Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
erwiderte er: „Ich muss zugeben, dass ich auch so wenig Zeit wie möglich bei meinem Schneider verbringe.“
Mir hochgezogenen Brauen betrachtete sie seinen eleganten Rock, die eng anliegenden Hosen und die makellos glänzenden Stiefel.
„Ja, Reitkleidung“, sagte er lächelnd, „das ist etwas ganz anderes!“ In aller Ruhe ließ er seinen Blick über ihre eigene Ausstattung gleiten, von der Feder an ihrem Hut bis zu den abgetragenen Handschuhen, die sie aus Yorkshire mitgebracht hatte. Hester hatte das Gefühl zu schrumpfen.
„Es würde mir nichts ausmachen, wenn du nicht der strahlende Mittelpunkt der Gesellschaft würdest – das weißt du doch, oder?“
Hester verstand ihn nur zu gut: Keine noch so edle neue Garderobe vermochte aus ihr eine elegante Dame zu machen. Sie biss sich auf die Lippe.
„Ich verbringe ohnehin nicht viel Zeit in London“, fuhr er fort. „Mein Leben dreht sich um Pferderennen. Zum Glück habe ich in der Nähe jedes Austragungsorts ein gut ausgestattetes Anwesen, und so lebe ich im Grunde wie ein Zigeuner.“ Er fluchte. „Hester, es tut mir leid; das war eine taktlose Bemerkung.“
Sie lächelte traurig: Seiner Braut mitzuteilen, dass man sie vor der Öffentlichkeit zu verstecken gedachte, war zwangsläufig taktlos – gleich welche Worte man verwendete.
„Was ist dir lieber: dass ich … auch wie eine Zigeunerin lebe? Oder dass ich mich in einem deiner vielen Häuser niederlasse?“
Er wollte sie an seiner Seite haben. Er wollte ihr seine Rennpferde zeigen, wollte, dass sie mit ihm jubelte, wenn die Tiere gewannen, die sie gemeinsam trainierten. Aber würde ihr dieses unstete Leben gefallen? Auf keinen Fall wollte er sie unter Druck setzen.
„Das musst du schon selbst entscheiden.“
Hester nickte: Ihm war alles gleich, solange sie seine Bewegungsfreiheit nicht einschränkte. Um zu kaschieren, wie sehr das schmerzte, beugte sie sich vor und tätschelte den Hals ihrer Stute. „Solange ich Strawberry behalten kann, bin ich mit allem einverstanden.“
Jasper runzelte die Stirn. Das Gespräch verlief anders als erhofft. Er hatte ihr versichern wollen, dass er künftig mehr Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nehmen würde – aber stattdessen hatte er ihr nur ins Gedächtnis gerufen, dass er sie, eine überzeugte Junggesellin, mehr oder weniger zur Heirat gezwungen hatte. Und dann diese furchtbare Anspielung auf ihre Nichte …
„Wir sollten besser unsere Aufpasser wiederfinden, bevor sie sich die Augen auskratzen.“ Seufzend lenkte er sein Pferd zum Weg zurück.
Als Hester bemerkte, wie steif er im Sattel dass, schossen ihr Tränen in die Augen. Sie hatte ihn schon wieder beleidigt und enttäuscht. Von Anfang an hatte sie sich unmöglich aufgeführt, und allmählich musste er ihrer Ausbrüche wirklich überdrüssig sein.
Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und ritt hinter ihm her. Er sollte nicht schlecht über sie denken, nach allem, was er für sie getan hatte – nachdem er sie vor Lionel gerettet hatte! Irgendwie musste sie ihm beweisen, dass sie ihn niemals im Stich lassen würde.
Nur dank dieses guten Vorsatzes gelang es Hester, bei ihrer Begegnung mit Madame Pichot nicht die Geduld zu verlieren. Die Schneiderin hatte hocherfreut auf Lady Lensborouhgs Erklärung reagiert, dass Hester einer ganz neuen Mode den Weg bereiten müsse, und sofort angefangen, sie zu umkreisen, an ihren Armen zu ziehen und ihr in die Hüfte zu kneifen. Hester hielt stoisch still und überließ die gesamte Planung der Marquise und Madame Pichot.
„Diese Zurschaustellung immer tieferer Dekolletés wird allmählich langweilig, finden Sie nicht? Lady Hester muss ganz anders aussehen. Keuscher.“
„Ah, vielleicht wie die Göttin Diana?“ Madame Pichot drapierte ihr eine Bahn changierende Seide über die Schulter. „Eine Variation des klassischen Themas. Und bei dieser Haarfarbe muss sie stets Bronze- und Goldtöne tragen, niemals Weiß. Sie wird ganz anders aussehen als die übrigen jungen Damen. Abends könnte Grün das Richtige sein, um ihre Augen zu betonen.“
Danach ließ Hester die Versuche eines Friseurs über sich ergehen, ihre Mähne zu bändigen. „Sie müssen immer dicht am Kopf ansetzen – so …“, wies er Clothilde an, die von nun an jeden Morgen diese Aufgabe übernehmen sollte. „Sonst verbirgt das Haar ihre zarten Gesichtszüge. Und was die Länge angeht … ja, wir lassen diese Lockenpracht einfach über ihren Rücken fallen.“
Clothilde brauchte
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