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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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einen Namen – Sophia – gesagt, aber ich hatte nicht gefragt, wer Sophia war, und sie hatte es nicht von sich aus gesagt.
    Irgendwann schlief ich fest und träumte, ich sei dort. Aber das Haus in dem Traum war verschwommen, ohne eine bestimmte Form, das einzig Wirkliche war das Geräusch des kalten Windes, der vom Meer her über das Land peitschte.
     
    Ich war am frühen Nachmittag in London, aber der dunkle Tag hatte seine Bedeutung verloren, und ich wußte einfach nicht, was ich mit den Stunden anfangen sollte, die von ihm blieben. Ich nahm schließlich ein Taxi und fuhr in die Walton Street, um mit Stephen Forbes zu reden.
    Er war oben und sah eine Kiste mit Büchern durch, aus einem alten Haus, dessen Inventar verkauft worden war. Es war nie mand bei ihm, und als ich oben an der Treppe war, kam er auf mich zu, da er mich für einen Kunden hielt. Als er sah, daß ich es war, änderte seine Miene sich.
    „Rebecca! Sie sind wieder da.“
    Ich stand da mit den Händen in den Manteltaschen.
    „Ja. Ich bin gegen zwei angekommen.“ Er sah mich fragend an. „Meine Mutter ist gestern nacht gestorben. Ich kam gerade noch rechtzeitig. Wir waren einen Abend zusammen und haben stundenlang geredet.“
    „Oh“, sagte Stephen. „Ich bin froh, daß Sie sie besucht ha ben.“ Er nahm einige Bücher vom Rand eines Tisches, lehnte sich dagegen, verschränkte die Arme und sah mich durch seine Bril lengläser an. „Was werden Sie jetzt tun?“ sagte er dann.
    „Ich weiß nicht.“
    „Sie sehen ganz erschöpft aus. Warum machen Sie nicht ein paar Tage Urlaub?“
    „Ich weiß nicht“, sagte ich wieder.
    Er runzelte die Stirn. „Was wissen Sie nicht?“
    „Ich weiß nicht, was ich machen soll.“
    „Wo liegt das Problem?“
    „Stephen, haben Sie schon mal von einem Maler namens Grenville Bayliss gehört?“
    „Aber ja. Warum?“
    „Er ist mein Großvater.“
    Stephen sperrte Mund und Augen auf. „Großer Gott. Wann haben Sie das herausgefunden?“
    „Meine Mutter hat es mir gesagt. Ich hatte nie von ihm ge hört“, mußte ich eingestehen.
    „Sie hätten ihn kennen müssen.“
    „Ist er berühmt?“
    „Er war es vor zwanzig Jahren, als ich ein Junge war. Im alten Haus meines Vaters in Oxford hing ein Grenville Bayliss im Eß zimmer über dem Kamin. Er war ein Teil meiner Jugend, könnte man sagen. Ein Fischerboot mit einem braunen Segel auf einem aufgewühlten grauen Meer. Ich wurde immer fast seekrank, wenn ich es betrachtete. Er hatte sich auf Seestücke spezialisiert.“
    „Er war ursprünglich Seemann. Ich meine, er war bei der Royal Navy.“
    „Das erklärt es.“
    Ich wartete, daß er weitersprach, aber er schwieg. Schließlich sagte ich: „Was soll ich tun, Stephen?“
    „Was möchten Sie tun?“
    „Ich habe nie eine Familie gehabt.“
    „Ist das so wichtig?“
    „ Ja, auf einmal.“
    „Dann fahren Sie hin und besuchen Sie ihn. Oder gibt es irgendeinen Grund, es nicht zu tun?“
    „ Ich habe Angst.“
    „ Wovor?“
    „Ich weiß nicht. Vielleicht zeigt er mir die kalte Schulter. Oder er ignoriert mich.“
    „Gab es damals schreckliche Szenen in der Familie?“
    „Ja. Sie haben gesagt, meine Mutter dürfe nie wieder den Fuß über ihre Schwelle setzen und all das. Sie wissen schon.“
    „Hat Ihre Mutter gesagt, Sie sollten hinfahren?“
    „Nein, jedenfalls nicht ausdrücklich. Aber sie sagte, es seien noch einige Sachen da, die ihr gehörten. Sie fand, ich sollte sie haben.“
    „Was für Sachen?“
    Ich erzählte es ihm. „Ich weiß, es ist nicht sehr viel. Vielleicht sind sie nicht mal die Reise wert. Aber ich hätte gern etwas, das ihr gehört hat. Außerdem – “ ich versuchte scherzhaft zu klingen – „kann ich sie gerade jetzt gut für die Wohnung gebrauchen. Ich meine, wo ich mir noch keine Möbel leisten kann.“
    „Ich denke, die Möbel sollten nicht der Hauptgrund dafür sein, nach Cornwall zu fahren. Der eigentliche Grund sollte sein, Ihren Großvater kennenzulernen und… Ja, seine Freundschaft zu gewinnen.“
    „Und wenn er nicht will?“
    „Dann haben Sie es wenigstens versucht. Vielleicht wird Ihr Stolz ein bißchen verletzt sein, aber es wird Sie nicht umbrin gen.“
    „Sie treiben mich da richtig hinein“, sagte ich.
    „Warum haben Sie mich gefragt, wenn Sie meinen Rat nicht hören wollen?“
    Das war logisch. Ich zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht.“
    Er lachte. „Sie wissen heute nicht sehr viel, nicht wahr?“ Als ich sein Lächeln dann endlich

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