Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
entgeht.“ Sie erschauerte. „Dann hatte er endlich … sein Vergnügen gehabt und rollte sich von mir herunter. Ich bin hinausgewankt und habe mich in den Rhododendron übergeben. Er stand lachend hinter mir und zog sich die Hosen hoch, und dann hat er mir geraten, keinem davon zu erzählen, weil es keine körperlichen Beweise gäbe. Damit stünde wieder mein Wort gegen das seine, wie immer. Außerdem hätte ich ja auch nichts dagegen unternommen, dass er in meinem Bett schlief, und da ich nach Weinbrand röche, könne er behaupten, ich sei betrunken gewesen und hätte ihn verführt. Und er hatte recht, ich konnte niemandem etwas sagen: Es war ebenso meine Schuld wie seine. Außerdem war Tante Susan gerade mit Jenny schwanger, und ich wollte sie nicht aufregen.“
Jasper stöhnte auf: Ja, Hester würde lieber sterben als einem anderen Menschen Ungemach bereiten – und so hatte sie wegen Lionels Gewalttat jahrelang Schuldgefühle in sich hineingefressen.
„In jener Nacht konnte ich unmöglich in meinem Zimmer schlafen: Ich hatte Angst, dass er hereinkommen und mir all das antun würde, wovon er mir erzählt hatte.“ Sie sprach schneller, als wollte sie eine besonders schreckliche Erinnerung möglichst rasch hinter sich bringen. Doch was konnte jetzt noch kommen? Jasper machte sich auf das Schlimmste gefasst.
„Ich warf das Kleid, das er befleckt hatte, in den Kamin. Während es brannte, betete ich so innig wie nie zuvor: Ich betete darum, dass irgendetwas Lionel davon abhalten möge, je wieder nach The Holme zu kommen. Und mein Wunsch wurde erhört. Gerard starb.“ Sie schluchzte hysterisch. „Ich habe ihn umgebracht, Jasper. Ich habe das Feuer angefleht, und das Feuer hat Gerard getötet. Ich … bin keine Frau, die man heiraten sollte – schon gar nicht ein Mann wie du. In mir ist etwas zutiefst Böses …“ Sie presste sich die Hände in die Magengrube. „Etwas Dunkles und Zerstörerisches.“
Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie. „So ein Unsinn! Hörst du? Unsinn. Erstens: Es war Lionel, der über dich hergefallen ist. Und zweitens: Dass Gerard auf gerade diese Weise gestorben ist, war reiner Zufall.“
Seine Worte drangen nicht zu ihr durch; die Augen in ihrem verzerrten, bleichen Gesicht starrten weiter ins Nichts. Es musste einen anderen Weg geben. Er horchte tief in sich hinein.
„Hör zu, als mein Bruder starb, fühlte ich dieselbe Dunkelheit. In mir war nur Schwärze. Ich fühlte mich schuldig, weil ich weiterlebte, obwohl er gestorben war.“
Endlich sah sie ihn an, wenn auch weiterhin mit einem gepeinigten Ausdruck im Gesicht.
Er zerrte sie auf die Füße. „Und wenn du glaubst, du könntest mir wegen dieser uralten Geschichte einfach den Laufpass geben, dann irrst du dich gewaltig. Einen Lensborough lässt man nicht sitzen. Niemand wird es wagen, deinen Ruf infrage zu stellen. Würmer wie Snelgrove zerquetsche ich noch vor dem Frühstück. Warum hast du mir nicht einfach von seinem Erpressungsversuch erzählt?“
Sie schloss die Augen. „Ich … ertrage deine … Verachtung nicht.“
„Verachtung?“ Er ließ ihre Schultern los. „Ich verachte dich doch nicht!“ Aber sie merkte, dass er die Zähne zusammenbiss und sich kaum noch beherrschen konnte.
Er wandte sich ab und hieb mit der Gerte auf einen Busch ein, um seinen siedenden Hass auf Snelgrove in den Griff zu bekommen. Würden die Verheerungen, die dieser Kerl in ihrer Seele angerichtet hatte, jemals heilen? Sie ertrug ja nicht einmal mehr seine tröstenden Umarmungen.
Er hörte ihre Röcke rascheln und drehte sich um. Hester band ihren Beutel von Neros Sattel.
„Was hast du vor?“
„Ich gehe nach Hause. Es liegt doch auf der Hand, dass du mich nicht mehr heiraten kannst.“
„Nichts liegt auf der Hand.“ Er schnappte sich den Beutel und hängte ihn wieder über den Sattelknauf. „Was willst du überhaupt zu Hause? Dein Onkel kann dich vor Snelgrove nicht schützen. Mach dir nichts vor: Wenn du mich nicht heiratest, wird der Kerl wieder hinter deinem Vermögen her sein. Entscheide dich, Hester: Willst du ewig vor Snelgrove davonlaufen – oder sicher an meiner Seite leben?“
Sie drückte sich die Hand auf die Stirn. „Nein, das ist … Ich kann nicht …“
„Dann muss ich eben für dich entscheiden. Du wirst dich nicht ins Unglück stürzen. Und du wirst mich nicht zum Narren machen. Du heiratest mich – keine Widerrede.“
Er saß auf und hievte Hester hinter sich auf den Sattel.
„Wir
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