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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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sich ein langer Garten zu einer fernen Hecke hinunter. Ich betrachtete die Terrasse und sah Mollie und ihre Freundin nen in Korbsesseln vor mir, neben sich einen teuren Servierwa gen aus Glas und Messing, auf dem Martinis standen.
    „Es ist ein wunderschönes Haus“, sagte ich und meinte es auch so. „Perfekt in jeder Beziehung.“ Aber ich liebte es nicht, wie ich Boscarva liebte. Vielleicht weil es zu perfekt war.
    Wir standen in dem zu eleganten Wohnzimmer und sahen uns an. Der gemeinsame Tag schien sich dem Ende zu nähern. Viel leicht hatte Eliot das gleiche Gefühl und wollte das Ende hinaus zögern, denn er sagte: „Ich könnte Ihnen einen Tee machen, aber es ist leider keine Milch im Kühlschrank.“
    „Ich denke, wir sollten nach Haus fahren.“ Ich mußte auf ein mal schrecklich gähnen, und Eliot lachte. Er faßte mich an den Schultern. „Sie sind müde.“
    „Zuviel frische Luft“, antwortete ich. „Und zuviel Wein.“
    Ich legte den Kopf zurück, um ihm ins Gesicht zu sehen, und wir waren einander sehr nahe. Ich spürte, wie der Druck seiner Finger um meine Schultern stärker wurde. Er lachte jetzt nicht mehr, und seine tiefliegenden Augen hatten einen so zärtlichen Ausdruck, wie ich ihn noch nie vorher bei jemandem gesehen hatte.
    „Es war ein herrlicher Tag…“ sagte ich, doch weiter kam ich nicht, denn er küßte mich, und ich konnte eine Weile kein Wort hervorbringen. Als er zurücktrat, war ich so mitgenommen und durcheinander, daß ich mich nur stumm an ihn lehnte. Ich hätte am liebsten geweint, ich kam mir vor wie eine dumme Gans und war mir bewußt, daß ich die Situation absolut nicht mehr unter Kontrolle hatte. Meine Wange lag an seinem Jackett, und er hatte mich an sich gezogen, so daß ich sein Herz schlagen fühlte, wie einen sanften Trommelwirbel.
    „Du darfst nicht nach London zurück. Du darfst nie mehr fortgehen“, murmelte er über meinen Kopf hinweg.

9
     
     
     
     
    M eine Einkäufe in Falmouth erwiesen sich als unerwarteter Segen. Sie lieferten genau den Ge sprächsstoff, den wir alle brauchten, um über die peinlichen Ge schehnisse des vorigen Abends hinwegzukommen. Mollie war begeistert von den Fresien, die sie in Boscarva nicht ziehen konnte, da der Wind zu kalt war und der Garten zu ungeschützt. Sie machte mir ein Kompliment, weil ich sie so wunderhübsch in der Vase arrangiert hätte, viel besser, als sie es gekonnt hätte, und gab ihnen dann einen Ehrenplatz, im Wohnzimmer mitten auf dem Kaminsims. Sie erfüllten den Raum mit ihrem starken süßen Duft, und die Farben, Weiß, Violett und ein tiefes Rosa, lenkten den Blick zu dem darüber hängenden Porträt von Sophia. Die Blüten schienen die leuchtenden Farbtöne der Haut und den fei nen Schimmer des weißen Kleides zu ergänzen.
    „Wunderschön“, sagte Mollie und trat zurück. Ich wußte nicht, ob sie nun die Blumen meinte oder das Bild. „Es war sehr lieb von Ihnen, sie mitzubringen. Übrigens, hat Eliot Ihnen das Haus gezeigt? Dann können Sie jetzt verstehen, was es für mich bedeutet, in diesem riesigen Gemäuer leben zu müssen.“ Sie kniff die Augen ein wenig zusammen und sah mich nachdenklich an. „Wissen Sie, ich glaube, der Tag hat Ihnen gutgetan. Sie haben eine schöne Farbe bekommen. Die frische Luft bekommt Ih nen.“
    Pettifer nahm seinen Sherry mit Würde entgegen, aber ich konnte sehen, daß er sich freute. Und Grenville freute sich die bisch über die Zigarren, denn der Arzt hatte ihm das Rauchen verboten, und Pettifer hatte seinen gesamten Vorrat versteckt und teilte sie ihm nur äußerst sparsam zu. Grenville nahm sofort eine Zigarre, zündete sie an, paffte mit großer Befriedigung und lehnte sich in seinem Sessel zurück wie jemand, der keinen Ge danken an seine Gesundheit verschwendet. Sogar bei Andrea hatte ich diesmal das Richtige getroffen. „Die Ramones! Wahn sinn! Leider gibt’s hier keinen Plattenspieler, und ich habe mei nen in London gelassen. Sind sie nicht total scharf? Absolut schrill…“ Dann kehrte sie in die Wirklichkeit zurück und suchte nach dem Preisetikett. „Sie hat bestimmt einen Haufen Geld gekostet.“
    Es war, als hätten wir alle mit Friedensgaben stillschweigend einen Pakt geschlossen. Über den vergangenen Abend fiel kein Wort. Kein Wort über den Davenport-Sekretär, über Ernest Padlow oder den möglichen Verkauf der Farm von Boscarva. Kein Wort über Joss.
    Nach dem Dinner klappte Eliot einen Spieltisch aus, Mollie holte den Rosenholzkasten mit

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