchte laut und ein wenig schuldbewußt, als er sich vom Boden der Kutsche aufrappelte. Er hob Angeline auf den Sitz, fuhr hastig in seine Pantalons und knöpfte sie zu, während er schon den Schlag der fahrenden Kutsche aufwarf und sich mit der Tür hinausschwang, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Gleich darauf zerrissen weitere Schüsse die trübe, regnerische Dämmerung. Ein Schrei ertönte, und Pferde wieherten, als die Garde das Feuer eröffnete. Dann krachte von den Bäumen ein schwerer Gegenstand auf das Kutschdach. Sofort zog sich Rolf zurück, trat die Türscheibe ein, stellte den Fuß in die so geschaffene Öffnung und schwang sich aufs Dach.
    Der Wagen gewann an Fahrt und schaukelte wie wild hin und her, als habe Gustav die Zügel fallen gelassen. Angeline knöpfte sich in fieberhafter Eile die Jacke zu, während sie vor und zurück geworfen wurde. Von überall hörte sie das Ächzen und Fluchen der Kämpfer und das Klirren der Waffen. Offenbar wehrten sich Gustav und Rolf gegen die Angreifer aus dem Hinterhalt. Dann näherten sich einige Reiter dem schwankenden Gefährt, griffen den Pferden ins Geschirr und kletterten auf den Bock.
    »Holt sie mir lebendig, die Hurensöhn’. Wenn einer uns um unser Lösegeld bringt, is’ er ’n toter Mann.«
    Auf diesen Schrei folgte vom Dach her ein Schuß. Der Kampf war vorbei, und als die Kutsche schließlich schaukelnd zum Stillstand kam, plumpste der leblose Körper eines Mannes am Fenster vorbei zu Boden.
    »Rolf!« schrie Angeline, stieß den Schlag auf und stürzte hinaus. Sie rannte zu ihm und kauerte sich neben ihm nieder. Rolf lag auf dem Bauch, und Angeline mußte ihn umdrehen. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht war blaß und starr, und der Regen fiel auf seine blutleeren Lippen. Über dem Ohr rann ihm das Blut über die blonden Haare, und auf dem Gesicht hatte er eine rohe, hautlose Wunde, wo er auf den Boden aufgeschlagen war. Aber das war nicht alles. Auf der weißen Uniformjacke blühte ein wenig oberhalb der Taille karmesinrot eine widerliche Blume mit einem zerfransten, zerrissenen Mittelpunkt.
    Das Kampfgetümmel erstarb. Ein Mann ritt durch schlammiges Wasser heran, das vor ihm aufspritzte. Mit rauher Stimme verfluchte er die Männer, die jetzt vom Dach der Kutsche herunterkletterten. Er stieg ab und versetzte einem von ihnen, der die noch rauchende Pistole in der Hand hielt, einen Hieb mit seiner riesigen Faust, der ihn zu Boden streckte.
    »Du winselnder Köter von ’nem gottserbärmlichen Feigling! Wenn du’n umgebracht hast, reiß ich dir eigenhändig die Därme aus’m Leib und mach mir ’n Tabaksbeutel draus!«
    Der bullige Mann, offenbar der Anführer der Angreifer, schritt auf Angeline zu und musterte Rolf.
    »Is’ er hin?«
    Er sprach so starken schottischen Dialekt, daß sie ihn nicht gleich verstand. Sie zog die Hand, die sie auf Rolfs Herz gedrückt hatte, unter seiner Jacke hervor. »Nein, noch nicht. Wenn man ihn vielleicht in die Kutsche legen könnte...?«
    Der Schotte, ein massiger, vierschrötiger Mann mit zottigem brünettem Haar, rötlichem Bart und tabaksbraunen Augen, stemmte die Hände in die Hüften. Stirnrunzelnd und geistesabwesend nahm er ihr ramponiertes Aussehen wahr, zog die buschigen Brauen erstaunt zusammen und wog seinen Eindruck gut ab, ihr Aussehen, ihre kultivierte Sprechweise und das feingeschnittene Gesicht. Er zuckte die Achseln. »Gut, von mir aus.«
    Er brüllte einen Befehl über die Schulter, und ein paar Männer kamen näher. Als Angeline beiseite trat, um ihnen bei ihrem Vorhaben nicht im Weg zu stehen, warf sie einen flüchtigen Blick nach vorn auf die Straße. Zunächst hatte sie den Eindruck, daß der Boden über und über mit Verwundeten bedeckt sei. Dann aber sah sie, daß die Männer der Garde entwaffnet worden waren und auf dem Boden niedergehalten wurden, wobei jeden von ihnen mindestens drei mit
    Pistolen oder Gewehren bewaffnete Männer umstanden.

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