Stürmische Verlobung
was ich verkaufen konnte. Wenn Somerton unter den Hammer kommt, und das wird es gewiss, dann können sie die bescheidene Summe, die
ich beschaffen konnte, nehmen, um sich anderswo niederzulassen.«
Pender sah ihn interessiert an. »Die Versteigerung hat also einen netten kleinen Batzen abgeworfen, ja?«
Magnus nickte. »Es war ein guter Erlös. Mehr als ich erwartet hatte jedenfalls. Trotzdem nicht annähernd genug, um die Schulden zu tilgen.«
Pender schlug sich auf die Schenkel und stand auf. »Du machst alles so viel schwerer für dich, als es sein müsste. Heirate Miss Peacock, und rette Somerton - und alles, was dazu gehört!«
»Ich kann nicht.«
»Warum? Erklär es mir!« Pender sah Magnus abschätzig an. »Es ist doch nicht wegen dieses Merriweather-Mädchens, oder?«
Magnus richtete sich vor dem Schreibtisch auf und sah seinen Onkel herausfordernd an. »Das ist es. Und ich würde mich an Ihrer Stelle sehr vorsehen mit den nächsten Worten, die über Ihre Lippen kommen. Denn wenn es nach mir geht, wird Miss Merriweather schon bald meine Frau werden. Ich lebe lieber als Bettler mit einer Frau, die ich liebe, denn als König mit Miss Peacock.«
»Heiliges Kanonenrohr.« Pender sank abermals in seinem Sessel in sich zusammen. »Jetzt sitzen wir wirklich in der Tinte.«
Später an jenem lauen Nachmittag klopfte es an der Haustür der Feathertons.
Gleich darauf kam Edgar in den Salon, in dem die Familie gerade ihren Fünfuhrtee beendete. Graces Augen strahlten in aufgeregter Erwartung einer Nachricht von Lord Hawksmoor, der es sich seit kurzem zur Gewohnheit gemacht hatte, ihr jeden Abend seine Aufwartung zu machen.
»Miss Merriweather, es ist für Sie«, verkündete Edgar und streckte Eliza ein Silbertablett hin, auf dem ein Brief lag.
Eliza nahm zögernd den Umschlag und hielt ihn in ihrer Hand, denn sie wagte nicht, ihn zu öffnen. Ihre Gefühle lagen im Widerstreit miteinander. Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass der Brief von Magnus stammte, und hoffte gleichzeitig, dass er es nicht täte.
»Von wem ist der denn?« Graces Tonfall verriet deutlich ihre Enttäuschung darüber, dass die Nachricht nicht für sie gewesen war.
»Ich weiß es nicht.« Eliza drehte den Brief herum und sah das Initial C im Siegelwachs prangen. Der Brief stammte nicht von Magnus, und die Enttäuschung versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. Eliza erbrach das scharlachrote Wachssiegel, faltete den Büttenbogen auseinander und begann zu lesen. Sie wollte ihren Augen kaum trauen.
Es war unglaublich. Nein, unmöglich . Sie versuchte zu schlucken, doch eine plötzlich Trockenheit reizte ihren Hals und ließ sie husten. Sie schlug sich mit der Hand gegen die Brust und sprang von ihrem Stuhl auf.
Tante Letitia riss erschreckt die Augen weit auf und eilte zu ihr. Sie ballte ihre dicken Finger zur Faust und schlug Eliza damit kräftig auf den Rücken.
»Au!«, presste Eliza hustend hervor. Sie versuchte, ihre Tante mit einer abwehrenden Geste zu verscheuchen, aber nichts konnte Letitias energisches Rückenklopfen aufhalten.
»Lieber Himmel, Grace. Hol Eliza etwas zu trinken«, bat Tante Viola, »bevor Letitia das arme Kind noch zu Schanden klopft.«
Grace griff eine Karaffe von der Anrichte und füllte ein Kristallglas. Sie drückte Eliza das Glas Rotwein eilig in die Hand und hielt dann Tante Letitias eifrige Faust fest.
Eliza hob das Glas an ihre Lippen und leerte es in einem
Zug. Der Zaubertrank tat seine Wirkung und machte ihren Hals augenblicklich wieder geschmeidig. »Vielen Dank«, sagte sie zu Grace, noch etwas krächzend.
Grace sah sie an. »Aber jetzt erzähl uns doch bitte, was in dem Brief steht, dass es dich so aus der Fassung gebracht hat?«
»M-Meine Gemälde«, hauchte sie, noch immer nach Luft ringend. »Sie wurden alle verkauft - und noch dazu an einen einzigen Käufer.«
»Und so schnell. Das ist eine gute Nachricht!«, rief Tante Viola aus.
Eliza legte ihre Finger auf ihre Lippen. »Es kommt noch besser.«
Graces Lippen kräuselten sich zu einem kecken Grinsen. »Was? Ein reicher Junggeselle hat sie gekauft, und nun möchte er die Malerin ehelichen?«, scherzte Grace in übertrieben ernstem Ton.
Tante Letitia kniff Grace kräftig in den Oberarm.
»Autsch!«
»Still, Mädchen, lass sie sprechen!« Letitia wandte sich wieder an Eliza. »Erzähl. Ich kann die Spannung nicht länger ertragen.«
Eliza wippte aufgeregt auf ihren Zehen. »Sie wurden verkauft - für fünftausend
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