STÜRMISCHE FLITTERWOCHEN IN DER KARIBIK
Joel gerade erzählt, wie herrlich die Wälder um Kings Whitnall um diese Jahreszeit sind“, wiederholte ihr Vater gut gelaunt. „Er muss uns unbedingt einmal am Wochenende besuchen kommen, um sich selbst davon zu überzeugen.“
„Ich glaube kaum, dass Mr. Castille Zeit für solche Dinge hat“, erwiderte Darcy schnippisch. „Ein paar bunte Herbstblätter werden wohl kaum das Interesse eines so schwer beschäftigten Mannes wecken.“
Joel hob spöttisch eine Augenbraue. „Schönheit hat mich schon immer fasziniert, Miss Langton. Egal, um welche Art es sich handelt und wie ungewöhnlich sie auch sein mag.“
Bevor Darcy eine spitze Bemerkung entgegnen konnte, bat Mrs. Inman zu Tisch. Die ältere Dame war eine exzellente Köchin und hatte auch diesmal ein fantastisches Menü vorbereitet. Auf die Vorspeise, eine würzige Pilzsuppe, folgte zartes Rinderfilet mit goldbraun gebratenen Kartoffeln und bunten Salaten. Und zum Dessert gab es köstlichen Vanillepudding mit Sahnehäubchen.
Nach dem Essen begaben sich Gavin, Joel und Darcy zurück in den Salon, um bei einer Tasse Kaffee noch ein wenig zu plaudern. Dabei fiel es Darcy immer schwerer, schweigend daneben zu sitzen, denn Joel gelang es geschickt, sie in alle Gespräche einzubinden. Schon bald unterhielten siesich angeregt über Musik und Literatur.
Je stärker Darcy sich dagegen wehrte, desto sympathischer und attraktiver fand sie Joel. Wie sollte sie ihrem Vater nur glaubhaft machen, dass sie den neuen Geschäftsführer nicht leiden konnte, wenn er sich stets von seiner besten Seite zeigte?
Als hätte Joel ihre Gedanken gelesen, trank er seinen Kaffee aus und stand auf. „Jetzt muss ich mich leider verabschieden“, meinte er mit einem bedauernden Lächeln. „Mein Terminkalender ist voll, und ich muss morgen sehr früh aufstehen. Sie nehmen es mir doch hoffentlich nicht übel, wenn ich den Abend hiermit beende, Mr. Langton?“
„Nur, wenn Sie mir versprechen, uns bald wieder mit Ihrem Besuch zu beehren“, erwiderte Gavin heiter und klopfte Joel dabei freundschaftlich auf die Schulter. „Begleitest du Joel bitte zur Tür, Darcy?“
Nichts lieber als das!, dachte sie erleichtert, ging voraus in die Eingangshalle und hielt Joel schließlich demonstrativ die Tür auf. „Gute Nacht, Mr. Castille.“
„Sie haben es aber eilig, mich loszuwerden“, meinte er amüsiert. „Und Ihre Bluse hätten Sie nicht bis oben hin zuzuknöpfen brauchen, ich fand es vorher viel reizvoller.“
Darcy spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, und hob trotzig ihr Kinn. „Ihre persönlichen Vorlieben interessieren mich nicht im Geringsten, Mr. Castille.“
„Dafür interessieren mich Ihre umso mehr, Miss Langton. Was haben Sie vor zwei Jahren eigentlich in Harrys Club gesucht?“
„Sie wissen doch sonst immer alles“, entgegnete Darcy schnippisch, um ihre Nervosität zu verbergen. Konnte Joel das Thema Harry denn nicht endlich ruhen lassen? „Ich war natürlich dort, weil ich ein skrupelloses kleines Biest bin, dem es Spaß bereitet, Ehen zu zerstören. Das denken Sie doch von mir, nicht wahr?“
Joels Miene wurde finster. „Was ich denke oder nicht, spielt keine Rolle, Miss Langton. Einzig und allein die Wahrheit zählt, und die werde ich herausfinden, verlassen Sie sich drauf! Auf Wiedersehen!“
Darcy schloss zornig die Tür hinter ihm zu. Zum Teufel mit Joel Castille! Sie blieb noch eine Weile in der Eingangshalle stehen, bis sie sich etwas beruhigt hatte, und ging langsam zurück in den Salon. Ihr Vater stand mit einem Glas Brandy in der Hand am Kamin. Er wirkte müde und abgespannt und blickte gedankenverloren ins Leere.
„Dad – ist alles in Ordnung?“
Gavin drehte sich zu ihr um, und seine Züge nahmen sofort wieder die gewohnte Strenge an. „Du hättest ruhig etwas Hübscheres anziehen können“, warf er ihr ärgerlich vor. „Es ist ja fast schon peinlich, wie du dich zum Dinner präsentierst.“
„Wieso? Ich finde meinen Aufzug völlig in Ordnung.“ Es störte Darcy immer mehr, dass sie ständig nach der Pfeife ihres Vaters tanzen sollte. „Außerdem habe ich den Eindruck, dass du Mr. Castille fast schon zu unserer Familie zählst – wieso sollte ich mich da so förmlich zeigen? Anscheinend siehst du in ihm ja den Ersatz für den Sohn, den du nie …“
„Jetzt ist aber Schluss mit dem Unsinn!“, schnitt Gavin ihr das Wort ab. „Joel ist jung, hoch motiviert und hat brillante Ideen, also genau das, was unser Unternehmen braucht.
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