STÜRMISCHE FLITTERWOCHEN IN DER KARIBIK
Und was meinen Stammhalter betrifft – den könnte ich immer noch erzeugen, schließlich bin ich noch kein Greis!“
Darcy schwieg. Jede weitere Diskussion wäre sinnlos. Sie wünschte ihm eine gute Nacht und ging missmutig in ihr Zimmer. Die letzte Bemerkung ihres Vaters stimmte sie allerdings nachdenklich. Dachte er wirklich daran, noch einmal zu heiraten und eine neue Familie zu gründen? Unmöglich wäre das jedenfalls nicht, denn Gavin war erst Anfangfünfzig, und es gab viele Männer, die in diesem Alter noch einen Neustart wagten.
Sie fragte sich, was Tante Freddie wohl davon halten würde. Sie hatte ihre Karriere als bildende Künstlerin aufgegeben, als ihre Schwester, Darcys Mutter, gestorben war. Um sich um ihre kleine Nichte kümmern zu können, die damals erst zehn Jahre alt gewesen war, war Freddie schließlich in Kings Whitnall eingezogen.
Erst als Teenager war Darcy klar geworden, dass Freddie offensichtlich mehr für Gavin empfand, als ihm bewusst war. Ihre Tante jedoch hatte ihre Gefühle stets für sich behalten, da Gavin keinerlei Interesse an ihr zeigte. Wahrscheinlich nimmt er Freddie gar nicht richtig wahr, weil sie eben immer da ist, dachte Darcy traurig.
Nachdem sie geduscht und ihr Nachthemd angezogen hatte, ging sie ins Bett und dachte noch lange über Joel Castille nach. Dabei wurde ihr immer unbehaglicher zumute. Er hatte ihr gedroht, die Wahrheit über sie herauszufinden. Was, wenn er diese Drohung wahr machte?
Am nächsten Nachmittag fuhr Darcy kurz entschlossen nach Kings Whitnall, weil sie unbedingt mit ihrer Tante sprechen wollte. Doch diesmal war es Freddie, die eine Neuigkeit für ihre Nichte bereithielt.
„Um mich brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen, Liebes“, meinte sie leichthin, nachdem Darcy ihre Bedenken bezüglich der Pläne ihres Vaters geäußert hatte. „Im Moment sind wir alle im Umbruch, und auch ich habe mich verändert …“ Sie sah Darcy verheißungsvoll an. „Ich werde bald von hier wegziehen.“
„Du willst wegziehen?“, wiederholte Darcy verblüfft. „Aber wieso denn, Tante Freddie? Du gehörst doch zur Familie, und bloß weil Daddy plötzlich in den Ruhestand treten will, musst du doch nicht ausziehen.“ Darcy seufzte auf. „Ach, wenn ich doch bloß eine vernünftige Ausbildunghätte, dann hätte ich auch einen Job, und wir beide könnten uns zusammen eine Wohnung nehmen. Aber wie es im Moment aussieht, könnte ich mir noch nicht einmal ein winziges möbliertes Zimmer leisten.“
„Das brauchst du doch auch gar nicht, Darcy“, beruhigte Freddie sie sofort. „Dein Vater weiß sicher schon ganz genau, wie es für dich weitergehen soll, aber darüber müsst ihr beide euch schon selbst miteinander unterhalten. Und was mich angeht …“ Ihre Augen nahmen plötzlich einen strahlenden Glanz an. „Du erinnerst dich doch sicher noch an Barbara Lee, meine beste Freundin aus der Kunsthochschule? Sie wurde letztes Jahr Direktorin der St. Benedict’s School und sucht im Moment jemanden, der dort Kunst unterrichtet.“
„Und sie hat dir diesen Job angeboten?“, fragte Darcy gespannt.
Freddie nickte eifrig. „Ich war gestern in London beim Vorstellungsgespräch, und stell dir vor, ich kann schon nächsten Monat anfangen! Ach, Darcy, ist das nicht wunderbar? Von einer solchen Stelle habe ich schon immer geträumt!“
„Ja, das ist wirklich toll.“ Darcy umarmte ihre Tante liebevoll. „Ich weiß ja, dass du meinetwegen so viel aufgegeben hast, deshalb freue ich mich jetzt umso mehr für dich.“
Als sie jedoch an ihre eigene, düstere Zukunft dachte, wurde sie wieder ernst. „Sag mal, Freddie …. könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun?“
„Natürlich, Liebes. Was möchtest du denn?“
Darcy kaute verlegen auf ihrer Unterlippe. „Weißt du, Daddy hat vor, diesen Joel Castille zu uns nach Hause einzuladen, und ich … möchte da nicht unbedingt dabei sein. Würdest du mir Bescheid geben, wenn du weißt, wann er kommt, damit ich rechtzeitig verschwinden kann?“
Freddie runzelte die Stirn. „Warum willst du denn verschwinden,wenn Joel Castille kommt? Du weißt doch, wie wichtig es deinem Vater ist, dass du und er … nun ja … dass ihr gute Freunde werdet.“
„Ich kann diesen Kerl einfach nicht ausstehen“, erklärte Darcy, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. „Und Dad will das offensichtlich nicht einsehen.“
„Und warum kannst du ihn nicht leiden? Er sieht doch blendend aus, und erfolgreich im Beruf
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