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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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du fertig.« Er spuckte in den Fluss.
    Margo fragte sich, ob es etwas nützen würde, wenn sie ihm die Wahrheit erzählte.
    »Es ist mir egal, ob du mich erschießt. Mach schon! Das Leben hier kotzt mich sowieso an. Wir sind jetzt arm. Junior ist nach Alaska gegangen, und das Baby ist ein Spasti.«
    Margo zielte auf den Kolben seines Luftgewehrs und schoss es ihm aus der Hand. Billy entfuhr ein Aufschrei. Die Flinte prallte gegen den Bug und fiel auf den Sandboden. Margo hatte damit gerechnet, dass Billy weglaufen oder sie zumindest anbetteln würde, nicht auf ihn zu schießen, aber er blieb wie angewurzelt stehen. Als er sich bückte und das Luftgewehr aufhob, schoss sie erneut darauf, diesmal auf den Schaft, und jetzt flog es ins Boot. Ruckartig zog Billy die Hand zurück, als hätte ihn eine Wespe gestochen. Margo konnte seine Angst spüren, obwohl er sich nichts anmerken ließ. Er baute sich vor ihr auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Bei deiner Mutter warst du also? Ihr solltet euch zusammentun, ihr beiden Huren.«
    »Du hast keine Ahnung von meiner Mutter.«
    »Junior hat sie mit Dad gesehen. In der Scheune. Er hat gesagt, ich soll’s dir nicht erzählen, aber das ist mir egal.«
    »Halt den Mund.«
    »Ich weiß, dass sie mit einem Kerl abgehauen ist und sich einen Dreck um dich geschert hat. Das hat Ma gesagt.«
    Margo schoss an ihm vorbei. Er sollte die Kugel an seinem Ohr vorbeizischen hören, bevor sie ins Wasser einschlug. Dann würde er hoffentlich den Mund halten und wegrennen, aber er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Tut es dir nicht mal leid, dass du meinen Dad erschossen hast?« Margo war selbst überrascht, dass sie ihm diese Frage stellte. Sie war so ähnlich wie die, die Michael ihr bezüglich Paul gestellt hatte. Und sie war überrascht, als sie merkte, dass die Muskeln in ihrem Arm zuckten.
    »Ich hatte keine Wahl. Er wollte meinen Dad umbringen.«
    Als ihr Arm erneut zuckte, ließ sie das Gewehr sinken.
    »Du warst dabei«, fuhr Billy fort. »Er hatte schon mal auf Dad geschossen, und er hat das Gewehr erst auf mich und dann auf Dad gerichtet. Du hast es selbst gesehen, Nympho. Du hast der Polizei dasselbe erzählt.«
    »Er hatte nicht vor, deinen Vater zu töten. Die Büchse war nicht mal geladen. Er wollte mich nur retten. Ich war es, die auf deinen Dad geschossen hat.« Margo hörte ein paar Blauhäher lärmen, von denen einer wie eine Krähe klang. Sie roch das Holzfeuer im Haus und fragte sich, ob Joanna wohl gerade das Baby besänftigte. Doch sie riss sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf Billy.
    »Du lügst, Nympho. Dein Dad ist rübergekommen und hat meinem Dad die Reifen zerschossen. Er war verrückt. Wir haben ihn oben vom Haus aus beobachtet, sind aber nicht runtergegangen, weil wir Angst hatten, dass er uns abknallt.«
    »Er hat nur auf die Reifen geschossen, aber nicht auf Menschen.« Margo wollte Billy klarmachen, wie sehr er sich irrte, wie sehr sie alle sich in Bezug auf ihren Vater geirrt hatten, aber ihr ging die Kraft aus. Der Gedanke durchzuckte sie, dass auch sie sich vielleicht geirrt hatte, als sie glaubte, Paul würde Michael etwas antun.
    »Er hat auf Dads Schwanz geschossen«, beharrte Billy. Er klang gereizt und hektisch. »Welcher Mann tut so was, Nympho? Nur ein Verrückter. Ich wollte niemanden töten. Ich musste es tun.«
    Margo fühlte sich plötzlich müde, zu müde, um ihre Büchse zu heben. Billy war ein Fiesling, das war er schon immer gewesen, und er hatte zweifellos das Zeug zum Kriminellen, aber ein kaltblütiger Mörder war er nicht. Sie rief sich den Tag in Erinnerung, an dem ihr Vater erschossen worden war. Crane hatte die Büchse in der Hand gehalten, als er ihr auf die Beine half, und dann hatte er einen Satz auf Billy zu gemacht. Billy hätte wissen müssen, dass Crane niemanden erschießen wollte, ja, dass die Büchse nicht einmal geladen war, aber alles war so schnell gegangen. Billy hatte in dem Glauben abgedrückt, sich und seinen Vater zu schützen, so wie Margo geglaubt hatte, Michael vor Paul zu schützen. Billy war ein mieser Typ, aber er hatte es nicht verdient, für etwas zu sterben, was er seiner Überzeugung nach hatte tun müssen. Außerdem wollte Margo ihren Cousin gar nicht töten. Als sie am Schuppen auf Cal geschossen hatte, war sie ganz ruhig und mit jeder Faser ihrer Haut und jeder Zelle ihres Körpers von der Notwendigkeit ihres Tuns überzeugt gewesen. Bevor sie auf Paul geschossen hatte, hatte sie

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