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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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Decke zum Schutz gegen die Zugluft um sie herum fest. Als Margo vor Erschöpfung die Augen zufielen, küsste er sie auf den Mund. Sie war zu müde, um sich darüber zu wundern, und ließ es zu.
    »Mach dir keine Sorgen, Maggie«, sagte er und wollte nach nebenan gehen.
    Sie wusste, dass es für sie keine andere Bleibe gab, bis sie ihre Mutter gefunden hätte, und deshalb überlegte sie, was sie tun könnte, um hier willkommen zu sein. Sie griff nach oben, bekam seinen weichen Bart zu fassen und zog ihn sanft zu sich herunter. Obwohl sich nur ihre Münder berührten, war ihr, als küsste Brian sie mit seinem ganzen Körper, und das machte ihr Angst und ließ zugleich ihre Haut prickeln. Als er die Zunge in ihren Mund schob, richteten sich die Härchen an ihren Armen und Beinen auf. Er küsste sie noch immer, als sie glaubte, aus einem langen Schlaf zu erwachen, dabei war höchstens eine Minute vergangen. Der anhaltende Kuss besänftigte ihre Trauer. Sie sagte sich, dass sie in diesem Kuss, der alles dämpfte, leben und atmen konnte. Als Brian sich schließlich zurückzog, fühlten sich ihre Lippen geschwollen an.
    »Oh, Maggie«, meinte er kopfschüttelnd. »Schlaf jetzt lieber ein wenig.« Er schob ihr das Haar aus dem Gesicht, küsste sie auf die Stirn und ging ins Schlafzimmer. Sie war dankbar, dass er die Tür offen ließ. So fühlte sie sich weniger allein.
    Als sie erwachte, war es draußen noch dunkel. Der Raum wurde von einer heruntergedrehten Petroleumlampe erhellt. Margo horchte nach einer Eule, doch es war nichts zu hören. Sie fragte sich, was es für sie hieß, dass ihre Mutter aus Heart of Pines weggegangen war. Es hätte sie eigentlich nicht überraschen dürfen, dass es sie nach Florida gezogen hatte, in eine Gegend, wo sie es das ganze Jahr über warm hatte. Die Winter hatten Luanne immer zugesetzt.
    Margo hatte auf Cal geschossen, und deshalb hatte Billy Crane getötet. So wie es ihr jetzt mitten in der Nacht vorkam, hätte sie ihrem Vater genauso gut selbst eine Kugel in die Brust jagen können. Sie setzte sich auf. Sie wollte jetzt nicht in ihrer Haut stecken, und sie wollte nicht allein sein. Obwohl bestimmt Stunden vergangen waren, seit Brian sie geküsst hatte, spürte sie immer noch die Kraft seiner Lippen. Die Bettdecke und die Luft um sie herum rochen nach ihm, und Margo hatte immer noch den Geschmack von Zigarettenrauch und Ingwerschnaps im Mund, spürte immer noch seinen Bart an ihrem Hals.
    Sie stopfte die Steppdecke um sich herum fest, aber die verbleibende Glut im Holzofen kam gegen den durch die Fenster ziehenden Wind nicht an. Sie wollte Brian helfen, Plastikfolien vor die Fenster zu kleben, falls er ihr erlaubte, eine Weile zu bleiben. Wenn er unterwegs wäre, würde sie das Feuer schüren und in Gang halten. Margo stand auf, schob ein Holzscheit in den Ofen und legte ein zweites obenauf. Dann drehte sie den Docht der Petroleumlampe höher, legte sich die Steppdecke um die Schultern und ging zur Schlafzimmertür. Sie hatte keine Ahnung, ob Brian einem Mädchen Gewalt antun würde, aber wenn sie aus freien Stücken zu ihm kam, konnte er ihr keine Gewalt antun. Neben seinem Bett blieb sie stehen, bis sie im Lampenschein Brians glänzende Augen sah.
    Er schlug die Decke – ein Schlafsack mit einem Laken darunter – zurück, um ihr im Doppelbett Platz zu machen. Margo ließ die Jeans von den Hüften gleiten, stieg in Unterwäsche und T-Shirt zu ihm ins Bett und zog die Steppdecke über sie beide.
    »Heilige Mutter Gottes!«, entfuhr es Brian leise. »Was haben wir denn da? Bist du sicher, dass du das willst, Maggie?«
    Sie nickte.
    »Sag es«, hauchte er, »dann schick ich dich nicht weg.«
    »Ja, ich bin sicher«, flüsterte sie. Sie war sicher, dass dies der beste Schutz gegen die Winterkälte war, die beste Garantie dafür, dass sie nicht zu Cal und Joanna zurückmusste oder ins Heim gesteckt wurde, das Beste für sie in diesem Augenblick, in dem sie es nicht ertrug, allein im Bett zu liegen. Schon wärmte sich ihr Körper an Brian und blühte unter seiner Berührung auf.
    »Warst du schon mal mit einem Mann zusammen?«
    Sie nickte und sagte leise: »Ja.«
    Seine Hände wanderten über ihre Arme, ihren Po und ihre Schenkel, und sie ließ sich von ihnen neu formen und wärmen. Dabei sah sie Brian an, und er sah sie an. Als sie mit Juniors Freund zusammen gewesen war, war sie unsicher und unbeholfen gewesen, aber Brian führte sie. Ihre Muskeln versteiften sich, doch er streichelte sie

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