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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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Fishbone fort. »Trotzdem sollten Sie zur Schule gehen.«
    »Heißen Sie wirklich Smoke ?«, fragte Margo den alten Mann.
    »Unser Terry glaubt ernsthaft, dass Smoke ein typischer Name für einen Schwarzen ist. Leider ist er da schief gewickelt.« Fishbone zwinkerte Margo zu.
    »Fahr zur Hölle!«, knurrte Smoke. »Und der Typ in den schicken Klamotten hier ist Leon Barber, genannt Fishbone.«
    »Er wäre nämlich selbst gern schwarz«, erklärte Fishbone. »Dann hätte er noch mehr Grund zum Jammern.«
    » Fishbone ist ein komischer Name«, befand Margo. Fishbones schmales Gesicht war glatt rasiert. Seine hervortretenden Augen verliehen ihm etwas leicht Panisches, was aber durch sein ruhiges Wesen wettgemacht wurde. Margo hatte noch nicht viele Schwarze gesehen und konnte den Blick nicht von ihm abwenden.
    »Der Name kommt von seinem Geruch«, meinte Smoke. »Glaub mir, ich hab täglich mit ihm zusammengearbeitet.«
    »Ich heiße Margo Crane.«
    »Komm mal näher, Margo Crane, dann wirst du feststellen, dass ich wie eine Blume dufte«, behauptete Fishbone. Er nahm ihre Hand. Seine langen, schwieligen Finger waren warm und trocken.
    »Sie riechen nicht schlecht«, sagte sie. Er roch leicht nach einem blumigen Aftershave, aber vor allem nach seinem Zigarillo.
    »Die Zigaretten sind der Grund, warum dieser weiße Mann hier Smoke heißt.« Er ließ ihre Hand langsam los.
    »Könnte ich Ihnen Tierhäute verkaufen?«, fragte Margo. »Ich meine, wenn ich welche hätte.«
    »Wenn du mit Häuten handeln willst, brauchst du eine Genehmigung des Staates Michigan. Mit jemandem, der keine Erlaubnis von der DNR hat, würde ich nicht mal reden.«
    »Ich kann mir eine besorgen.«
    »Besorg dir eine, und ich verhelf dir zu ein paar Dollar für ein Bisamfell. Die Russen stehen drauf, aber sie wollen nicht viel dafür zahlen. Bei Waschbären bringt nicht nur das Fell, sondern auch das Fleisch was ein. Aber du musst eine Pfote an dem Balg lassen, damit die Kunden wissen, dass du nicht einer Katze das Fell abgezogen hast.«
    Sie nickte. Bis jetzt hatte sie nie verstanden, warum ihr Großvater immer eine Pfote am Waschbärenfell gelassen hatte. Dies war eine von vielen Fragen, die sie ihm gern gestellt hätte.
    »Der Balg muss astrein sein, ohne Einschusslöcher. Die mindern den Wert.«
    »Und wenn ich den Waschbären mit meiner .22er durchs Auge erlege?«
    »Herrgott, Smoky! Wo hast du bloß die Kleine aufgegabelt?« Fishbone zog den Stummel des Zigarillos aus der Plastikspitze, ließ ihn zu Boden fallen und drückte ihn mit dem Schuh aus. Dann steckte er einen neuen Zigarillo in die Spitze und schob ihn sich, ohne ihn anzuzünden, in den Mundwinkel. Vielleicht wollte er dadurch ein Lächeln überspielen. »Bildet sich ein, sie könnte den Viechern ins Auge schießen.«
    Margo überlegte, dass sie das Problem lösen musste, dass die Kugel normalerweise auf der anderen Seite des Kopfes wieder austrat.
    »Weißt du, altes Stinktier«, sagte Smoke, »die jungen Frauen können heutzutage eben alles. Wenn die Kleine dir den Zigarillo aus dem Mund schießen soll, brauchst du es nur zu sagen.«
    »Du besorgst dir eine Genehmigung, und dann reden wir weiter. Wohnst du hier in der Gegend?«, wollte Fishbone von Margo wissen.
    »Ich würde gern in dem Hausboot da unten wohnen.«
    »Lebt dieses Kind etwa allein?«, fragte Fishbone.
    »Der Mexikaner ist weg«, erklärte Smoke.
    »Alleinstehende junge Damen werden leicht ausgenutzt. Ihr Mädchen seid nicht so schlau, wie ihr glaubt.«
    »Er war Indianer«, stellte Margo richtig.
    »Stimmt«, bestätigte Smoke. »Mädchen sind fast so dämlich wie Jungs. Und fast so dumm wie erwachsene Männer.«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen«, behauptete Margo.
    »Vielleicht nicht, wenn sich der Bruder des Farmers hier rumtreibt«, widersprach Fishbone. »Der Kerl ist dafür bekannt, dass er nichts anbrennen lässt.«
    »Deine Tochter fand ihn charmant«, gab Smoke zu bedenken.
    »Früher habe ich meine jüngste Tochter von ihm ferngehalten«, sagte Fishbone. »Jetzt muss ich mir Sorgen um meine Enkeltöchter machen. Und der Mann ist gerade mal wie alt? Fünfunddreißig?«
    »Dreiunddreißig, glaube ich. Ein Grünschnabel.« Smoke riss die Folie von einer Schachtel Zigaretten und hielt sie Margo hin. »Du wirst dir noch Sorgen um deine Urenkelinnen machen müssen.«
    »Biete ihr gefälligst keine Zigaretten an!«, fuhr Fishbone ihn an. »Von mir aus bring dich mit deiner Qualmerei um, aber zieh die junge

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