Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
„Aber ich komme nicht mit nach London.“
Er zog sich die Maske vom Kopf, und die ungebremste Wut in seinen Zügen belehrte sie eines Besseren.
„Nun gut. Aber du kannst mich nicht zwingen, dich zu heiraten.“
„Kann ich nicht?“
Plötzlich ging ihr auf, dass er genau dasselbe tun konnte, was Lionel vorgehabt hatte. Ihr Puls raste, aber die Panik und die Übelkeit, die Lionel ihr verursacht hatte, blieben aus.
„Jasper!“ Sie griff nach seinem Revers und hatte das Gefühl, im unergründlichen Dunkel seiner Augen zu ertrinken.
Er öffnete die Lippen, um sie zu küssen. Nein, er durfte nicht glauben, sie hätte ihren Widerstand aufgegeben – das konnte sie ihm nicht antun! Rasch wandte sie sich ab, sodass sein Kuss auf ihrer Wange landete.
Wütend saß Jasper ab und zog sie vom Sattel. Er umarmte sie und bedeckte jedes zugängliche Stückchen Haut mit Küssen: Wangen, Ohren und Hals – ganz gleich, wie sie sich wand, er fand immer ein Ziel für seine leidenschaftlichen Attacken.
Hester merkte, wie ihr Widerstand unter diesem zärtlichen Bombardement schwand. Sie ballte die Hände, um gegen das übermächtige Bedürfnis anzukämpfen, sich an ihn zu klammern.
Dann löste er sich so abrupt von ihr, dass sie rückwärts gegen einen Baumstamm taumelte. Als er sich von ihr abwandte, versagten ihre Beine den Dienst, und sie sank auf den laubbedeckten Waldboden.
„Ich dachte, du hättest deine Abneigung gegen mich überwunden“, sagte er grollend, während er Neros Zügel um einen Ast wand.
„Das hatte ich … Das habe ich …“ Sie sah seiner steifen Haltung an, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Das war nicht fair; es war doch nicht seine Schuld!
„Ich … liebe dich!“
Er wirbelte herum und funkelte sie an. „So sehr, dass du dich weigerst, mich zu heiraten. So sehr, dass du vor meinen Küssen zurückscheust.“ Er machte einen kleinen Schritt auf sie zu. „Habe ich gestern Abend etwas falsch gemacht? War ich zu forsch; habe ich dich so verschreckt?“
Sie schüttelte den Kopf und barg das Gesicht in den Händen. Es gab keinen Ausweg: Sie musste ihm die Wahrheit sagen, damit er die Schuld nicht länger bei sich suchte – selbst um den Preis, dass sie sich selbst damit zugrunde richtete.
„Du hast nichts falsch gemacht. Lionel …“
„O Gott, hat er dich wieder belästigt? Wann?“
„Gestern Abend.“ Sie hob das Kinn von ihren Knien. „Irgendwie hat er sich Zutritt zum Ball verschafft. Er … hat mir aufgelauert.“
Mit zwei großen Schritten war Jasper bei ihr. Er kauerte sich neben sie, wagte es aber nicht, sie zu berühren, obwohl sie am ganzen Leib zitterte.
„Er hat gesagt, wenn ich ihm nicht fünftausend Pfund zahle, wird er überall herumerzählen, dass ich keineswegs so tugendhaft bin, wie deine Mutter meint. Du würdest dich durch diese Ehe lächerlich machen. Dazu darf es nicht kommen.“
Jasper entspannte sich: Sie ist nicht niedergeschlagen, weil Lionel ihr etwas Furchtbares angetan hat, sondern weil sie sich um meinen Ruf sorgt!
„Ich habe dich gerettet, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, Hester. Es ist nichts passiert. Wenn er Gerüchte über diesen Tag in Umlauf bringt, macht er sich nur lächerlich – und fördert meinen Ruf als romantischer Held!“
„Es geht nicht um die Entführung.“ Ihre Stimme war schwach, ihre Augen blickten ins Leere. „Sondern um früher.“
„Früher?“ Jasper lief ein Schauer über den Rücken.
„Als wir Kinder waren. Als Gerards Schulfreund und Emilys Verwandter ist er in den Ferien in The Holme und im Dorf ein und aus gegangen. Ein schrecklicher Junge, der keinen größeren Spaß kannte, als mir Käfer hinten in den Ausschnitt zu werfen oder mich auf dem Teich aus dem Boot zu schubsen, mitten in die Algen und den Schlamm.“
Ihre seltsam ausdruckslosen Augen wirkten in dem blassen Gesicht riesig, als die fortfuhr: „In Gerards Gegenwart hat Lionel sich immer zurückgehalten, und so hat mein Bruder von diesen Quälereien nichts mitbekommen und meinen Erzählungen nicht geglaubt. Er hat mich eine Lügnerin geschimpft und gesagt, wenn ich mich nicht mit Lionel vertrage, wird er mich nicht mehr nach draußen mitnehmen … Als Lionel zum letzten Mal kam, war er siebzehn und ich dreizehn. Er …“ Sie schluckte. „In diesem Sommer hatte er eine neue Taktik. Statt mich am Haar zu ziehen oder mit Käfern zu bewerfen, hat er zugeschnappt, wenn ich am wenigstens damit rechnete, und mich geküsst. Schreckliche, nasse,
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