Stürmische Verlobung
…«, murmelte Grace gedankenverloren.
Die beiden standen eine Weile schweigend nebeneinander und schauten Magnus und Miss Peacock beim Tanzen zu.
Obgleich sie ihn förmlich gezwungen hatte, Caroline Peacock zu erwählen, schmerzte es Eliza doch, Magnus mit ihr zu sehen, bis ihr schließlich die Tränen kamen. Sie angelte in ihrem Retikül nach einem Taschentuch, doch als sie keins fand, drehte sie sich auf dem Absatz um und wollte zur Tür eilen.
Augenblicklich hielt Tante Letitia sie am Arm zurück. Der besorgte Ausdruck in den Augen der alten Dame war unverkennbar.
»Eliza, wir möchten dich einigen Leuten vorstellen«, sagte Tante Letitia, während sie und Tante Viola Eliza zu einer kleinen Gruppe aus Londons ersten Kreisen führten, die in der Nähe stand.
Nicht jetzt . Sie wollte nur noch fliehen, bevor ihr Schmerz und ihre Verzweiflung sich Bahn brachen, doch stattdessen musste sie sich für eine weitere List aus dem Regelbuch ihrer Tanten stählen.
Ganz wie es ihre Natur war, hatten ihre Tanten sie alsbald einem Marquis und zwei Baronets vorgestellt.
Doch wie die jungen Männer sie anschauten … Sie wäre am liebsten stehenden Fußes zum nächsten Waschraum gelaufen! Was hatten ihre Tanten ihnen bloß erzählt, dass es solch lüsterne Blicke hervorgerufen hatte? Eliza erschauderte bei der bloßen Vorstellung.
Doch sie musste zumindest anerkennen, mit welcher Hingabe sich ihre Tanten dem Ehestiften widmeten. Sie vergeudeten keine Zeit, ihre Strategien in die Tat umzusetzen.
Aber war es ihre Absicht, Magnus zu ersetzen, oder wollten sie ihn einfach nur eifersüchtig machen? Eliza vermochte es nicht zu sagen. Nicht dass es irgendeine Rolle spielte, denn es war nicht Magnus’ Herz, das ihre Verbindung unmöglich machte. Und auch nicht ihr eigenes, wie sie bekümmert sinnierte.
Eliza erkannte, dass sie zu lange ihren Gedanken nachgehangen und ihre Wachsamkeit aufgegeben hatte, denn plötzlich wurde sie von einem schneidigen, doch viel zu jungen Baronet auf die Tanzfläche geführt.
Die Musik hallte laut in ihren Ohren, und Eliza versuchte, Schritt zu halten, doch Magnus’ Nähe lenkte sie zu sehr ab, um der Führung ihres Tanzherrn folgen zu können. Unvermittelt riss der junge Mann ihre Arme hoch, um ein Spalier zu bilden, durch das die anderen Paare zu defilieren begannen.
Nur wenige Schritte entfernt lachte Caroline Peacock, als sie und Magnus das Spalier erreichten, um darunter hindurchzutanzen.
Eliza hätte ihr liebend gern ein Bein gestellt, um sie stolpern zu lassen, wenn sie vorbeikam. Doch Eliza wusste, dass es ihr zwar eine Genugtuung wäre, Caroline zum Gespött zu machen, aber auch ihre Bemühungen hemmen würde, Magnus in die wartenden Arme des hochnäsigen Mädchens zu lotsen. Und so tat sie um Magnus’ willen nichts, als er und Caroline
sich unter dem Spalier der erhobenen Arme hindurchduckten.
Als Magnus an Eliza vorbeischritt, wandte er den Kopf und sah ihr in die Augen. Sein eindringlicher Blick traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie rang nach Luft und wäre am liebsten geflohen.
Sobald das Orchester die letzte Note gespielt hatte, zog Eliza eine ihrer rot gerandeten Karten aus ihrem Retikül und steckte sie ihrem verwirrten Tanzpartner in die Hand. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stürzte durch die Menge auf die Tür zu.
Als sie an dem belagerten Tisch mit den Erfrischungen vorbeikam, hielt sie inne, um einen letzten heimlichen Blick auf Magnus zu werfen. Das war ein Fehler, denn er drehte sich ebenfalls gerade um, und ihre Blicke trafen sich für einen kurzen, bedeutungsschweren Moment.
Augenblicklich spürte sie einen Stich in ihrem Herzen und etwas tiefer unten. Doch es war kein Schmerz, den sie verspürte. Nein, das Gefühl war eher wie ein Hunger, und das ängstigte sie umso mehr.
Verschwinde hier , befahl sie sich. Sie wusste, wenn sie es nicht tat, würde sie möglicherweise etwas tun, um jenes Ziehen zu lindern, jenes Verlangen, denn das war es, was sie fühlte. Das Verlangen ihres Körpers nach Magnus.
Geh! Eliza nahm all ihre Willenskraft zusammen und stürzte los. Und prallte gegen etwas Festes. Irgendeine Flüssigkeit spritzte über ihre Arme, und sie hörte einen erschreckten Ausruf. Eliza kniff fest die Augen zusammen.
Als sie nacheinander ihre beiden Augen wieder aufschlug, erkannte sie ihr Opfer. Vor ihr stand William Pender. Ströme von Limonade tropften von seiner Weste und seinen Ärmeln.
» Sie! «, zischte er. Sein Gesicht war in
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