Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stürmische Liebe in Cornwall

Stürmische Liebe in Cornwall

Titel: Stürmische Liebe in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
Vom Netzwerk:
Mal hatte sich die graue Maus, die sich ihrer untergeordneten Stellung bewusst war, in eine junge Frau verwandelt, die unter dem Blick ihres Liebsten erblühte.
    Verblüfft fragte Marianne sich, was ihr diesen Gedanken eingegeben hatte. Sie schüttelte den Kopf. Solange sie nichts Genaueres wusste, durfte sie die beiden nicht als Liebende bezeichnen. Ihr war klar, dass Jane Gefühle für den Doktor hegte, die er dem Anschein nach zu erwidern schien – aber dass sie gern beisammen waren, war ja an sich nicht unrecht. Und selbst wenn Jane Trost in den Armen des Geliebten gesucht hätte, würde Marianne sie nicht verurteilt haben, denn das Leben einer Gesellschafterin war sicher nicht leicht – immer den Anweisungen einer alten Dame unterworfen, ohne Freiheit und ein eigenes, erfülltes Leben. Doch deshalb tat man seiner Herrin kaum etwas an. Oder mochte Jane gehofft haben, das Laudanum werde die alte Dame einfach still einschlafen und nicht wieder erwachen lassen? Würde sie es nicht als Mord, sondern als Wohltat einer einsamen Frau gegenüber betrachten? Lady Edgeworthys Tod würde Freiheit für Jane bedeuten – und möglicherweise genügend Geld für sie und den Arzt, um zu heiraten … das mochte ein Motiv sein.
    Marianne grübelte. Dass Jane oder der Doktor zu einem solchen Plan fähig wären, glaubte sie einfach nicht! Wie hässlich von ihr, es auch nur in Betracht zu ziehen! Doch nachdem sie nun Mr. Hambleton kennengelernt hatte, konnte sie sich auch schlecht vorstellen, dass er die Gattin seines Verwandten, die ihm so viele Freundlichkeiten erwiesen hatte, um des Erbes willen ermorden würde.
    Sehr wahrscheinlich hatte sich doch nur eines der Hausmädchen heimlich aus Tante Berthas Zimmer ein Schmerzmittel besorgen wollen und beim Aufschrei der alten Dame hastig den Rückzug angetreten. An dieser Stelle, beschloss Marianne, würde sie mit ihren Nachforschungen ansetzen.
    Kurz vor dem Dinner ging sie hinunter und fand im Speisezimmer die drei Hausmädchen, die während des Tischdeckens fröhlich schwatzten und kicherten. Die drei verstummten, als sie sie erblickten, und Bessie fragte: „Brauchen Sie etwas, Miss Horne?“
    „Ich habe ein wenig Kopfweh; ehe es so schlimm wird, dass ich mich zu Bett legen muss, nähme ich gern etwas dagegen. Haben wir wohl ein Mittel im Haus?“
    „Miss Rudge könnte Ihnen einen Kräuteraufguss machen“, meinte das eine Mädchen.
    „Es müsste vielleicht etwas Stärkeres sein.“
    „Dann müssen Sie Laudanum nehmen“, erklärte Bessie. „Mr. Jensen hält es in seinem Zimmer unter Verschluss. Als ich neulich Zahnschmerzen hatte, gab er mir davon, und es hat ganz wunderbar geholfen. Aber ich habe nicht alles gebraucht; einen Rest habe ich noch. Ich hole es Ihnen gern.“
    „Danke, Bessie, vielleicht versuche ich es doch zuerst mit den Kräutern.“ So geradeheraus und offen, wie Bessie über die Sache gesprochen hatte, war kaum zu vermuten, dass sie im Zimmer ihrer Herrin herumgestöbert hatte. Also musste es jemand anders gewesen sein … außer Tante Bertha hatte sich das alles eingebildet. Aber nein, die Tante gehörte nicht zu den Leute, die sich solchen Hirngespinsten hingaben.
    Marianne ging hinaus in den Garten; sie wollte vor dem Essen noch ein wenig frische Luft schnappen und wählte, da die Zeit bis um Dinner knapp war, den kurzen Weg entlang eines Baches, der weiter oben auf dem Besitz entsprang und sich hinab in eine mit dichten Rhododendronbüschen bewachsene Senke schlängelte. Deren Blüte war natürlich zu dieser Jahreszeit vorbei, doch auch das tiefgrüne glänzende Blattwerk war eine Augenweide. Marianne schlenderte den engen Pfad entlang, als sie bemerkte, dass ihr jemand entgegenkam. Sie erkannte Mr. Beck und fragte sich missbilligend, was ihn um diese Tageszeit hierherführte. „Haben Sie sich verlaufen, Sir?“, sprach sie ihn an.
    „Keineswegs, Miss Horne. Ich beobachte gerade einige Vögel und bin dabei ein wenig weiter vorgedrungen, als ich ursprünglich beabsichtigte.“
    „Ah, ja? Um welche Vögel ging es denn?“ Marianne schaute zweifelnd drein. Gewiss sah man doch von den Klippen aus mehr Möwen und andere Seevögel als hier unten. Ihr selbst waren bisher nur ein paar Spatzen aufgefallen.
    „Ich glaubte, einen Adler erkannt zu haben“, erklärte Drew. „Doch sicher bin ich mir nicht. Es wäre recht unwahrscheinlich, nicht wahr?“
    „Sehr unwahrscheinlich. Hier gibt es nur wenige hohe Bäume; Adler werden kaum in Rhododendren nisten,

Weitere Kostenlose Bücher