Stürmische Verlobung
Pfund!«
»Oh, wunderbar!«, jubilierten die beiden Tanten im Chor.
»Spann uns nicht länger auf die Folter, Liebes«, rief Tante Viola. »Wer hat sie gekauft?«
Eliza schaute auf den Brief, suchte nach irgendeiner kleinen Einzelheit, die sie vielleicht überlesen hatte. »Das steht hier nicht.«
»Nun, es muss eine bedeutende Persönlichkeit sein. Jemand aus der vornehmen Gesellschaft. Fünftausend Pfund, das muss man sich nur mal vorstellen.« Tante Letitia schüttelte ebenso
freudig wie ungläubig den Kopf. »Das ist ein Grund zum Feiern. Findest du nicht auch, Viola?«
»Unbedingt.« Tante Viola schaute sich im Zimmer um, wohl auf der Suche nach ihrem verschwundenen Butler, wie Eliza vermutete. »Schwester, würdest du mir beim Einschenken helfen?«
Tante Letitia nickte, und die beiden alten Damen gingen zur Anrichte, um die Karaffe mit dem Rotwein zu holen.
»Nun, Eliza. Das Geld sollte einiges von Lord Somertons Schuldenberg abtragen«, gestand Grace zu.
»Das hoffe ich«, sagte Eliza.
Grace packte Elizas Arm und zog sie dicht zu sich. »Denk ja nicht, dass das irgendetwas ändert. Halt dich von Lord Somerton fern. Zu unser aller Wohl.«
»Ich habe es nicht vergessen.« Eliza wand ihren Arm aus dem Griff ihrer Schwester. »Und du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich weiß sehr wohl, dass sich nichts an meiner Lage geändert hat. Fünftausend Pfund mögen für dich und mich ein Vermögen sein, aber es dürfte kaum reichen, um Somerton zu retten.«
Graces Miene wurde milder. »Oh, Eliza, denk nicht, dass ich so gefühllos bin, dass ich nicht erkenne, wie schmerzlich das alles für dich ist. Aber du weißt, dass es das Richtige für alle Beteiligten ist.«
Eliza nickte niedergeschlagen. Sie wünschte von Herzen, dass ihre Schwester unrecht hätte.
Der Rest der Woche verging ohne besondere Vorkommnisse, was Eliza wenigstens etwas Zeit gab, um sich für den Ball der Fortnams zu wappnen - ein Fest, an dem Magnus zweifellos teilnehmen würde.
Doch als Eliza mit ihrer Familie und Lord Hawksmoor den Ballsaal betrat, schlug ihr Herz laut wie eine Kesselpauke,
und sie musste erkennen, dass all ihre geistigen Vorbereitungen umsonst gewesen waren.
Noch schlimmer war, dass ihre Tanten sich die ganze Woche über ausgesprochen seltsam aufgeführt hatten - sie hatten ständig miteinander getuschelt und sich mit dem Regelbuch in der Bibliothek eingeschlossen. Eliza zweifelte nicht daran, dass die beiden etwas im Schilde führten. Was nur ihre Überzeugung bekräftigte, dass der heutige Abend eine Feuerprobe für ihre Willenskraft sein würde.
Unzählige Kerzen in drei riesigen Kristallkronleuchtern vergoldeten die sich drehenden Tänzer, als hätte König Midas persönlich sie berührt. Gewöhnlich hätte solcher Zauber Eliza in den Bann geschlagen, doch nach dem Verlust ihrer geliebten Bilder und Magnus’ vermochte sie nichts aufzuheitern.
Unwillkürlich ließ Eliza ihren Blick durch den Saal schweifen. Beinahe augenblicklich erspähte sie Magnus. Ihre Kehle war schlagartig wie zugeschnürt, und sie musste nach Luft ringen.
An Magnus’ Arm hing Miss Peacock und ließ sich hocherhobenen Hauptes von ihm auf die Tanzfläche führen.
Sosehr sie sich auch bemühte, Eliza konnte ihren Blick einfach nicht von dem Paar losreißen, während sie die Quadrille tanzten. Sie war untröstlich, als sie sah, wie Magnus Miss Peacock mit dem gleichen Blick anschaute, der einst ihre eigenen Knie hatte weich werden lassen.
»Versteck mich, Eliza«, quiekte Grace plötzlich und duckte sich hinter Eliza. »Der abscheuliche Mr. Dabney ist auf der Suche nach mir.«
Eliza schaute sich um und entdeckte den stämmigen blonden Mann auf der anderen Seite der Tanzfläche. Doch er schien ganz und gar nicht auf der Suche nach Grace zu sein. Nein, Mr. Dabney fixierte starr das gleiche Paar, das auch Eliza beobachtet hatte - Magnus und Miss Peacock.
»Du hast nichts zu befürchten, Grace, denn Mr. Dabney scheint heute Abend nur Augen für Miss Peacock zu haben.«
»Wirklich?« Grace kam zögernd hinter Eliza zum Vorschein. »Miss Peacock? W-Was mag er wohl an dieser Kuh finden? Ich sehe viel besser aus, meinst du nicht auch?«
»Natürlich, Grace«, beschwichtigte Eliza sie. »Aber du bist Lord Hawksmoor so gut wie versprochen. Schließlich seid ihr zusammen zu diesem Fest gekommen. Mr. Dabney müsste blind sein, wenn er die Zuneigung nicht bemerken würde, die du und Reginald füreinander empfindet.«
»Ja, das muss es sein
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