Stürmische Liebe in Cornwall
Eindringling gehalten hatte?
„Ja, so erfuhr ich. Wie bei dem Adler, so mag ich mich auch hier getäuscht haben. Doch Sie fragten, ob Sie mir vertrauen können, Miss Horne. Ich schwöre Ihnen hiermit, ich werde niemals etwas tun, das Ihnen oder Ihrer Familie schadet. Wollen Sie sich auf mein Ehrenwort verlassen?“
Warum sollte sie? Sie kannte ihn ja kaum, und dennoch sagte ihr eine innere Stimme, dass sie ihm glauben konnte, ihm ihre Gedanken anvertrauen konnte … wenigstens einige ihrer Gedanken!
Seine Augen waren so blau, tiefblau, und sie glaubte, darin zu ertrinken, vergaß, was sie hatte sagen wollen. Sie konnte ihren Blick nicht abwenden, und ihm schien es genauso zu gehen, denn er stieß einen seltsamen Laut aus, und dann umfasste er sie und zog sie dicht an sich. Sein Kuss war zart und herzzerreißend süß; wie selbstverständlich öffneten ihre Lippen sich den seinen, und sie schmiegte sich in seine Arme, während die Welt um sie herum verblasste und sie sich der Wonne hingab, die sein Mund in ihr erweckte. Ihre Hingabe spürend, küsste Drew sie umso heißer und presste sie in aufflammender Begierde noch fester an sich.
Mariannes Verstand war völlig ausgeschaltet; allein von ihren Gefühlen beherrscht, erwiderte sie seinen Kuss mit erwachender Leidenschaft, einer Leidenschaft, die ihr bisher fremd gewesen war. Er hatte das in ihr schlummernde Feuer entzündet und ihr den Schritt von Unschuld zu Wissen aufgezwungen – das uralte Wissen des Weibes, das die Liebe entdeckt.
Unsicher, was sie von ihm nun zu erwarten hatte, sah sie zu ihm auf und fand in seinen Augen einen merkwürdigen, sehnsüchtigen Ausdruck. Im gleichen Moment blitzte das bisher fehlende Bild in ihrem Geist auf: Sie sammelte Beeren im Wald, und ein Junge kam und half ihr unter Neckereien, die hohen Ranken zu erreichen … an mehr konnte sie sich nicht erinnern, wenn sie auch wusste, dass sie eine Weile miteinander geredet hatten.
„Haben wir uns vor Jahren einmal getroffen – im Wald von Marlbeck?“
„Ja …“ Drew betrachtete sie mit Vorsicht. „Du … Sie pflückten damals Brombeeren. Als Sie sich mir letztens vorstellten, dachte gleich, dass Sie dieses Mädchen sein müssten – die Pfarrerstochter, nicht wahr?“
„Ja. Doch mir sind nur Ihre Augen im Gedächtnis geblieben – sie sind so unglaublich blau.“
„Damals waren wir noch Kinder.“
„Ach … ich habe nur noch eine blasse Vorstellung. Ich weiß nicht, warum es mir gerade jetzt einfiel.“
„Weil ich Sie damals auch küsste – allerdings nur auf die Wange – und Sie lachten.“
„Sehr wahrscheinlich“, entgegnete sie, „es war ja alles ganz harmlos.“
„Damals war ich noch ein Knabe, impulsiv und naiv. Diese Entschuldigung kann ich jetzt nicht mehr anführen. Heute habe ich Sie geküsst, weil ich Sie unwiderstehlich finde, doch tut es mir leid, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin. Ich hätte die Situation nicht ausnutzen dürfen.“
Sie sah ihn mit großen Augen an, die klar und grün waren wie ein Bergsee im Sonnenschein. Und dann lächelte sie. „Ihre Worte nehmen Ihrer Tat alles Beleidigende, Sir. Auch kann ich nicht behaupten, dass es eine unangenehme Erfahrung war – doch ich bitte Sie, es nicht wieder zu tun, ohne meine Zustimmung einzuholen.“
Drew musste lachen, denn sie war wie ein frischer Windhauch für ihn. Ihre Offenheit und ihr freies Betragen faszinierten ihn ebenso wie ihre Schönheit. In der feinen Gesellschaft gab es durchaus Frauen, die ihr äußerlich gleichkamen, doch keine je hatte so unmittelbar seine Sinne angesprochen. Am liebsten hätte er sie auf den weichen moosigen Boden niedergezogen und sich in ihrem verlockenden Körper verloren. Doch das wäre natürlich unverzeihlich.
„Ich kann nicht versprechen, dass ich Ihre Antwort abwarten könnte“, sagte er mit lachendem Blick, „aber fragen will ich, wenn ich wieder das Bedürfnis verspüre, Sie zu küssen, Miss Horne. Und nun antworten Sie auf meine Frage: Haben Sie das Gefühl, mir trauen zu können?“
„Sicher bin ich mir immer noch nicht“, entgegnete Marianne ehrlich, „doch sollte ich es besser. Sehen Sie, ich fürchte nämlich, dass jemand Lady Edgeworthy töten möchte.“
Jäh verging Drew jeder Gedanke an Verführung und Lust. „Gott im Himmel! Ich spürte gleich, dass Sie sich Sorgen machen, nur ahnte ich nicht, wie schwerwiegend die Sache sein könnte. Was bringt Sie zu der Vermutung?“
Marianne erzählte ihm alles, was sie wusste, und fuhr
Weitere Kostenlose Bücher