Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
erbrach sich in den Nachttopf und rieb sich die Stirn, die sich anfühlte, als habe jemand ein enges Stahlband darumgelegt. Zu Tode erschöpft, bettete sie den pochenden Kopf auf ihre Matratze, und die Augen fielen ihr zu.
Das Gefühl, dass Lionels Hand wieder unter ihren Röcken hinaufwanderte, riss sie abrupt aus dem Schlaf. Sie sprang auf und rang nach Atem.
Sie hatte doch keine Wahl gehabt! Sie hatte seine Hände und seinen Mund stumm gewähren lassen müssen, damit er weiter glaubte, sie wäre ohnmächtig.
Vor dem Kamin fiel sie auf die Knie und schlug mit geballten Fäusten auf ihre Oberschenkel ein. Sie hatte es für klug gehalten, sich während seiner Übergriffe schlafend zu stellen, aber jetzt überkam das Schamgefühl sie mit aller Macht.
Schlimmer noch als das, was er getan hatte, war sein Flüstern gewesen. Seine schmutzigen Fantasien wirbelten in ihrem Kopf herum, bis sie sich tatsächlich nackt und hilflos unter ihm liegen sah.
Sie schaufelte noch mehr Kohle ins Feuer und zog sich ihre Bettdecke um die Schultern. Als Lord Lensborough die Arme um sie legte, hatte sie sich so sicher und geborgen gefühlt: was für ein schrecklicher Irrtum! Lionel war immer noch da, in ihrem Kopf, und sie würde sich immer schmutzig fühlen.
Sie versuchte andere Erinnerungen heraufzubeschwören: wie Lord Lensborough sie gerettet, wie er Lionel mit einem einzigen kräftigen Schlag niedergestreckt, wie er sie nach Hause gebracht hatte.
Hatte sie die Tür wieder verriegelt, nachdem sie das Tablett ins Zimmer geholt hatte? Egal, Lionel konnte hier nicht hinein. Daran musste sie einfach glauben.
Aber dann hörte sie Holz splittern, und schwere Stiefel stürmten die Treppe hinauf; jemand versuchte ihre Schlafzimmertür zu öffnen … eine Männerstimme … Er! Wie hatte er sie gefunden? Wie war er ins Haus gelangt? Doch diesmal würde er sie nicht bekommen! Sie betrachtete den Schürhaken. Diesmal war niemand da, um sie zu retten. Dennoch holte sie tief Luft und schrie um Hilfe.
Lensboroughs Stimmung hatte sich durch eine schlaflose Nacht keineswegs gehoben.
„Kommt Lady Hester heute auch nicht herunter?“, knurrte er am Frühstückstisch. „Weiß irgendjemand, was sie heute vorhat?“
Sir Thomas lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete sein Gegenüber nachdenklich.
„Wenn sie sich nicht wohlfühlt, wird sie wohl in ihren Räumen bleiben“, meinte Julia.
Lensborough warf seine Serviette auf den Tisch und stürmte hinaus. Es war unerträglich, nichts unternehmen zu können. Verdammtes Weib! Vielleicht sollte er den Antrag einfach hinter sich bringen und dann das Weite suchen.
Aber wie konnte er abreisen, bevor er wusste, dass sie wohlauf war? Und er hatte ihr sein Wort gegeben.
Als Emily Dean zu Besuch kam, folgte er ihr in den Salon. Zu seiner Genugtuung ließ sie sich von Lady Gregorys Beteuerungen, dass Hester sicher keine Gäste empfangen wolle, nicht davon abbringen, zu ihrer Freundin hinaufzugehen. Keine zehn Minuten später stand sie wieder im Salon.
„Lady Gregory, ich fürchte, Hester ist ernstlich erkrankt.“
„Sie müssen sofort nach einem Arzt schicken“, warf Lensborough ein.
Julia lachte. „Niemand holt für Hester den Doktor, wenn sie es nicht selbst verlangt.“
„Sie würde ihn einfach nicht hineinlassen“, bestätigte Phoebe. „Sie würde sich verbarrikadieren; das hat sie schon öfter getan.“
„Ihre Tür ist verriegelt“, sagte Emily. „Und sie hat das Frühstückstablett nicht angerührt. Ich habe geklopft und gerufen, aber sie hat nicht reagiert.“
„Ach du je.“ Lady Gregroy zerknüllte ihr Taschentuch. „Ich hoffe, es ist nichts Ernstes. Was wird mit Harry geschehen, wenn sie uns die Grippe ins Haus geholt hat? Thomas, ich habe dir immer wieder gesagt, du darfst sie nicht so oft zu den Armen gehen lassen. Die Armen sind immer so ungesund.“
Lensborough riss der Geduldsfaden.
„Miss Dean, ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie mich umgehend zu Lady Hesters Räumen hinaufführen würden. Ich werde schon herausfinden, ob sie einen Arzt benötigt – und wenn das der Fall ist, werde ich keine Widerworte dulden, glauben Sie mir!“
„O nein, Mylord.“ Lady Gregory hob die Hände an die rosigen Wangen. „Das wäre höchst unschicklich – und sie wird Sie ohnehin nicht einlassen. Niemand darf in ihre Räume.“
„Wenn nötig, breche ich die Tür auf.“
Lady Gregory wandte sich an ihren Gatten und sah ihn flehentlich an.
Sir Thomas zuckte mit den
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