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Stürmische Verlobung

Stürmische Verlobung

Titel: Stürmische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Caskie
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hatte und ihre Gemälde sich gut verkauften.
    Nun, es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Sie würde gleich morgen mit Mr. Christie in Verbindung treten.

Regel fünfzehn
    Aus gerechtem Zorn wird der Wille zum Kampf geboren.
    Da es Mr. Christie nicht möglich war, ihre Gemälde an jenem Vormittag in der Ungestörtheit des Hauses ihrer Tanten zu schätzen, beschloss Eliza, höchstpersönlich mit ihren Gemälden bei Christies Auktionshaus vorstellig zu werden. Wenn Magnus Geld brauchte, aus welchem Grunde auch immer, konnte sie es sich nicht erlauben, Zeit zu vergeuden.
    Eliza war sehr erfreut und zugegebenermaßen auch etwas überrascht, als der Sekretär sie umgehend in Mr. Christies Privatbüro führte, nachdem sie sich und ihre Begleiterinnen vorgestellt hatte - denn Grace und ihre Tanten hatten es sich nicht nehmen lassen, sie zu dem bekannten Auktionator zu eskortieren.
    »Ganz ehrlich, Miss Merriweather, ich hatte ja keine Ahnung, dass Lord Somertons Bilder von einer Frau gemalt wurden. Der Einsatz der Farben ist so kühn, die Darstellung so verwegen«, gestand Mr. Christie und studierte eingehend jedes ihrer sieben Gemälde. »Einfach erstaunlich«, murmelte er leise vor sich hin.
    Eliza war erbost, doch sie hielt mit Mühe eine bissige Bemerkung zurück. Diese Gelegenheit war zu wichtig. Sie würde sie nicht aufs Spiel setzen, indem sie Mr. Christie jetzt zurechtwies wegen der weiblichen Fähigkeiten, die denen der Männer in nichts nachstanden. Stattdessen betrachtete sie eine Sammlung von kleinen Bronzeskulpturen, die hinter
seinem glänzend polierten Kirschholzschreibtisch aufgereiht standen.
    Doch dann schaute Mr. Christie vom dritten Gemälde auf und trat schweigend vor das vierte, ein Bild, das Eliza ganz besonders liebte.
    Sie wusste, dass Christie nur ein einfaches Landschaftsbild sehen würde. Doch für sie war es weit mehr. Denn in jenem Wirbel aus Farben hatte sie einen Augenblick eingefangen - eine Zeit, bevor ihre Familie von der Tragödie heimgesucht worden war. Einen Tag, an dem der Sonnenschein auf dem Fluss geglitzert und die gelb belaubten Pappeln entzündet hatte, die ihren Obstgarten in Dunley Parish säumten. Einen Tag, an dem ihre Schwestern nicht, wie ihre Mutter ihnen aufgetragen hatte, die reifen Früchte pflückten, sondern unbekümmert an den Ästen der Apfelbäume schaukelten, die stolz und hoch aufgerichtet wie Soldaten in vier perfekten Reihen standen. Die Erinnerung brach Eliza schier das Herz.
    Es war ihr Leben, das sie Mr. Christie hier anbot. Ihre Vergangenheit ebenso wie ihre Zukunft. Denn ohne die Gemälde waren ihre Pläne für Italien hinfällig. Kein Meister würde jemals einen Schüler, und schon gar keinen weiblichen annehmen, wenn er keine Arbeiten vorweisen konnte, um sein Können zu beweisen. Eliza betrachtete traurig ihre Gemälde. Es würde sie Jahre kosten, eine Auswahl von gleicher Qualität zu erarbeiten. Doch sie würde es tun.
    Grace fasste Eliza am Arm und nahm sie beiseite. »Du hast Jahre an diesen Bildern gearbeitet. Diese Bilder bedeuten dir alles«, flüsterte sie. »Überleg dir, welch großes Opfer du hier bringst. Bist du sicher, dass du das auch wirklich tun willst?«
    »Ja. Ich will es … für Magnus.« Eliza tätschelte beschwichtigend die Hand ihrer Schwester, doch sie wagte es nicht, ihr in die Augen zu sehen. Sie fürchtete, die Tränen, die ihr in
den Augen brannten, würden sich sonst ungebeten Bahn brechen.
    Grace zitterte, dann schluckte sie schwer. Ihre Worte kamen gepresst und abgehackt. »Ich … hatte ja keine Ahnung, Eliza. Es tut mir so leid. Ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr du ihn liebst.«
    Eine einzelne Träne rollte über Elizas Wange. Sie wischte sie mit ihrem Handrücken weg und wandte sich wieder Mr. Christie zu.
    Tante Letitia rümpfte verärgert die Nase darüber, dass Mr. Christie sich mit seiner Entscheidung so viel Zeit ließ. Sie klatschte laut in die Hände, um den erschreckten Auktionator auf sich aufmerksam zu machen. »Interessieren Sie sich nun für die Werke meiner Nichte oder nicht?« Ihre donnernde Stimme schüchterte Christie sichtlich ein. »Es gibt nämlich noch andere, die ein Interesse an den Bildern bekundet haben.«
    Eliza wand sich innerlich ob der unverfrorenen Lüge ihrer Tante.
    Mr. Christie machte große Augen. »Ähm … ja. Ich nehme sie alle.« Er ließ seinen Blick über die an der Wand aufgereihten Bilder schweifen. »Ja«, schnurrte er förmlich vor Entzücken. »Ich nehme sie allesamt.«

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