Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
lassen.«
Die beiden Featherton-Ladys lachten über diese absurde Bemerkung, doch Jenny merkte, dass Meredith nicht mit einstimmte. Nein, stattdessen hob sich ihr rechter Mundwinkel, und Jenny konnte an ihrem Blick erkennen, wie sich die Gedanken in Merediths Kopf zu drehen begannen.
Oje .
Später an jenem Abend nahm Jenny eine Guinee und stahl sich nach nebenan, um zu sehen, wie weit Molly mit ihrer zweiten Anfertigung war, einer Samtpelisse, die Jenny eine Woche zuvor stillschweigend bei ihr in Auftrag gegeben hatte. Da sie versuchte, jeden Tag ein paar Guineen für ihren Laden auf die hohe Kante zu legen, hatte sie die Absicht aufgegeben, den Mantel mit wärmendem Biberfell zu füttern, und begnügte sich stattdessen mit Wolle. Schrecklicher, kratziger Wolle.
Sie würde sich nie bei Wind in dem Mantel zeigen können, denn es wäre ihr zutiefst peinlich, wenn der schlichte Wollstoff zu sehen sein würde. Es würde die Wirkung der Pelisse
glatt zunichte machen. Und wie prächtig und elegant wäre Pelz gewesen? Sie seufzte, denn jammern hatte keinen Zweck. Die Entscheidung war gefallen und ließ sich jetzt nicht mehr rückgängig machen.
Um sich für die Sparmaßnahmen, zu denen sie gezwungen war, zu entschädigen, überredete Jenny Mr. Bartleby, ihr ein Dutzend glänzender Onyx-Knöpfe zu überlassen. Als Gegenleistung musste sie seiner nächsten Bestellung nur zwei zusätzliche Tiegel hinzufügen. Das war ein wirklich günstiges Geschäft, denn der Wert der Knöpfe war wenigstens … hmmm. Keine zwei Guineen. Nicht einmal annähernd so viel .
Das zufriedene Lächeln auf ihrem Gesicht erlosch, als sie ihren Fehler erkannte. Vielleicht war es gar kein so brillanter Handel. Kein Wunder, dass Bartleby so begierig eingeschlagen hatte. Sie musste ein Auge auf den Mann halten. Er war bedeutend schlauer und nur halb so vertrauenswürdig, wie sie gedacht hatte.
Jenny klopfte dreimal am Dienstboteneingang, und Molly öffnete ihr sichtlich nervös die Tür.
»Komm mit«, flüsterte die Zofe. »Aber sei mucksmäuschenstill. Die Herrin hat uns allen den Schreck in die Glieder fahren lassen, weil sie heute Abend schon ein paarmal ohne Vorwarnung bei uns unten in der Küche aufgetaucht ist. Sie hat heute Abend einen bedeutenden Gast und treibt die Köchin mit dem Menü in den Wahnsinn. Sie hat es schon dreimal komplett geändert! Stell dir nur diese Verschwendung vor.«
»Wer ist denn der Gast?«, fragte Jenny leise, während die beiden in die Kammer schlüpften, die Molly mit einem Hausmädchen teilte.
»Ach, irgendein hochwohlgeborenes Tier, da bin ich sicher. Wie hieß er noch … Argyll ? Ja, ich glaube, das war der Name.«
Jenny fing an zu husten und zu prusten.
Molly klopfte ihr auf den Rücken. »Alles in Ordnung, Jenny?«
»J-ja«, krächzte sie. »Bist du sicher - Argyll ?«
»Ziemlich sicher. Die Witwe hatte keinen Herrenbesuch mehr im Haus, seit ihr Mann gestorben ist. Sie ist den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen, sich herauszuputzen. So habe ich sie noch nie gesehen. Sie führt sich auf wie ein verliebter Backfisch.«
Jenny sank auf die Bettkante und schaute zu, wie die Katze der Zofe sich um die Knöchel ihrer Besitzerin wand. Molly musste sich irren. Callum hatte kein Interesse an der Witwe. Gütiger Himmel, das konnte doch jeder sehen.
»Hier ist deine Pelisse. Die ist wirklich wunderschön, Jenny. Aber wenn ich sie für mich selbst genäht hätte, hätte ich sie mit Pelz gefüttert. Warum sich die Mühe machen, den edelsten Samt zu nehmen, mit Satinbesatz und echten Onyxknöpfen, und dann das Ganze mit billigem Wollstoff füttern?«
»Weil es wärmer ist, natürlich. Nützlichkeit ist bedeutend wichtiger als Schick.« Jenny nahm ihr unwirsch die Pelisse ab und breitete sie auf dem Bett aus, um Mollys Werk in Augenschein zu nehmen. »Und außerdem bin ich strikt dagegen, dass unschuldige Kreaturen ihr Leben lassen müssen, nur um für die Mode ihren Pelz hinzugeben.«
Molly rang mit den Händen. »Oh, ja . Daran hatte ich gar nicht gedacht.«
Jenny kam sich plötzlich richtig heroisch vor. Ja, sie hatte mit ihrer Entscheidung zahllosen Bibern das Leben gerettet. »Das wäre so … als würde man deine Katze töten, nur weil sie so ein hübsches Fell hat.«
»Oh Jenny, sag so was nicht. Ich werde nie wieder einen Pelzkragen oder Pelzmuff anschauen können.«
Jenny verspürte einen kleinen schuldbewussten Stich, als
sie sich an den Bärenfellmuff in ihrem Kleiderschrank erinnerte. Doch
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