Stürmische Verlobung
dieses Mädchen nur an sich, das ihn so bezauberte?
Als sie sich nach der nächsten Schrittfolge wieder gegenüberstanden, ergriff Magnus ihre Hand und zwang Eliza stehenzubleiben.
Sie hob ihr Gesicht und sah ihn an. Ihre Blicke trafen sich und konnten sich einen Moment lang nicht wieder voneinander losreißen.
»Ich bedanke mich, Miss Merriweather«, sagte er.
»Wofür?«, fragte sie. Ihre Brust hob und senkte sich, während sie nach Atem rang.
»Nun, für den Tanz selbstverständlich. Die Musik ist zu Ende.« Magnus gab ihre Hand frei und deutete auf das verstummte Orchester. Unwillkürlich bedauerte er fast, nicht mehr ihre Hand in der seinen zu fühlen.
Eliza lachte verlegen. »Oh, ja, tatsächlich.«
Ihre Augen sprühten vor Lebendigkeit, und Magnus erkannte, wie gänzlich anders sie war als die Frauen, die er sonst kannte. Obgleich er nur wenige Minuten mit ihr zusammen verbracht hatte, hatte sie ihn verzaubert wie keine andere.
Vielleicht würde es doch nicht so schwer werden, eine geeignete Braut zu finden - eine Braut seiner eigenen Wahl. Er sah Eliza an und lächelte. Ja, überhaupt nicht schwer.
»Würden Sie mich auf einer Runde durch den Saal begleiten? Ich bin sicher, dass Ihre Tanten nichts dagegen hätten.«
»Daran zweifle ich nicht«, erwiderte Eliza und schaute zu den beiden alten Damen, die angeregt mit zwei jungen Gentlemen plauderten. Dann seufzte sie kaum hörbar.
»Es wäre mir ein Vergnügen«, erklärte sie und schenkte ihm ein Lächeln. »Sobald ich zurückkehre, fangen sie nur gleich wieder mit ihren Kuppelversuchen an.«
Magnus nickte ihren Tanten zu, die begeistert mit ihren Fächern winkten, als er und Eliza auf ihrem Rundgang an ihnen vorbeischlenderten.
»Kuppelversuche, sagten Sie.«
»Leider ja. Sie sind ganz versessen darauf, mich bis zum Ende der Ballsaison unter die Haube zu bringen.«
»Sie müssen verzeihen, Miss Merriweather, aber ich vermeine mich zu erinnern, dass Ihre Schwester erwähnte, Sie hätten nicht die Absicht zu heiraten.«
»Sie erinnern sich ganz richtig, Mylord. Leider betrachten meine Tanten meine Malerei als eine harmlose Spielerei, mit der ich mir die Zeit vertreibe, bis sie einen Ehemann für mich gefunden haben. Mir hingegen geht meine Kunst über alles, und ich habe nicht die Absicht, meine Ambitionen für eine Ehe aufzugeben. Zu diesem Zweck habe ich die hier.« Sie griff in die versteckte Tasche ihres Ballkleids und holte mehrere rot umrandete Karten hervor. Sie reichte Magnus eine davon.
Bitte nehmen Sie freundlichst davon Abstand, Miss Merriweather Ihre Aufwartung zu machen.
Magnus blickte von der Karte auf und sah Elizas stolzes Lächeln. »Ich verstehe nicht.«
»Wirklich? Es ist doch ganz offensichtlich.« Sie zupfte die Karte aus seinen Fingern und steckte sie wieder ein. »Die brauche ich, um potenzielle Verehrer abzuwehren.«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihre Tanten nichts von Ihren … Karten wissen?«
»Natürlich nicht. Ich bin bei der Verteilung sehr vorsichtig gewesen. Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass sie nie von den Karten erfahren werden, doch wenn sie es schließlich tun, habe ich hoffentlich schon genug davon verteilt, um die Hälfte oder mehr der potenziellen Kandidaten abzuschrecken.«
Magnus starrte diese sonderbare junge Frau nachdenklich an. »Warum sind Sie so entschieden gegen die Ehe? Das ist kaum die übliche Haltung einer Frau in Ihrer Position.«
»Nun, Sir, ich bin wohl kaum in der üblichen Position.« Feuer loderte in Elizas Augen. »Die Sache ist nämlich so, dass ich, wenn ich nur eine einzige Saison ungebunden überstehe, meine Erbschaft einfordern und damit mein Studium in Italien finanzieren kann.«
»Ach ja?« Magnus zog amüsiert eine Augenbraue hoch.
»Ja.« Eliza schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ich muss nicht heiraten, um an das Geld zu kommen, wie ich es zuerst befürchtet hatte. Ich habe ein Schlupfloch im Testament meines Vaters entdeckt. Es ist alles völlig legal, das versichere ich Ihnen«, verkündete sie stolz.
Magnus kräuselte die Lippen, während er Eliza an seinem Arm einmal durch den ganzen Saal führte. »Sie sind wirklich sehr … unkonventionell , Miss Merriweather.«
Eliza erwiderte sein Lächeln. »Vielen Dank, Lord Somerton.«
Als sie sich der Menschentraube näherten, die sich vor dem Orchester tummelte, wurde die Enge des Raums beinahe erdrückend.
»Es herrscht heute Abend ein solches Gedränge.« Eliza öffnete ihren Fächer und wedelte
Weitere Kostenlose Bücher