Studio 6
was jetzt daraus werden wird, dachte sie.
Vielleicht kann ich ein paar bekommen.
Sie stand auf und ging zum Kleiderschrank hinüber, ließ die Hände über die Kleidungsstücke gleiten. Es waren teure Kleider, die meisten hatte Joachim gekauft. Die Kleider würden Patricia nicht passen, sie waren obenherum zu weit. Aber die Röcke und ein paar der Sakkos vielleicht …
Als sie das Rasseln von Schlüsseln an der Eingangstür hörte, blieb ihr fast das Herz stehen. Schnell schloss die die Tür zum Kleiderschrank, ihre bloßen Füße flogen über den Holzfußboden. Sie hatte eben die Schlafzimmertür von Josefine hinter sich zugezogen, als Joachim in den Flur trat.
»Was machst du denn?«, fragte er. Sein Haaransatz war schweißnass, er hatte dunkle Flecken auf dem Hemd.
Patricia sah den Mann an, das Blut pulsierte ihr in den Adern, der Mund war völlig trocken. Sie versuchte zu lachen.
»Nichts«, sagte sie nervös.
»Du sollst, verdammt nochmal, nicht in Josefines Schlafzimmer gehen, haben wir dir das nicht oft genug gesagt?«
Er zog die Eingangstür mit einem Knall zu.
»Die verdammten Polizisten«, sagte sie, »die verdammten Polizisten waren hier und haben alles durchsucht.
Überall sieht es furchtbar aus, auch da drin.«
Er fiel darauf herein.
»Polizistenschweine«, sagte er, und Patricia konnte seiner Stimme anhören, dass er Angst hatte. »Haben sie was mitgenommen?«
Er ging auf Patricia und das Schlafzimmer zu.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Von mir jedenfalls nichts.«
Er machte die Tür zum Schlafzimmer auf, ging zum Bett hinüber und hob die Decke hoch.
»Das Laken«, sagte er, »sie haben die Bettwäsche mitgenommen.«
Patricia stand abwartend in der Türöffnung. Er ging im Zimmer herum, sah sich um, entdeckte aber offensichtlich weiter nichts, was fehlte. Er ließ sich schwer auf das Bett fallen, saß mit dem Rücken zur Tür und stützte den Kopf in die Hände. Patricia atmete den tanzenden Staub ein und wagte nicht, sich zu bewegen. Sie betrachtete die breiten Schultern des Mannes, die starken Oberarme. Das Licht vom Fenster ließ sein blondes Haar erglühen. Er sah so gut aus. Josefine war überglücklich gewesen, als sie zusammenkamen. Patricia erinnerte sich an ihre Freudentränen und die glückseligen Beschreibungen, wie wunderbar er sei.
Joachim wandte sich um und schaute sie an.
»Was glaubst du, wer es getan hat?«, fragte er leise.
Patricia verzog keine Miene.
»Ein Verrückter«, sagte sie ruhig und bestimmt. »Irgendein Besoffener auf dem Heimweg von der Kneipe.
Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort.«
Er wandte ihr wieder den Rücken zu.
»Glaubst du, es könnte einer der Gäste gewesen sein?«, fragte er, ohne aufzuschauen.
Patricia überlegte, was sie antworten sollte.
»Einer von den hohen Tieren gestern Abend? Ich weiß nicht, was denkst du?«
»Das wäre ziemlicher Mist für den Klub«, erwiderte er.
Sie schaute auf ihre Hände hinunter und fingerte an der Unterkante des T-Shirts herum.
»Sie fehlt mir«, sagte sie.
Joachim stand auf und kam auf sie zu, legte den Arm um ihre Schultern und strich langsam über ihren Arm.
»Patricia«, sagte er behutsam, »ich verstehe, dass du traurig bist. Ich bin genauso traurig.«
Sie erstarrte vor Abscheu und musste sich zwingen, nicht zurückzuzucken.
»Ich hoffe, die Polizei bekommt ihn«, sagte sie.
Joachim zog sie zu sich heran, ein Schluchzer ließ seinen großen Körper erzittern.
»Verdammt, verdammt«, sagte er mit erstickter Stimme, »verdammte Scheiße, dass sie tot ist.«
Er begann zu weinen. Patricia legte vorsichtig die Arme auf seinen Rücken und wiegte ihn ein wenig hin und her.
»Meine Jossa, mein Engel!«
Er weinte, schniefend und rotzend. Sie schloss die Augen und zwang sich zu bleiben.
»Armer Joachim«, flüsterte sie. »Du Armer …«
Er ließ sie los und ging ins Badezimmer, schnauzte sich und pinkelte. Sie wartete verlegen im Flur, während der Urin plätscherte und dann die Klospülung ging.
»Hat die Polizei mit dir geredet?«, fragte er, als er herauskam. Sie erschrak.
»Ja, gestern ganz kurz. Sie wollten heute noch mal mit mir sprechen.«
Er schaute sie durchdringend an.
»Das ist gut«, sagte er. »Dieses Ekel muss eingelocht werden. Was wirst du sagen?«
Sie drehte sich um, ging in die Küche und goss sich ein Glas Wasser ein.
»Das hängt natürlich davon ab, was sie fragen. Eigentlich weiß ich ja gar nichts«, sagte sie und trank.
Er folgte ihr und lehnte sich an
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