Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
kennenlernen. Ich weiß bereits, dass Sie gerne reiten und sich dabei ebenso geschickt anstellen wie bei allem anderen, das Sie in Angriff nehmen.“
Jetzt war sie endgültig verwirrt. Er war doch wegen Julia und Phoebe hier. Sie bedeutete ihm nichts – weniger als nichts, das hatte er bewiesen, als er sie durchnässt in der Kälte hatte stehen lassen. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu: Er lächelte.
Er spielte mit ihr wie eine Katze mit einer Maus. Bald würde er zum tödlichen Schlag ausholen.
„Tja, für mich ist es mit dem Reiten vorbei, solange Sie in The Holme sind.“ Sie funkelte ihn an.
Sein Lächeln erlosch. Also hatte ihr Onkel ihr Stallverbot erteilt, um zu verhindern, dass ihrer beider Reitleidenschaft zu einer Annäherung führte. Kein Wunder, dass sie Blitze auf ihn schleuderte: Er hatte ihr versehentlich eine der wenigen Vergnügungen geraubt, die das Leben ihr bot. Für ihn wäre es jedenfalls eine harte Prüfung gewesen, nicht mehr nach Gutdünken auf ein Pferd steigen zu können. Wenn sie erst seine Frau wäre, würden ihr einige der besten Reittiere des Landes zur Verfügung stehen, und sie würde vermutlich die meisten davon zu bezähmen wissen. Die Vorstellung, wie sie beim Anblick seiner Ställe in Ely aufblühen würde, brachte ihn wieder zum Lächeln.
Hester deutete seine Miene ganz anders. „Ja, von jetzt an können Sie jederzeit zu den Ställen gehen, ohne Gefahr zu laufen, mir zu begegnen.“ Wütend starrte sie ihr Strickzeug an. „Und jetzt haben Sie mich auch noch dazu gebracht, eine Masche fallen zu lassen!“
Lensborough ärgerte sich über sich selbst. Selbstverständlich konnte sie nicht ahnen, welch verschlungene Wege seine Gedanken eingeschlagen hatten. Solche Missverständnisse durften künftig nicht mehr vorkommen. Die Ärmste war ja völlig aufgelöst; ihre Hände zitterten so stark, dass an Stricken kaum zu denken war.
„Legen Sie das doch einfach beiseite, und unterhalten Sie sich mit mir.“ Er beugte sich vor und legte eine Hand auf ihre bebenden Finger.
Sie zuckte zusammen. Ja, er musste wirklich vorsichtig vorgehen; sonst würde ihr Onkel jeden weiteren Umgang zwischen ihnen unterbinden. Er zog seine Hand zurück und nahm ein Wollknäuel auf, das zwischen ihnen auf dem Tisch lag.
„Was haben wir uns schon zu sagen?“ Ihre Stimme klang belegt, und eine plötzliche Röte wanderte von ihren Wangen über den Hals in den kaum angedeuteten Ausschnitt ihres formlosen Gewands. „Bitte kehren Sie zu Julia und Phoebe zurück, und lassen Sie mich in Ruhe.“
„Später. Mir steht der Sinn nach einer politischen Diskussion, und die beiden scheinen keinerlei politische Ansichten zu haben.“
„Die habe ich auch nicht. Zumindest keine, die ein Mann wie Sie respektieren würde.“
Sie sah sich nach ihrer Tante um, und die Mischung aus Furcht und Scham in ihren Augen brachte ihn dazu, seinen Stuhl so zu verschieben, dass zwischen den beiden Frauen kein Blickkontakt zustande kam.
„Ach, respektieren … Vielleicht amüsieren mich Ihre Ansichten ja. Na los, verraten Sie mir, was Sie von Wellingtons vernichtendem Sieg über Napoleon halten!“
Hester konnte es kaum fassen: ein amüsantes Geplauder über die Gräuel des Krieges? Obwohl sie bereits wusste, dass er herzlos war, überraschte diese gedankenlose Grausamkeit sie. Sie ließ ihre Handarbeit fallen und rang, während das Wollknäuel über das Parkett rollte, um eine angemessene Erwiderung.
„Ich nehme an, Sie sehen Waterloo als glorreichen Sieg“, zischte sie. „Wahrscheinlich bewundern Sie Wellington für seine Entschlossenheit, Napoleon um jeden Preis aufzuhalten.“
„Und Sie sehen das anders?“ Er beugte sich vor und stellte verblüfft fest, dass er bitter enttäuscht wäre, wenn sie in diesem Punkt anderer Meinung wäre als er.
„Ich fand es niederträchtig, so viele Männer in den sicheren Tod zu schicken. An dem Schmerz derer, die er zu Witwen und Waisen gemacht hat, ist nichts Glorreiches. Ebenso wenig am Elend derer, die verkrüppelt und arbeitsunfähig nach Hause zurückgekehrt sind. Und ich finde es ungeheuerlich, dass die Regierung nichts unternimmt.“
Bei Gott, Captain Fawley hätte an Lady Hester Cuerden seine Freude gehabt. Sie wäre das perfekte Gegengift für all die feinen Damen gewesen, die sich bei seinem Anblick mit Grausen abgewandt und sein Selbstwertgefühl mit Füßen getreten hatten. Sie hätte durch seine Narben hindurch den wahren Mann erblickt, und ob sie ihn
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