Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
heiraten in der ersten Kirche, an der wir vorbeikommen. Ich trage die Sondergenehmigung mit mir herum, seit dieser verdammte Arzt dich einsperren wollte. Nichts und niemand wird diese Heirat noch verzögern: weder Fothergill noch Snelgrove noch dein verflixtes Märtyrertum.“
Angesichts seiner rasenden Wut fügte Hester sich. Offenbar verbot ihm sein Ehrgefühl, ihr den Laufpass zu geben. Nun gut. Sie schlang die Arme um seine Taille und schmiegte sich an seine Schulter. Solange er auf den Weg achten musste, konnte er sie nicht abschütteln – ganz gleich, wie sehr sie ihn anwiderte.
Hester staunte nicht schlecht über die Summen, die für eine heimliche Hochzeit nötig waren. Die Skrupel des Pfarrers, ein durchgebranntes Pärchen zu trauen, waren schwer zu überwinden, und es mussten Trauzeugen her. Nie zuvor hatte sie in so kurzer Zeit so große Beträge den Besitzer wechseln sehen – für nichts und wieder nichts.
Der Nachmittag war bereits weit vorangeschritten, als sie aus der feuchten kleinen Kirche ans Licht traten.
„Das wäre geschafft“, brummte Jasper. „Jetzt bist du meine rechtmäßige Ehefrau. Schlag dir deine dumme Idee aus dem Kopf, dich ein Leben lang vor Snelgrove und Leuten seines Schlags zu verstecken. Verstanden?“ Er griff nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
„Du musst das alles nicht mehr allein ausfechten. Es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen.“
Sie versuchte, die Tränen wegzublinzeln, die ihr in die Augen traten. Obwohl er ihr zürnte, weil sie ihn in diese Lage gebracht hatte, würde er stets seine Pflicht tun. Er würde sie verteidigen und für ihr materielles Wohl sorgen – nur respektieren würde er sie wohl nie, nach allem, was er heute über sie erfahren hatte.
Jasper ließ sie los. Kein Wunder, dass sie weinte. Sie hatte niemals heiraten wollen, und inzwischen wusste er, wieso. Dieser Teufel hatte ihre Seele so gründlich verletzt, dass sie jedes Mal vor Ekel erbebte, wenn ein Mann sie berührte.
„Wir schaffen es heute nicht mehr bis nach London“, erklärte er und führte sie zu der Eibe, unter der Nero stand. „Aber ich kenne hier in der Nähe einen ruhigen Gasthof.“ Er hob sie in den Sattel und saß dann hinter ihr auf.
Als sie vor dem heruntergekommenen Gebäude absaßen, war es schon dunkel. Hester war froh, dass Jasper ihr einen Arm um die Taille legte, als sie hineingingen. Der Wirt schien sie für eine dieser Frauen zu halten, die den Gästen gegen Entgelt Gesellschaft leisten.
Es behagte ihr nicht, dass Jasper ausgerechnet einen solchen Ort ausgewählt hatte, um die Ehe zu vollziehen – aber im Grunde fügte sich das nahtlos in das ganze Elend dieser unglückseligen Verbindung.
Als der Wirt sie die wackelige Stiege hinauf zu ihren Zimmern führte, weinte Hester still vor sich hin. So wütend, wie Jasper war, würde das, was ihr bevorstand, vermutlich besonders schmerzhaft werden. Lionel hatte ihr damals im Sommerhaus gesagt, wenn ein richtiger Mann wie er mit einem Mädchen wie ihr schlafen würde, wären die Schreie bis nach Beckforth zu hören.
Als sie in dem erstaunlich sauberen kleinen Wohnraum den für zwei gedeckten Tisch sah, knurrte sofort ihr Magen. Der Wirt zog sich zurück, und Jasper öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Er warf ihren Beutel auf das Doppelbett und zog seinen Mantel aus. Ihr Mund wurde trocken.
„Hast du heute überhaupt schon etwas gegessen?“ Er schlenderte zum Tisch hinüber, als wäre dieses Arrangement das Normalste der Welt. Nun, wahrscheinlich hatte er schon Dutzende ähnlicher geheimer Zusammenkünfte hinter sich.
„Du solltest wirklich etwas zu dir nehmen.“ Mit seinen großen, kräftigen Händen teilte er ein Brötchen.
„Ich kann nicht.“ Hester schloss die Augen; kalter Schweiß rann ihr übers Gesicht. Als ihre Beine nachgaben, war Jasper zur Stelle, um sie aufzufangen und an seine Brust zu ziehen. Sie hörte sein Herz pochen – oder war es das ihre?
Er knotete die Bänder ihrer Schute auf und zog die Hutnadel heraus, die er vorsichtshalber in seine Westentasche steckte. Der Hut landete auf einer Kommode.
Sie sah ihm in sein grimmiges Gesicht. „Ich werde mich nicht wehren, Jasper“, versprach sie. Sie hatte ihm kaum mehr zu bieten als die Möglichkeit, ihm Erben zu schenken – und das würde sie ihm nicht verweigern.
„Ich lasse es lieber nicht drauf ankommen.“ Er fing an, ihren Mantel aufzuknöpfen. „Ich habe dich schließlich kämpfen sehen.“
„Aber ich bin jetzt
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