Stürmische Verlobung
Ziergarten zum Nachthimmel hinaufwandern.
»Tatsächlich?« Eliza stellte sich neben ihn. »Sie stellen also keine Gefahr dar? Aber warum nicht, wenn ich fragen darf?«
Magnus sah tief in ihre neugierig funkelnden Augen. »Na schön. Es ist ja nicht so, als ob die feine Gesellschaft nicht längst über meine Lage Bescheid wüsste.« Er schluckte schwer und begann: »Als mein Bruder starb, habe ich nicht nur seinen Titel, sondern auch seine Schulden geerbt.«
»Oje.« Eliza tätschelte unschuldig seinen Frackärmel und sah ihn mit ehrlichem Mitgefühl an.
Magnus schaute flüchtig zu ihrer Hand auf seinem Arm, dann wanderte sein Blick wie aus eigenem Antrieb zu ihren einladenden Lippen. Er wandte sich ab und atmete tief durch. »Wenn ich seine Schuldscheine bis zum Ende der Saison nicht auslösen kann, dann ist alles, was ich besitze, verloren, einschließlich meines Familiensitzes, Somerton Hall.«
Sie sah ihn mit ihren großen Rehaugen an. »Also müssen Sie reich heiraten oder Sie werden alles verlieren.«
»Noch ist es nicht so weit, aber es könnte dazu kommen«, erwiderte er.
Eliza stöhnte verärgert auf.
Diese sonderbare Reaktion ließ Magnus aufblicken, und er bemerkte, dass ihre Aufmerksamkeit nicht mehr ihm galt, sondern auf den Ballsaal gerichtet war. Er drehte sich um und sah, dass Elizas Tanten sich hinter einer Zimmerpalme neben der Terrassentür versteckten und sie beobachteten.
»Ignorieren Sie die beiden einfach. Zu der Entscheidung bin ich jedenfalls gekommen. Wenn man sie beachtet, stachelt es sie nur noch mehr an.« Sie kehrte den beiden alten Damen den Rücken und stützte ihre Hände auf die Marmorbrüstung. »Ach je, was für ein bemitleidenswert mittelloses Paar wir doch sind, Mylord.«
Magnus stellte sich neben sie. »Bemitleidenswert trifft es gut - Sie mit Ihren kuppelwütigen Tanten, und ich auf der Suche nach einer reichen Braut.« Er seufzte. »Es ist bedauerlich, dass wir einander nicht bei der Lösung unseres jeweiligen Dilemmas helfen können.«
» Einander helfen? « Eliza riss den Kopf herum und sah ihn an. »Ja … einander helfen«, wiederholte sie.
Tief in Gedanken versunken strich sie sich mit ihren behandschuhten Fingerspitzen über ihre rosigen Lippen. Magnus konnte seinen Drang, sie zu kosten, kaum noch bezähmen. Verlangen regte sich in seinen Lenden.
Verdammt noch mal . Wo war eine steife kalte Brise, wenn man sie brauchte? »Wir sollten besser zu den anderen zurückkehren«, sagte er und öffnete die Tür.
Eliza hielt einen Finger hoch. »Einen Moment bitte.« Sie sah Magnus an und musterte ihn von neuem. »Ich glaube, ich weiß einen Weg, wie wir einander tatsächlich helfen können.« Ihre Augen funkelten vor Aufregung.
»Wirklich? Wie das?«
Ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sie ihn von der Terrassentür wegzog. Und von ihren spionierenden Tanten. »Ich möchte Ihnen ein Arrangement vorschlagen.«
Regel vier
Geschickte Ablenkungsmanöver können die gegnerischen Streitkräfte in Bezug auf das wahre Angriffsziel in die Irre führen.
Lord Somerton sah Eliza fragend an. »Was für ein Arrangement ?«
Bevor sie antworten konnte, ertönte plötzlich das Quietschen von Türangeln. Eliza fuhr herum. Die Terrassentür, die zuvor nur einen Spalt weit geöffnet war, stand nun sperrangelweit offen.
Eliza starrte zu der schwankenden Zimmerpalme jenseits der Schwelle und zu den beiden blassblauen Augenpaaren, die zwischen den wächsernen Palmwedeln hindurchspähten. Sie seufzte verärgert.
»Nicht hier«, flüsterte sie und nahm den Earl beim Arm. »Lassen Sie uns in den Ballsaal zurückkehren. Bei der Musik und dem Stimmengewirr kann man uns nicht so leicht belauschen.«
Lord Somerton nickte verhalten. Er führte Eliza durch die offenstehende Tür und an ihren Tanten vorbei, die sie noch immer heimlich aus dem Schutz der Zimmerpalme beobachteten. Dann endlich erreichten sie die Tanzfläche und gesellten sich zu den anderen Paaren, die bereits darauf warteten, dass das Orchester von neuem aufspielte.
Während sie so dicht nebeneinander in der Menschentraube standen, fiel es Eliza schwer, ihren Blick loszureißen von
dem glänzenden ebenholzschwarzen Haar ihres Begleiters und den sehnigen Muskelsträngen, die unter dem Kragen seines Fracks verschwanden.
Die Künstlerin in ihr verlangte danach, mehr zu sehen. Eliza schluckte schwer.
Verdammt noch mal . Sie sollte einfach sein Porträt malen, damit die liebe Seele endlich
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